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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer
Autoren: David Eddings
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PROLOG
    s war die Stunde zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Klirrende Kälte hatte sich über das Land gelegt. Im blassen Licht des Mondes glitzerten die Eiskristalle wie achtlos verstreute Brillanten im Schnee. Auf seltsame Weise erschien es Garion, als würde die schneebedeckte Erde den Sternenhimmel widerspiegeln.
    »Ich glaube, sie sind jetzt fort«, sagte Durnik und schaute in die Höhe. Sein Atem dampfte in der eisigen, völlig unbewegten Luft. »Ich kann den Regenbogen nicht mehr sehen.«
    »Regenbogen?« fragte Belgarath, und es klang leicht amüsiert.
    »Du weißt schon, was ich meine. Jeder von ihnen hat ein Licht von anderer Farbe. Aldurs Licht ist blau, Issas ist grün, Chaldans rot – alle haben unterschiedliche Farben. Hat das etwas zu bedeuten?«
    »Vermutlich spiegelt es ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten wider«, entgegnete Belgarath. »Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht. Mein Lehrmeister und ich sind nie dazu gekommen, darüber zu diskutieren.« Er trat im Schnee von einem Fuß auf den anderen. »Laßt uns zurückgehen«, schlug er vor. »Es ist kalt hier draußen.«
    Sie kehrten um und gingen den Hügel hinunter auf ihre Heimstatt zu. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Das Gehöft am Fuß des Hügels sah warm und einladend aus. Auf dem riedgedeckten Dach eines gewaltigen, aus Eichenstämmen gezimmerten Hauses lag eine dicke Schneehaube, und von der Dachrinne hingen Eiszapfen, die im Mondlicht glitzerten. Die Außengebäude, die Durnik errichtet hatte, waren dunkel, doch aus den Fenstern des Blockhauses strahlte goldenes Lampenlicht sanft auf den angehäuften Schnee im Hof.
    Vom Holzfeuer stieg eine blaugraue Rauchsäule ruhig durch den Kamin empor, wie es schien, bis hinauf zu den Sternen.
    Wahrscheinlich wäre es für die drei gar nicht nötig gewesen, ihre Gäste bis zur Kuppe des Hügels zu begleiten und ihnen hinterherzuschauen, doch es war Durniks Haus, und Durnik war Sendarier. Sendarier achten peinlich genau auf die Einhaltung von Anstandsformeln und Höflichkeit.
    »Eriond hat sich verändert«, bemerkte Garion, als sie fast am Fuß des Hügels angelangt waren. »Er wirkt viel selbstsicherer als früher.«
    Belgarath zuckte die Achseln. »Er wird erwachsen. Das geht jedem so – außer Belar, vielleicht. Ich glaube nicht, daß wir jemals erleben werden, daß Belar erwachsen wird.«
    »Belgarath!« Durniks Stimme klang schockiert. »So spricht ein Mensch nicht über seinen Gott!«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Ich meine, was du gerade über Belar gesagt hast. Er ist der Gott der Alorner, und du bist doch Alorner, nicht wahr?«
    »Wie kommst du denn auf diese seltsame Idee? Ich bin ebensowenig Alorner wie du.«
    »Ich dachte immer, du wärst einer. Jedenfalls hast du gewiß genug Zeit bei ihnen zugebracht, um auf solche Bemerkungen zu verzichten.«
    »Das war nicht mein eigener Gedanke, sondern der meines Lehrmeisters, und das ist schon ungefähr fünftausend Jahre her.«
    »Nun, wenn du kein Alorner bist was bist du dann?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Es war mir nicht wichtig, als ich jung war. Ich weiß, daß ich kein Alorner bin. Dazu bin ich nicht verrückt genug.«
    »Großvater!« protestierte Garion.
    »Du zählst nicht Garion. Du bist nur ein halber Alorner.«
    Sie gelangten an die Tür des Blockhauses und klopften sich sorgfältig den Schnee von den Füßen, ehe sie eintraten. Das Blockhaus war Tante Pols Herrschaftsbereich, und sie sah es gar nicht gern, wenn jemand ihre makellos sauberen Fußböden schmutzig machte.
    Im Blockhaus war es warm, und goldenes Lampenlicht spiegelte sich auf den blank polierten Oberflächen von Tante Pols kupfernen Topfen, Kesseln und Pfannen, die an Haken an dem Bogen über der Feuerstelle hingen. Durnik hatte den Tisch und die Stühle in der Mitte des Raumes aus Eiche gezimmert, und das Lampenlicht verstärkte die goldbraune Farbe des Holzes.
    Alle drei gingen sogleich an den Kamin, um sich Hände und Füße zu wärmen.
    Die Tür des Schlafraums wurde geöffnet, und Poledra kam herein. »Nun?« sagte sie. »Habt ihr sie angemessen verabschiedet?«
    »Ja, Liebes«, erwiderte Belgarath. »Sie gingen etwa in nördliche Richtung, als ich ihnen das letztemal nachblickte.«
    »Wie geht es Pol?« fragte Durnik.
    »Sie ist glücklich«, erwiderte Garions dunkelblonde Großmutter.
    »Ich wollte eigentlich wissen, ob sie schon schläft.«
    Poledra schüttelte den Kopf. »Nein. Sie liegt im Bett und bewundert, was sie vollbracht
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