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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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Sie bereitete ihre Abreise in die Sonne vor.
    Sam ging in das nächste Zimmer und setzte sich an den großen, antiken Schreibtisch. Ja, Paß und persönliche Papiere lagen dort. Himmel, Delany sagte, sie war aus dem Haus gekommen und wer immer auf Geordie geschossen hatte, war hinter ihr her. Was machte sie jetzt? Lief sie einfach nur durch die Stadt?
    Er nahm den Paß und schlug ihn von hinten auf, warf einen Blick auf das Foto. Ja, das war sie, der kleine Mund, starrer Blick. Ein Gesicht aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort.
    Er blätterte durch die gestempelten Seiten und hielt bei einem grünen Stempel inne: Inrest Sverige Passkontrollen Göteborg. Da war auch ein Datum, der Tag, bevor Lotta Jensen ermordet wurde.
    «Das ist nicht dein Ernst», sagte Sam.
    Die Seite davor bewies, daß sie auch in Neuseeland gewesen war. Einreise einige Tage vor Sarah Dunns Tod, Abreise eine Woche später. Mußte ein paar Tage gedauert haben, um alle Sehenswürdigkeiten zu sehen. Mein Gott, sie hatte Nerven.
    Sam blätterte in den anderen Dokumenten auf dem Schreibtisch. Das interessanteste war Janes Geburtsurkunde. Sam hatte die Unterlagen in der öffentlichen Bibliothek gesehen, aber das hier war das Originaldokument. Sie war in Leeds geboren und hieß Jane Debra. Unter Name und Nachname des Vaters hatte der Urkundsbeamte geschrieben: David Golding.
    Er faltete die Geburtsurkunde zusammen und steckte sie mit dem Paß in seine Jackentasche. «Du wirst zurückkommen müssen, um dir das hier zu holen», sagte er. «Und ich werde dich erwarten.»
    Dann hämmerte jemand unten gegen die Haustür, und er ging hinunter, um zu öffnen.
    «Warum schließen Sie sich ein?» fragte Delany und marschierte an ihm vorbei.
    «Reine Gewohnheit», sagte Sam.
    «Ihre Theorie funktioniert nicht», sagte Delany. «Frances war bereits tot, als wir dort eintrafen. Kopfschuß.»
    «Aber kein Zettel», sagte Sam.
    «Nein. Nichts. Ich will Sie unten im Revier sprechen.»
    «Ich komme nicht mit», sagte Sam. «Ich bleibe hier, bis die Blondine zurückkommt.»
    «Ich könnte Sie verhaften.»
    «Das könnten Sie, ja», antwortete Sam. «Aber Sie wollen doch sicher nicht noch mehr Scheiße bauen. Könnte Sie den Job kosten.»
     



Kapitel 61
     
    Sam saß da und starrte das Telefon an, bis es klingelte. Jane Deacons Stimme sagte: «Sam? Gott sei Dank bist du es. Ist alles in Ordnung? Kann ich zurückkommen?»
    «Wo bist du?» fragte er. «Ich habe mir schon Sorgen gemacht.»
    «Keine Ahnung. In einer Telefonzelle.»
    «Ja», sagt er. «Du kannst jetzt zurückkommen.»
    Fünfzehn Minuten später schloß sie die Haustür auf. In diesem kleinen, blauen Kaschmirkostüm ging sie in das vordere Zimmer, genau wie damals, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Vielleicht jetzt ein bißchen abgetragener.
    «Wo ist Geordie?» fragte sie. «Mit ihm alles in Ordnung?»
    «Im Krankenhaus», sagte Sam. «Er wird’s überleben.»
    «Oh!» Das war eine Überraschung für sie. Sie mußte ihn für tot gehalten haben.
    «Erzähl mir, was passiert ist», sagte Sam.
    «Geordie hat einen Mann ins Haus gelassen», sagte sie. «Ich dachte, es wäre Graham. Er hat auf Geordie geschossen. Dann bin ich aus dem Haus gerannt.»
    «Graham ist tot», sagte Sam. «Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich habe heute nachmittag seine Leiche gesehen.»
    «Sam, ich dachte, er wäre es. Ich hatte keine Zeit, um groß nachzudenken. Wer immer es war, er hat Geordie niedergeschossen. Ich bin einfach weggelaufen.»
    «Frances ist tot», sagte Sam.
    «Oh, wann? Oh, nein!»
    «Das ist Schmierentheater, Jane», sagte Sam. «Deine kleine Schwester, das war sie doch, oder?»
    «Schwester? Nein. Was meinst du damit?»
    «Ich meine, du bist eine beschissen schlechte Schauspielerin», sagte Sam. «Und eine noch schlechtere Lügnerin.» Er nahm die Geburtsurkunde und den Paß aus der Tasche und warf ihr beides zu.
    Sie hob den Paß auf, ließ die Geburtsurkunde neben ihren Füßen liegen. Sam beobachtete, wie sich ihre Miene änderte, als ihr die ganze Tragweite dämmerte. Es war wie eine Diashow, ihre Schultern sackten langsam herab, ihr Mund öffnete und schloß sich wieder. Sie warf einen Blick auf den Paß, steckte ihn in die Tasche. Sie schaute zu der Geburtsurkunde auf dem Boden, und einen Moment dachte sie daran, sie aufzuheben. Dann sah sie wieder Sam an, als ihr klar wurde, daß es keinen Ausweg mehr gab. Bis auf einen.
    Jetzt hielt sie eine Kanone in der Hand.
    «Willst du mich auch
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