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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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einen Spiegel schaute, hatte er mehrere Wochen verloren. Nach einem Jahr wachte er eines Nachmittags in einer Lache Erbrochenem auf und sagte sich: Das ist deiner unwürdig.
    Das war der Moment, als er zu den AA ging und in die Männergruppe und...
     

Kapitel 2
     
    Deacon rief ihn eines Abends an, als er gerade zum Singles-Club aufbrechen wollte.
    «Ich glaube, ich werde Ihre Dienste brauchen», sagte er. Deacon sprach ruhig und rhythmisch. Er war Komponist und Buddhist und außerdem ein ausgesprochen erfolgreicher Geschäftsmann.
    «Was?» fragte Sam. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wovon der Typ redete.
    «Es geht um meine Frau», erklärte Deacon. «Ich glaube, sie hat ein Verhältnis.»
    «Geben Sie ihr den Laufpaß», riet Sam. «Wenn eine Frau ein Verhältnis anfängt, ist sie ohnehin mit einem fertig.»
    «Ich weiß es aber nicht sicher», sagte Deacon. «Ich möchte, daß Sie der Sache nachgehen.»
    «Oh, ich verstehe.» Sam schluckte zweimal. Er setzte sich und griff in seine Tasche nach Tabak und Papierchen. «Detektivarbeit.»
    «Ja. Ich weiß, daß Sie eigentlich nur im Wirtschaftsbereich arbeiten. Aber ich dachte, vielleicht könnten Sie mir trotzdem helfen.»
    «Sicher, Terry», sagte Sam, drehte sich dabei eine mit einer Hand, steckte sie an und dachte schnell nach. «Im Moment bin ich zwar ziemlich ausgelastet, aber ich glaube, irgendwie kann ich das noch einschieben. An welchen Termin haben Sie gedacht?»
    «Sofort», sagte Deacon. «Es passiert jetzt. Kann ich zu Ihnen zu kommen?»
    «Im Augenblick arbeite ich an einer Observierung», sagte Sam, dachte immer noch nach. «Wir könnten uns morgen treffen. Ich werde gegen zwei im Betty’s sein. Und, Terry?»
    «Ja?»
    «Das wird mit Sicherheit nicht billig.»
    «Ach, ich weiß», sagte Deacon erpicht, ein Mißverständnis in Ordnung zu bringen. «Ich hab nicht gemeint... Ich hoffe, Sie haben nicht gedacht, ich würde Sie um einen...»
    «Keine Sorge», sagte Sam. «Ich werde Sie nicht in den Ruin treiben. Aber ich muß auch meine Brötchen verdienen.»
    «Ich wollte wirklich nicht...», fuhr Deacon fort. «Ich hab wirk-lieh nicht erwartet, daß Sie umsonst arbeiten. Ich zahle Ihnen gern das übliche Honorar. Ich hoffe, Sie denken jetzt nicht...»
    «Ist schon in Ordnung, Terry. Machen Sie sich deswegen mal keine Gedanken. Im Betty’s um zwei. Und seien Sie pünktlich.» Sam legte auf und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Er sah das Telefon an.
    Er war toll gewesen. Er hatte es ganz cool angepackt. Das Betty’s war ein netter Einfall. Das Betty’s war ein wunderbarer Einfall. Genau die Art Schuppen, die Deacon gut finden würde. Ruhig, überall Spiegel, Kellnerinnen, guter, starker Kaffee. Und es würde leicht verdientes Geld sein. Einfach nur den ganzen Tag irgendeiner Frau folgen. Sam glaubte, daß Deacon locker vierzig pro Tag zahlen konnte. Plus Spesen, natürlich. Bei solchen Dingen muß man professionell sein. Er hatte schon immer gewußt, daß das Leben aus Höhen und Tiefen bestand. Und dies war der Anfang eines Hochs.
     
    Im Singles-Club konzentrierte Sam sich auf Wanda. Er konnte nicht glauben, daß sie wirklich so hieß, hatte echte Schwierigkeiten, dabei nicht immer an den Fischfilm zu denken. Aber während der letzten paar Wochen hatte sie ein gewisses Interesse signalisiert, genug jedenfalls, um dranzubleiben. Wie Brenda war sie ein Rotschopf. Was Sam nicht die Lust nahm. Er war nicht abergläubisch. Wanda war vor zwei Jahren geschieden worden. Sie hatte zwei Kinder, beides Mädchen; die jüngere war zwei, die ältere vier. Sie besaß einen eigenen Wagen, einen zwei Jahre alten Rover mit Ledersitzen, und außerdem ein eigenes Haus irgendwo am Stadtrand. Diese Frau würde kein Klotz am Bein sein. Sie suchte niemanden, der sie finanziell unterstützte. Sie kam ziemlich gut allein zurecht. Und heute abend zog sie alle Register.
    Als er jünger war, hatte Sam einige Jahre in Kalifornien verbracht, und Wanda hatte ihn über LA ausgefragt. Sie war mit ihrem Ex selbst schon dort gewesen, kurz nach ihrer Hochzeit. Sam hatte die meiste Zeit in Santa Monica gelebt, wo Wanda nie gewesen war, und sie hatte in Corona del Mar gewohnt, wo Sam nur einmal durchgefahren war. Also unterhielten sie sich statt dessen über die Vegetation: hochwachsenden Eukalyptus, anmutige Pfefferbäume, tropische Palmen, Gummibäume, Riesenbananen, Yuccas und die wunderbaren Gewächse der Rosen, Heliotrope, Calla in Hecken, Orangenbäume und
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