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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Autoren: Tom Brook
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    Prolog

    Es regnete in Strömen, als er mit hochgeschlagenem Mantelkragen fluchend über den verschlammten Hof zum Verwaltungsgebäude lief. Tagelanger Regen hatte den Boden hoffnungslos aufgeweicht. Missmutig schaute er nach oben. Der wolkenverhangene Mond ließ die Ziegelei in einem gespenstischen Licht erscheinen. Die Zeit drängte. Vor einer Stunde hatte er überraschend ein Telegramm seiner Dienststelle in Bremen erhalten, in dem ihm unmissverständlich erklärt wurde, dass er nun endlich verwertbare Ergebnisse abliefern müsse. Ansonsten werde er mit sofortiger Wirkung von dem Auftrag abgezogen, hieß es dort weiter. Er atmete tief durch. Es ging schließlich um eine Menge Geld und man hatte viel Vertrauen in ihn gesetzt. Wenn seine viel versprechende Karriere nicht frühzeitig zu Ende gehen sollte, dann musste dringend etwas passieren. Und zwar an diesem Abend noch. Wutentbrannt zerknüllte er das Telegramm in seiner Manteltasche.

    Seit über einem Jahr arbeitete er bereits in dieser gottverlassenen Einöde im äußersten Nordwesten des Reiches. So lange war er nun schon bei dem sturen Ziegeleibesitzer beschäftigt. Als kaufmännischer Leiter hatte er in dieser Zeit hart dafür gearbeitet, dass der ihm zumindest in beruflichen Dingen das nötigste Vertrauen schenkte. Privat ließ dieser Amsterdamer Dickschädel allerdings keinen Menschen an sich heran. Anscheinend vertraute er selbst seiner Frau und seinen Kindern nicht. Zornig stapfte er mit seinen polierten schwarzen Stiefeln durch den Schlamm. Wenn er gewusst hätte, wie mühsam und langwierig dieser Auftrag werden würde, hätte er dankend abgelehnt. Aber er war damals in der Hoffnung auf viel Geld von einem auf den ersten Blick einfachen Auftrag ausgegangen, der höchstens drei Monate dauern würde.

    Er sei der ideale Mann, schmeichelte ihm Schallberg im Sommer des vergangenen Jahres, als er ihn mit der Aufgabe betraute. Informanten der Dienststelle in Bremen gingen davon aus, dass der jüdische Ziegeleibesitzer ein beträchtliches Vermögen aus dem Verkauf seiner väterlichen Reederei besaß und mit dem Gedanken spielte, es ins Ausland zu bringen. Wenn es ihm gelänge, das Geld bei einer Schweizer Bank zu deponieren, könne man nicht mehr darauf zugreifen. Mehr Informationen hatte man ihm damals nicht gegeben. Er solle nur herausfinden, wo das Geld versteckt ist, den Rest würde dann die Dienststelle des Sicherheitsdienstes erledigen.
    Er hatte im Laufe des Jahres wirklich alles Menschenmögliche versucht, den Aufbewahrungsort des Vermögens ausfindig zu machen. Dafür hatte er nächtelang sämtliche Unterlagen der Ziegelei durch gearbeitet. Er hatte diesen sturen Holländer fast rund um die Uhr beobachtet, seine geschäftlichen und privaten Briefe gelesen und seine engsten Mitarbeiter ausgehorcht. Alle Bemühungen waren bislang ohne Erfolg gewesen. Nun war die Frist abgelaufen. Seinem Dienststellenleiter Schallberg saßen die Vorgesetzten aus Berlin im Nacken und forderten ihrerseits Erfolge in dieser verdeckten Aktion. Keiner wollte einen Misserfolg eingestehen. Die ganze Last ruhte jetzt auf ihm.

    Heute wollte er alles auf eine Karte setzen. Sein Auftrag war so oder so beendet. Entweder er entriss ihm heute endlich das Geheimnis um das versteckte Vermögen oder er musste zerknirscht seine Niederlage in Bremen eingestehen. Aber das wollte er auf gar keinen Fall.

    Er hatte für seinen heutigen finalen Auftritt extra seine graue Uniform angezogen und seine schwarzen Stiefel auf Hochglanz poliert. Die schwere Dienstwaffe steckte einsatzbereit in dem ledernen Holster. Er zog seine Mütze noch tiefer ins Gesicht, so dass die Augen kaum noch zu erkennen waren. Mit der Respekt einflößenden Uniform wollte er dem Ziegeleibesitzer seine Macht demonstrieren. Sie sollte dem Eigenbrödler deutlich machen, dass er es nicht nur mit ihm zu tun habe, sondern mit der mächtigsten Organisation der Welt. Genau so wollte er es machen. Er war sehr zufrieden mit seinem Plan.

    Als er den Hof der Ziegelei überquert hatte, öffnete er die schwere Eichentür des Verwaltungsgebäudes. Als Prokurist hatte er sämtliche Schlüssel für die Gebäude der Ziegelei. Er sah auf seine Laco-Uhr. Die Leuchtziffern zeigten, dass es kurz nach neun war. Die Angestellten hatten längst Feierabend. Nur der Chef arbeitete häufig bis in die späten Abendstunden. Er lief die breite, geschwungene Treppe ins Obergeschoss hoch, wo sich die Büros der leitenden Angestellten
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