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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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ungefähr in der gleichen Lage, in der auch ihr Mann geendet hatte. Sam warf einen Blick auf das Foto von Deacon, das auf dem Klavier stand, nickte ihm zu, erhob sich dann aus dem Sessel und sah sie an. Sie war bewußtlos, atmete aber noch.
    Sie würde es überleben, aber das blaue Kaschmirkostüm war ein Totalschaden. Wirklich schade, dachte Sam, ein richtig nettes Kostüm.
    Dann drückte er seine Zigarette aus.
     



Kapitel 62
     
    Sam führte Wanda an ihren Tisch zurück und schob ihr den Stuhl zurecht, während sie sich setzte. «Möchten Sie tanzen, Celia?» fragte er.
    «Ach, Sam, Sie wollen doch wohl nicht wirklich mit einem alten Mädchen wie mir tanzen», sagte sie.
    Er ging um den Tisch und nahm ihre Hand. Führte sie auf die kleine Tanzfläche. «Sie spielen unser Lied», sagte er.
    Gus und Marie tanzten vorbei, als Sam eine Hand auf Celias Hüfte legte. «Ich werde versuchen, Ihnen nicht auf die Zehen zu treten», sagte er.
    «Gus hat gesagt, Sie hätten Jane Deacon besucht?» fragte Celia.
    «Sie wollte mich nicht sehen», antwortete Sam. «Ich habe mit ihrem Psychiater gesprochen. Eine Ärztin. Sieht ihr sogar ein bißchen ähnlich. Sie hat gesagt, Jane sei ein Beherrschungsfreak. Sie hat Frances beherrscht, fast vollständig. Jane konnte sie dazu bewegen, alles zu tun, was sie wollte. Wir werden nie erfahren, ob die Morde Frances’ Idee waren oder Janes. Aber Jane war der Kopf hinter allem. Sie wußte, daß Frances verdächtigt werden würde, deshalb war es ein genialer Einfall, ihr den eigenen Paß zu leihen. So würde niemand Jane verdächtigen.» Er drehte Celia herum. «Anscheinend war es Jane, durch die Graham und Frances sich überhaupt erst kennenlernten», sagte er. «Bei einem der Volksfeste in Chapeltown.»
    «Warum haben Sie sie besucht, Sam?»
    «Keine Ahnung», sagte er. «Wir sind uns während der letzten Wochen ziemlich nahe gekommen. Vielleicht mußte ich sehen, ob sie immer noch dort war.»
    «Es klingt nicht so.»
    «Oder überhaupt jemals war», sagte Sam. «Das passiert mir immer wieder. Man glaubt, jemanden zu kennen, die gleiche Sprache zu sprechen. Und dann stellt man fest, daß es ein völlig anderer Mensch war.»
    «Mir passiert so etwas nicht besonders oft», sagte Celia. «Ich denke, das liegt wohl an Ihrem Umgang.»
    «Ja», sagte er. «Obdachlose Aussteiger und alte Quaker-Ladys, die mich mit Ingwerkeksen füttern und an die Angel bekommen.»
    Sie schaute zu seinen Augen auf. «Jetzt machen Sie das schon wieder», sagte sie. «Funkeln mich mit diesen Augen an.»
    Celias perlendes Lachen erfüllte den Raum. Sie schmiegte sich an ihn, und er wirbelte sie über die Tanzfläche. «Dann sind Sie also zufrieden mit sich?» fragte sie.
    «Verdammt, ich bin mit uns allen zufrieden», sagte Sam. «Wir haben’s geschafft. Wir sind ein echtes Team.»
     
    «Also hat Sam gesagt, Gus könnte ein Auto kaufen», erzählte Geordie unterdessen Wanda. «Und wenn ich damit fertig bin, Worte zu lernen, nehme ich Fahrstunden, und wenn das vorbei ist, schaffen wir noch ein Auto an, und das kriege ich dann.»
    «Wenn du magst, kann ich dir Fahrstunden geben», sagte Wanda. «Damit es schneller geht.»
    «Okay», sagte Geordie. «Celia gibt mir auch welche. Also müßte es klappen.» Er schaute Sam und Celia zu, als sie an ihrem Tisch vorbeitanzten. «Was halten Sie von Sam?» fragte er. «Meinen Sie, er ist ein guter Tänzer?»
    «Ja», antwortete Wanda. «Er überrascht einen.»
    «Ich habe ihn auch überrascht», sagte Geordie. «Bin rauf in meine eigene Wohnung gezogen. Ich schlafe jetzt immer da oben. Höre Musik, lese Bücher, höre mir die Quizsendungen im Radio an. Ich lerne eine Menge. Wollen Sie mir das Tanzen beibringen?»
    Wanda lächelte. «Okay», sagte sie. Sie stand auf und trat auf die Tanzfläche. Geordie folgte ihr. «Hast du es schon mal versucht?»
    «Nein», gestand Geordie. «Aber ich lebe im Zölibat, daher müßte es eigentlich ziemlich leicht sein.»
     

 
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