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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Autoren: Eileen Wilks
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    Prolog
    Die Besucherhalle war gewaltig. Hier drinnen war es heiß und lärmend wie in einem dröhnenden Ofen, der sich in den Überresten eines alten Vulkans befand. Gan huschte über den steinigen Boden, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, und hielt Ausschau nach Schatten. Von Zeit zu Zeit verschoben sich die Felsspalten. Wo gestern noch ein harmloser Schatten gewesen war, ging es heute womöglich senkrecht in die Tiefe. Und man machte sich lächerlich, was fast genauso schlimm war.
    Die Halle hatte kein Dach. Die Wände stiegen steil in die Höhe, hoch in den offenen Himmel, der schwarz und leer über dem Rand des Kraters stand. Diese Leere ließ Gans Haut kribbeln, obwohl er wusste, dass Xitils Lieblinge ihn nicht behelligen würden. Nicht dieses Mal.
    Er traf auf Höflinge, die miteinander plauderten oder sich zwischen den gemeißelten Säulen zankten, die vom Boden emporragten – hier ein vierzehn Fuß hoher Granitphallus, dort ein klaffendes Maul aus Onyx, groß genug, um einen Ochsen zu verschlingen.
    Nicht, dass auch nur die Hälfte dieser Dummköpfe gewusst hätte, was ein Ochse ist, dachte Gan mit einem Naserümpfen und umrundete ein Paar rosige Lippen aus Bergkristall. Gan dagegen wusste es sehr wohl. Er war vielleicht jung, er war vielleicht klein, aber er wusste mehr über die Welt der Menschen als jeder Einzelne von ihnen.
    Eben aus diesem Grund hatte man ihn gerufen. Eine Mischung aus Furcht und Vorfreude jagte Gan einen Schauer über den Rücken. Es war gefährlich, die Aufmerksamkeit der Gefürchteten auf sich zu ziehen.
    Aber, oho, es versprach interessant zu werden.
    Gan war so sehr mit seiner Vorfreude beschäftigt, dass er ein wenig zu eilig um eine eisenharte Kralle herumtrabte – und vornüber zu Boden stürzte. Seine Herzen schlugen heftig vor Entsetzen.
    Ein langer Schlangenschwanz, stachelig und todbringend, peitschte über seinen Kopf hinweg.
    Dummkopf! , schalt sich Gan stumm. Wie konnte er nur in der Halle mit offenen Augen träumen! Schließlich war er ein ausgewachsener Dämon und kein zwei Jahre alter Kobold. Beinahe wäre er gegen eine von Xitils Klauen geprallt. Man vermied es tunlichst, eine Klaue aufzuschrecken. Ihre Reflexe waren so flink, wie ihr Verstand langsam.
    Wenigstens hatte Gan einen echten Zusammenstoß gerade noch vermeiden können, denn berührt hatte er die Klaue nicht.
    „Was haben wir denn da?“, tönte eine schrille Stimme hoch über Gans Kopf. Diese Klaue war weiblich, zu einem großen Teil zumindest, entschied Gan. „Ein Insekt?“
    Gan hielt den Blick fest auf den staubigen Steinboden gerichtet, aber aus den Augenwinkeln sah er einen schuppigen Fuß, so lang wie einer seiner Arme. Die Krallen, die aus den vier dicken Zehen ragten, waren dick, gelb und scharf.
    Nicht atmen – noch nicht , sagte er sich. Die unmittelbare Gefahr war vorüber, aber Xitils Klauen waren nicht nur leicht beleidigt, sondern auch dumm.
    „Vielleicht.“ Die zweite Stimme war rauer, möglicherweise männlich und kam links von der ersten. Gan, der so weit wie möglich nach rechts schielte, konnte nur einen kurzen Blick auf ein weiteres Paar Füße mit dicken Krallen werfen. „Oder irgendein Parasit. Tritt lieber drauf.“
    „Erhabene“, quiekte Gan, „ich bitte tausendfach um Entschuldigung. „Ich verdiene es, zertreten, ja, platt getreten zu werden, weil ich Euch gestört habe, aber ich bitte Euch, haltet Euren Fuß zurück. Ich bin gerufen worden.“
    „Gerufen worden?“ Ein Fuß mit langen Krallen legte sich um Gans Rippen. Träge rollte die Klaue Gan auf den Rücken. Nun starrte er hoch in das goldene Schimmern ihres vorstehenden Augenpaares. „Glaubst du, er ist dumm genug, in solch einer Angelegenheit zu lügen?“
    „Er sieht so dumm aus, dass ich ihm fast alles zutrauen würde. Tritt lieber drauf.“
    „Oh, Erhabene, in der Tat war ich dumm, weil ich Euch beleidigt habe. Aber ich wäre nicht so hirnlos zu lügen, wenn es um die Gefürchtete geht. Wenn ich nicht die Wahrheit spreche, dann straft mich zweimal, dreimal – straft mich endlos –, aber jetzt lasst mich ihrem Ruf nachkommen.“ Du großer, blöder Trottel! Wenn ich dumm wäre, könnte ich doch nicht lügen. Auch nicht mit Worten. Und wenn Xitil unzufrieden ist, weil ich mich verspäte, dann wird sie auch unzufrieden sein, weil du mich aufgehalten hast.
    „Falls er lügt, wird nicht viel übrig bleiben, was man bestrafen kann“, gab die Klaue zur Linken zu bedenken. „Wir zertreten ihn
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