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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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sagte sie. «Sieht fürchterlich aus, aber er ist auf den Beinen.»
    «Frag ihn doch bitte, wann er anfangen will», sagte Sam.
    «Einen Moment.»
    Sam blieb am Telefon, stellte sich vor, wie Marie jetzt nach Gus schaute. Er hatte ihre Beziehung seit Jahren miterlebt, hatte mit beiden in der Anfangszeit zusammengesessen, als sie sich praktisch permanent stritten. Irgendwie hatten sie sich zusammengerauft, so daß sie sich heute nicht mehr auf den Füßen standen, hatten sich mit der Tatsache abgefunden, daß jeder von ihnen neben dem gemeinsamen ein eigenes Leben leben mußte. Aber sie waren zusammen. Sam sagte Gus oft, was für ein Glückspilz er sei, aber Gus wußte das bereits.
    «Sam? Er sagt, gegen eins. Ist das okay?»
    «Ja. Ich bin dann auch soweit. He, Marie, wann fängst du bei uns an?»
    Sie lachte am anderen Ende der Leitung. «Ich halte mir die Möglichkeit offen», sagte sie. «Wenn ich dran denke, was die aus dem Gesundheitswesen machen.»
    Er legte auf und rief Celia an, um zu hören, wo er jetzt sein sollte. Bei Betty’s mit einer Frau reden, einer gewissen Fletcher, die glaubte, ihr Mann versuche, sie zu vergiften, damit er sein Flittchen heiraten konnte. Das Leben mußte manchmal ziemlich einsam sein.
     
    Nach dem Gespräch mit Mrs. Fletcher hatte Sam noch Zeit, nach Hause zurückzukehren, um einen Happen zu essen und sich umzuziehen, bevor Gus ihn abholte. Er fand Geordies «Gedicht» auf seinem Kopfkissen und nahm es mit ins Wohnzimmer. «Heißt das, du willst wieder weg?» fragte er.
    «Nein», sagte Geordie. «Es ist nur ein Geschenk. Ist es richtig? Die Schreibweise und alles?»
    «Manches ist okay», sagte Sam. Er las es noch einmal. Einige der Worte waren falsch geschrieben: agen/again, frend/friends, plees/please, wen/when, werld/world. «Und manches ist gottverdammtes Chinesisch.»
    «Ich bin multilingual», sagte Geordie.
    Sam sah ihn an, beobachtete, wie er zur Spüle ging und eine Tasse ausspülte, schwieg. Dann begann Geordie zu lachen. «Wissen Sie, was es bedeutet?» fragte er.
    «Ja. Ich weiß es, aber woher kennst du es?»
    «Das ist Bob», sagte Geordie. «Er kennt einen ganzen Haufen beschissener Worte, Sam. Wenn man ihm zuhört, klingelt einem nach einer Weile nur so der Kopf. Multi-dies, subalternieren-das, hypo-scheiß poly-piß-morph. Die sprudeln eins nach dem anderen raus. Wenn man die Augen zumacht, denkt man vielleicht, er redet ganz vernünftiges Zeug, aber eigentlich ist man völlig benommen. Es macht einen im Kopf fertig.»
     



Kapitel 59
     
    Kurz nach zwei machten Gus und Sam sich in dem Keller an die Arbeit. Um halb vier hatten sie immer noch nicht den ersten Ziegel draußen. «Mein Gott», sagte Gus, «ich glaube langsam, das hier war ein Fehler, Sam.»
    «Hast du Fieber?» fragte Sam.
    «Es ist so verflucht kalt hier unten. Ja, ich schwitze, aber mir ist eiskalt.»
    «Zieh meine Jacke an», sagte Sam. «Setz dich auf den Stuhl. Er wird locker.»
    Gus zog Sams Jacke über den Kopf, hielt sie unter dem Kinn fest zusammen. Sam machte sich an der "Wand wieder an die Arbeit. Sie hatten den größten Teil des Mörtels um einen Ziegel entfernt, aber er wollte immer noch nicht heraus. Jetzt benutzte Sam Hammer und Meißel, um den Stein zu spalten. «Wenn ich den hier erst mal draußen habe, müßte der Rest eigentlich ein Kinderspiel sein», sagte er.
    Gus stand auf und schritt in dem winzigen Raum auf und ab. «Ich sag dir was, Sam», sagte er. «Was dagegen, wenn ich im Auto warte? Ich muß mich hinlegen.»
    Sam begleitete ihn zum Wagen, half ihm, auf dem Rücksitz ein Lager aufzuschlagen. «Tut mir leid», sagte Gus, «aber ich fühl mich echt beschissen.»
    Sam drehte sich eine Zigarette, zündete sie an und kehrte ins Haus zurück, ging runter in den Keller. Es war unheimlich, dort unten allein zu sein. Er ging wieder hinauf und verriegelte die Tür, damit kein durchgeknallter Bastard hereinkam und ihn abstach. Ohnehin schon viel zu viele Morde in diesem Fall, dachte er. Als Deacon den Löffel abgegeben hatte, erwischte Sam sich bei dem Gedanken, daß es hoffentlich nicht ansteckend war. Seitdem waren sie gefallen wie die Fliegen.
    Er schlug sich mit dem Hammer auf den Daumen und warf das Werkzeug quer durch den Keller. «Scheiße, Frances», fluchte er, «wenn du diese Wand hier hochgezogen hast, solltest du auf dem Bau arbeiten.»
    Schließlich kam der Ziegel heraus, und er holte den schweren Hammer, um zu versuchen, den Rest der Wand einzureißen. Es war
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