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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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Riesengeranien.
    «Mein Gott, hör auf», sagte Sam. «Ich kriege nur Lust zurückzugehen.»
    «Ich auch», sagte Wanda.
    Sie lächelten sich an. Wanda schaute fort, sah ihn dann wieder an. Sie senkte die Stimme und sagte etwas, das er nicht mitbekam. «Sag das noch mal», sagte er.
    «Die Kinder sind dieses Wochenende nicht da», sagte sie.
    «Dann machst du also einen drauf. Läßt ein bißchen die Puppen tanzen?»
    Wanda lächelte. Sie lächelte viel, aber normalerweise war das Lächeln eher aufgesetzt. Dieses Lächeln war anders, es kam von innen. «Nein. Ich gehe nicht oft aus.»
    «Was machst du dann?» fragte Sam. «Zu Hause rumsitzen und in die Flimmerkiste glotzen?»
    «Samstag abend hab ich gar nichts vor», sagte Wanda. «Sonntag mache ich die Wanderung mit.» Der Club hatte für Sonntag eine Wanderung in den Tälern organisiert.
    «Wir könnten zusammen gehen», schlug Sam vor. «Wenn wir mit einem Wagen fahren, sparen wir Sprit.»
    «Okay. Ich fahre. Komm gegen zehn zu mir, ich warte auf dich.»
    Sam wollte Samstag abend was mit ihr unternehmen. Aber er brauchte mehr Ermutigung. Wanda war keine Frau, die man drängen konnte. Tja, vielleicht würde es funktionieren, aber Sam war es lieber, wenn die Dinge in der Schwebe waren.
    «Ich rufe dich Samstag abend an», sagte er. «Ich glaube, ich bin beschäftigt, aber ich werde dich anrufen. Nur um mich zu vergewissern, daß mit Sonntag alles klargeht.» Er hatte Samstag abend nichts vor, aber es könnte nicht schaden, sie ein bißchen schwitzen zu lassen. Sollte sie sich doch fragen, was er vorhatte.
     

Kapitel 3

     
    Sam nahm seine Kamera mit zu Betty’s, kaufte unterwegs bei Smith’s ein Notizbuch und einen Kuli, und machte es sich mit einer Tasse Kaffee am Fenster gemütlich. Beobachtete die vorbeigehenden Touristen, Amerikaner und Japaner, Gruppen skandinavischer Teenager mit genug Nikon-Kameras, um einen ganzen Laster zu füllen.
    Deacon traf zehn Minuten später ein, winkte ihm zu, als er am Fenster vorbeiging. Er setzte sich zu Sam und schob seine Aktentasche unter den Tisch. Nettes Ding aus Leder.
    «Hoffentlich mußten Sie nicht zu lange auf mich warten», sagte er.
    «Keine Sorge», erwiderte Sam. «Ich arbeite an einem Job. Bin schon eine Stunde hier.» Sam schaute kurz zu einem Tisch am anderen Ende des Raumes hinüber. Deacon folgte seinem Blick und sah zwei Frauen, offensichtlich Mutter und Tochter, und einen jungen Mann, der der Bruder der jüngeren Frau oder ihr Lover gewesen sein könnte. «Machen Sie’s nicht zu offensichtlich», sagte Sam.
    «Oh, tut mir leid», sagte Deacon und schaute schnell fort. «Ich wollte nicht...»
    «Nichts passiert», sagte Sam. «Ich muß sie zwar im Auge behalten, aber Sie haben trotzdem meine volle Aufmerksamkeit.»
    Die Kellnerin nahm ihre Bestellung auf. Sam bestellte sich einen großen Kaffee mit Sahne, Deacon einen kleinen mit Milch.
    «Wo soll ich anfangen?» fragte Deacon.
    Sam nahm seinen Kuli und schlug das Notizbuch ziemlich am Ende auf. «Ich brauche persönliche Details», sagte er. «Name, Anschrift, Geburtsdatum, und ein Foto wäre auch hilfreich.»
    Sie hieß Jane Deacon, und sie wohnten in einem großen Haus in Bishophill. Sie waren seit zwölf Jahren verheiratet. In letzter Zeit ging Jane zweimal wöchentlich aus, dienstags und donnerstags, angeblich zu einer Freundin oder ihrer Schwester. Aber Deacon wußte, daß sie zu keiner von beiden ging. Er wußte nicht, wohin sie ging. Er glaubte, sie habe einen Freund.
    Dem Foto nach zu urteilen, fand Sam, daß es dieser Freund nicht schlecht getroffen hatte, wer immer er nun war. Jane Deacon befand sich zwar nicht mehr in der ersten Jugendblüte, aber sie sah dennoch
    erstklassig aus. Wenn sie auf der Speisekarte stünde, hätte er die Suppe ausgelassen und wäre schnell zum Hauptgericht gekommen. Eine Lady mit traurigen Augen...
    «Warum sollte es ein Freund sein?» fragte er.
    «Weil sie sich hübsch macht», erklärte Deacon. «Ich habe ihr ein Kostüm gekauft. Es ist blau, Kaschmir. Sie sieht ausgesprochen gut darin aus. Das zieht sie immer an, und sie macht sich auch die Haare, legt Make-up auf. Sie gibt sich wirklich richtig Mühe. Warum sollte sie so was machen, wenn nicht für einen Mann?»
    «Sind Sie Detektiv, oder was?» sagte Sam.
    Deacon kriegte den Scherz nicht mit. «Ich komme mit der Ungewißheit nicht klar», sagte er. «Ich kann nicht mehr meditieren. Meine Arbeit leidet darunter. Ich bin den Leuten gegenüber kurz
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