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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman
Autoren: Rebecca Fischer
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1
    Suche Frau für Affäre ohne Nebenwirkungen
    FRANCA PETERS - SAMSTAG, 15. MAI
     
    »Findest du meine Brüste zu klein?«
    »Welche Brüste? Ich sehe hier nirgendwo welche. Außer meinen eigenen natürlich.« Mia kichert, ich schmolle. Unverschämtheit!
    Meine beste Freundin nimmt wie immer kein Blatt vor den Mund. »Ehrlich währt am längsten«, lautet ihre Devise, auch wenn’s wehtut.
    »Ich weiß selbst, dass ich nicht Körbchengröße Doppel-D habe, aber bin ich deshalb weniger wert? Wo sind die Zeiten geblieben, in denen innere Werte zählten? Wärme, Verstand, Charme, emotionale Intelligenz …«
    Mia zieht ihre Nase kraus.
    »Ehrliche Antwort?«
    Ich nicke, wenngleich ich die Wahrheit vermutlich nicht hören will.
    »Solche Zeiten hat es nie gegeben. Was zählt, ist der erste Eindruck. Und der läuft bei Männern nun mal in der Regel über die Optik und folgt einem über die Jahrhunderte fest etablierten Beuteschema: große Kulleraugen,
roter Schmollmund, lange Beine, gebärfreudiges Becken - und Brüste, möglichst große. Wenn diese Kriterien alle erfüllt sind, freuen sich die Herren der Schöpfung natürlich, wenn du außerdem bis drei zählen kannst, im Handumdrehen ein Vier-Gänge-Menü zauberst und interessiert ihren Geschichten lauschst.«
    Ich schlucke. Das klingt alles ziemlich aussichtslos.
    Bevor ich also beginne, über eine Brustvergrößerung nachzudenken oder einen Kochkurs zu belegen, sollte ich vielleicht am besten alles so lassen, wie es ist!
    An sich ist doch alles gut.
    Mia blättert in der aktuelle Ausgabe der Szene und gibt stichprobenartig zum Besten, welchen Typ Frau die Inserenten suchen. Das Hamburger Stadtmagazin ist ein idealer Auskunftgeber, wenn man ausgehen will, Restauranttipps benötigt oder - zumindest nach Meinung meiner besten Freundin - den Mann fürs Leben sucht. Natürlich sind Kontaktanzeigen mittlerweile antiquiert, aber mit neununddreißig fühle ich mich zu alt für Internet-Flirts und gehe hoffnungsvoll davon aus, dass es den Männern meiner Generation ebenso geht.
    »Mama, was macht ihr da? Können wir jetzt endlich los?«
    Meinem achtjährigen Sohn Samuel, den ich immer Sammy nenne, ist offenbar langweilig. Eigentlich wollten Mia und ich schon längst mit ihm im Zoo sein, aber irgendwie sind uns während des Frühstücks diese Anzeigen in die Quere gekommen. Mia kann es eben einfach nicht lassen: Sie will mich auf Teufel komm raus »an den Mann bringen«.

    »Schätzchen, wir sind gleich so weit. Nur noch’ne Minute. Schau doch so lange in das Tierlexikon, das Papa dir geschenkt hat.«
    Ich finde meinen Vorschlag irre konstruktiv.
    »Hab ich schon durch! Ich will in den Zoo. Jetzt gleich!«
    »Sammy, deine Mom und ich müssen noch kurz etwas Wichtiges besprechen. In zehn Minuten, okay? Weißt du, wie lange zehn Minuten sind?« Mia deutet auf ihre Cartier, und Sammy guckt beleidigt.
    »Na klar weiß ich das, ich bin ja schon acht.«
    Sprichts und verzieht sich ins Kinderzimmer. Endlich!
    »Du kannst echt gut mit Kindern«, grinse ich und blättere weiter. Die Überschriften der Kontaktanzeigen sind eine einzige Katastrophe: »Suche Frau für Affäre ohne Nebenwirkungen« oder »Keine Frau fürs Leben, sondern nur für mal eben«. Nicht zu verachten ist auch »Einen sexy Hasen fürs Bett, das fänd’ ich nett«.
    Brrrr! Vielleicht sollten diese Herren sich lieber auf der Reeperbahn umsehen, anstatt miese Reime zu verfassen. Wenn sie nur auf Sex aus sind, ist ihr Geld dort besser aufgehoben. Hasen gibt es da jede Menge. Allerdings tragen sie Moonboots.
    »Mia, sei mir nicht böse, aber das ist nichts für mich. Lass uns lieber in den Tierpark gehen, bevor ich schlechte Laune bekomme.«
    Meine Freundin rollt mit den Augen, seufzt und nickt. Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, wann sie den Bogen überspannt hat.

    Eine halbe Stunde später sind wir im Zoo, und Sammy ist in seinem Element. Erster Programmpunkt auf der Tagesordnung: der Affenfelsen.
    Wir stehen vor den Orang-Utans und beobachten, wie ein Männchen mit drei Weibchen gleichzeitig flirtet.
    »Ich dachte immer, die seien monogam«, wispere ich Mia zu. Auf der Informationstafel lese ich zu meinem Entsetzen, dass die Affen aus Borneo und Sumatra lediglich dauerhafte Bindungen zwischen Weibchen und Jungtieren kennen.
    Mein Blick wandert zu Sammy.
    Mia, die als Kommunikationstrainerin eigentlich nur Erfahrung mit dem Paarungsverhalten von Wirtschaftsbossen hat, kontert amüsiert:
    »Ich glaube, du
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