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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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nur einer im Haus war, dann hineingehen. Sie hoffte, es war Sam Turner. Ihn würde sie wirklich gern als ersten fertigmachen.
    Den restlichen Nachmittag saß Frances im Auto, aber niemand kam aus dem Haus, niemand ging hinein. Es war schon fast früher Abend, als sie Sam Turner die Straße herunterkommen sah, die Hände in den Taschen vergraben. Diese Großkotzigkeit, die er draufhatte. Allein schon ihn zu beobachten machte Frances wütend.
    Er nahm einen Schlüssel aus der Tasche und betrat das Haus.
    Frances überlegte, ob sie das Haus anstecken könnte, sie alle verbrennen könnte. Aber das war nur ein Gedankenspiel. Sie wußte, was sie zu tun hatte. Wußte, daß sie Geduld haben mußte. Und sie wußte auch, daß sie Geduld haben konnte. Wenn nötig, eine Ewigkeit warten, wenn das erforderlich war, um das Richtige zu tun.
    Sie ließ den Motor an und fuhr nach Hause. Sie könnte eine Ewigkeit warten, aber langsam war sie das alles satt. Sie wollte es hinter sich bringen, damit sie endlich zu Graham konnte. Damit sie wieder
    Zusammensein konnten. Seine Stimme bot etwas Trost, aber das genügte nicht. Sie wollte bei ihm sein.
    Sie ging früh ins Bett, legte sich unter das Laken, schlief aber nicht direkt ein. Die ganze Zeit hatte sie dieses Bild von Sam Turner vor sich. In ihrer Phantasie erstach sie ihn mit dem Messer, aber er blutete nicht. Das Messer versank in ihm und kam wieder heraus, aber es hinterließ keine Schramme. Nach jedem Stich war er noch genauso unversehrt wie zuvor.
    Frances strengte sich mehr an, zog das Messer über seine Kehle, drehte es, versuchte dann, ihn zu enthaupten, schnitt ihn in Stücke. Nichts davon funktionierte. Er stand einfach da, die Hände in den Taschen vergraben, ein kleines Lächeln auf den Lippen, und verspottete sie.
    In der Küche setzte sie einen Topf Milch auf, rührte Honig in die heiße Milch und ging damit wieder ins Bett. Hatte sie geträumt? Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie geschlafen hatte oder nicht. Oder war diese schreckliche Vision von Sam Turner so etwas wie ein Omen?
    Sie versuchte, Graham danach zu fragen, aber er blieb stumm. Frances schlürfte ihr Getränk, aber die Vision von Sam Turner kehrte zurück. Wann immer sie versuchte, ihn zu töten, lächelte er nur.
    Bei keinem der anderen war es so gewesen. Sie hatten ihr überhaupt keine Schwierigkeiten bereitet. Die meisten hatten sich einfach hingelegt und waren gestorben. Waren so überrascht gewesen, hatten nicht mal die Zeit gehabt, etwas zu sagen.
    Frances schlief die ganze Nacht nicht. Sie verließ noch zwei weitere Male das Bett, versuchte sogar, sich einen Toast zu machen. Aber nichts funktionierte. Bei Tagesanbruch war sie immer noch wach. Erschöpft und außerstande zu schlafen.
     

Kapitel 57
     
    Sam ging zu Fuß zu Janes Haus. Es war ein drückender Abend und kaum jemand auf der Straße. Einer dieser Abende, an dem man das Gefühl hat, der Kopf könnte einem platzen. Er wußte, daß es jetzt passieren würde, und fand es komisch, daß es der Abend war, an dem er ursprünglich beabsichtigt hatte, Graham East auszugraben. Denn genau dessen Leiche würde in diesem Keller liegen. Frances war der Killer, und die Leiche würde den Beweis dazu liefern.
    Was er noch nicht begriffen hatte war, warum Delany sie nicht längst verhaftet hatte. Bestimmt war die Polizei doch nicht so dumm? Er hatte darüber am Telefon mit Clive Desmond gesprochen, dem Reporter von Calendar News, und wie sich herausstellte, war sie zu einem Zeitpunkt eine Hauptverdächtige gewesen, genau wie Sam, doch dann war Frances ausgeschieden, weil sie keinen Reisepaß besaß.
    Höchstwahrscheinlich war es so gewesen, daß Graham die Frauen in Neuseeland und Schweden ermordet hatte, und dann war er entweder gestorben oder Frances hatte ihn umgebracht und die Aufgabe von ihm übernommen. Das würde es erklären. Es war eine elegante Lösung. Es war zwölf Riesen wert.
    Und warum kam es ihm dann nicht vor, als sei es zwölf Riesen wert? Wenn man zu Fuß durch die Stadt geht, um mit Jane Deacon zu schlafen, dann schienen zwölf Riesen nicht mehr so besonders viel zu sein. Sie steht am Ende mit einem Stück weißem Strand und einem Bikini bis ans Lebensende da, was auf eine Summe in der Größenordnung von einer Million Mäusen hinauslief, wenn man das Geld aus der Lebensversicherung berücksichtigte. Sie trägt ein paar Tage Schwarz, trauert aber nicht, sie lügt und baggert Sam an, als hätte er noch nie erlebt, daß eine Frau einen
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