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1075 - Horror auf Mallorca

1075 - Horror auf Mallorca

Titel: 1075 - Horror auf Mallorca
Autoren: Jason Dark
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Sie sah die Menschen, die Fremden, die Touristen, die sich nicht für die Schönheiten in der Kirche interessierten, sondern mehr nach einer Abkühlung suchten. Sie benahmen sich alle gleich. Hielten sich einfach nicht unter Kontrolle. Sie waren schlimm, stöhnten, beschwerten sich über die Sonne draußen und waren froh, in der Kirche den kühlenden Schatten zu erleben.
    Nein, nicht alle waren gleich. Ihr fiel ein Paar auf, das sich anders verhielt. Suchend, sich umschauend. Beide kamen zu der Alten, sprachen mit ihr, wollten wissen, wo es zur Sakristei ging und wo sich der Pfarrer befand.
    Carlotta gab ihnen die Antworten. Der Pfarrer war nicht da, der Küster ebenfalls nichts. Die beiden verließen die Kirche, aber das wissende Lächeln der alten Frau sahen sie nicht.
    Andere Menschen betraten die Kirche, schauten sich um, aber nicht alle interessierten sich nur für die ausgestellten Schönheiten. Es gab auch andere, die sehr zielsicher waren, obwohl sie sich nicht auskannten.
    Die alte Frau spürte den Schauer, der plötzlich über ihren Körper rieselte, als sie den hochgewachsenen Mann mit dem dunkelblonden Haar entdeckte. In seiner Begleitung befand sich eine ebenfalls blonde Frau. Die beiden flüsterten miteinander und verhielten sich beinahe wie das Paar, das Carlotta angesprochen hatte.
    Sie gingen wieder.
    Carlotta blieb in der Bank. Die alten Knochen taten ihr vom langen Sitzen weh. Hin und wieder mußte sie die Beine ausstrecken, um nicht starr zu werden. Aber sie wußte auch, daß ihre Zeit bald um war. Lange brauchte sie nicht mehr in der Bank zu bleiben.
    Sie stand auf. Sie hatte große Mühe, sich zu strecken und normal stehenzubleiben. Mit ihren zerfurchten Händen hielt sie sich an der Bank fest. Hände, die beinahe so runzlig wie ihr Gesicht aussahen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. Sie hatten es versucht, nicht nur zwei Personen, sondern mehr.
    Aber sie alle würden sich wundern, vielleicht sogar tödlich wundern.
    Carlotta lachte in sich hinein, während sie die Bank verließ. Sie war eine sehr kleine Frau. Das Alter hatte ihre Gestalt gebeugt. Die vielen Jahre schienen schwer auf ihrem Rücken zu lasten. Carlotta trug dunkle Kleidung. Einen Rock, eine Bluse. Beide Kleidungsstücke waren weit geschnitten.
    Ebenso wie beim Tuch, das sich die alte Frau über den Kopf gehängt hatte, war nicht mit Stoff gespart worden. Dieses Outfit gab ihr ein hexenhaftes Aussehen. Einigen Besuchern fiel es auf, und sie machten einen Bogen um Carlotta, denn sie kam ihnen unheimlich vor.
    Carlotta näherte sich dem Ausgang. Ihre Füße hob sie kaum an. Ihr fehlte einfach die Kraft. Und so schlurfte sie über den Steinboden hinweg. Hin und wieder griff sie mit ihrer faltigen Hand nach den gebogenen Enden der Sitzreihen, um dort für kurze Zeit Halt zu finden. Sie wirkte wie jemand, mit dem man Mitleid haben konnte, aber Carlotta war zäh.
    Sie paßte auf, sie gab acht. Ihre Augen waren nicht schlecht. Sie beobachtete alles genau. Jeden Besucher schaute sie an, der in ihre Nähe kam.
    Keine Gefahr. Sie waren normal, wollten nur die Kirche sehen oder sich abkühlen. Die unnormalen Besucher waren bereits verschwunden und würden an ihrer Niederlage zu knacken haben.
    Carlotta erreichte die Tür. Es fiel ihr schwer, sie zu öffnen. Ein grauhaariger Tourist half ihr dabei, und Carlotta bedankte sich mit wenigen gemurmelten Worten.
    Aus dem Dunkel der Kirche ging sie hinein in den hellen Schein. Es war das Hineingleiten in das herrliche Licht. In den Glanz der Sonne, die noch immer als glühendes Auge am Himmel stand und ihre Strahlen in die Tiefe schickte. Die Hitze lastete auf dem gepflasterten Hof. Sie hätte die alte Frau noch mehr in die Knie drücken können, aber Carlotta hielt sich tapfer. Der Körper straffte sich.
    Sie ging nicht mehr so krumm. Ein Energiestoß hatte sie erfaßt und ihr die nötige Kraft gegeben. Sie richtete sich auf und bewegte sich beinahe schon gerade über den Platz mit den heißen Steinen hinweg.
    Ihr Ziel lag auf der anderen Seite. Dort malte sich ein Gitter ab. Dahinter lag der kleine, aber schon recht dicht bewachsene Friedhof. Die Sträucher waren im Laufe der Zeit gewachsen und hatten sich ausgebreitet, so daß sie schon beinahe so etwas wie eine Mauer bildeten, die nur wenige Lücken aufwies.
    Wer durch sie blickte, sah die Grabsteine oder auch die Statuen, die auf den Gräbern standen.
    Auch jetzt wurde Carlotta von den Touristen kaum beachtet. Die Menschen
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