Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0139 - Im Land des Vampirs

0139 - Im Land des Vampirs

Titel: 0139 - Im Land des Vampirs
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ich lenkte den Bentley dorthin, wo der Nebel am dicksten war. Die Stelle hatte ich mir nicht ausgesucht, sondern Jan Ziegler, der Mann, der mich treffen wollte.
    Angeblich hätte er eine heiße Sache für mich, doch ich war skeptisch. Man kannte Jan Ziegler. Er führte immer das große Mundwerk, war der Schönste, der Schnellste und der Beste von allen. Bis man ihm mal die Lizenz entzogen hatte, da backte er kleine Brötchen. Seitdem Ziegler sie zurückbekommen hatte, war er nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
    Ich war auf jeden Fall gespannt.
    Der Treffpunkt befand sich in Nähe der Docks, ungefähr in der Mitte zwischen Tower und London Bridge. Hier stießen die Piers wie lange Arme in die Themse hinein, hier gab es die schmalen Kanäle und die zahlreichen Lagerschuppen sowie Fabriken und kleinere Werke.
    Keine Gegend für Touristen. Und meinen Bentley hätte ich nur im Notfall zurückgelassen. So blieb ich sitzen, ließ die Scheibe nach unten fahren und wartete auf Ziegler.
    Die Zeit vertrieb ich mir mit einer Zigarette. Typen wie Ziegler sind nie pünktlich, deshalb wunderte es mich auch nicht, daß es bereits zehn Minuten über die Zeit war und ich noch immer nichts von ihm gehört hatte.
    Ich legte die Kippe auf den Daumennagel und schnippte sie in den wabernden Nebel. Die rote Spur sah ich kaum. Schließlich verlöschte die Zigarette mit einem leisen Zischen auf dem feuchten Erdboden.
    Lange wollte ich hier nicht mehr warten. Schließlich hatte ich seit einigen Stunden Feierabend, und im Londoner Nebel zu stehen, ist wirklich kein Vergnügen.
    Zudem trieb sich hier zwischen den Schuppen und Lagerhallen allerlei lichtscheues Gesindel herum, das nur darauf aus war, einem Opfer den Totschläger über den Kopf zu ziehen, um an die Brieftasche zu gelangen. Die Londoner Gangster hatten sich mittlerweile dem internationalen Standard angepaßt, es gab kaum noch Gentlemen-Gangster. In der Unterwelt regierten der blanke Terror und die nackte Gewalt.
    Das London eines Edgar Wallace war vorbei. Davon biß keine Maus den Faden ab.
    Schade…
    Wenn man an den Teufel denkt, dann ist er nicht mehr weit.
    Auch an meiner Person wollten sich zwei Dock-Rocker schadlos halten. Geisterhaft tauchten sie aus der wallenden Nebelsuppe auf und standen blitzschnell an den beiden vorderen Seitentüren.
    Beide trugen Schirmmützen auf den Köpfen, glänzende Lederjacken und dunkle Hosen.
    Hell waren die Klingen der Messer.
    Mein Pech war das heruntergelassene Fenster. Einer der Kerle streckte seinen Arm aus und setzte mir die Klinge an die Kehle.
    Ich saß erst mal still.
    Der Kerl lachte. Sein Kumpan kam um die Kühlerhaube herum, ich hatte auf der linken Seite sicherheitshalber die Tür verriegelt.
    »Stich ihn doch ab!« sagte er jetzt.
    Sie wollten mir Angst machen, das Spiel kannte ich. Denn so leicht töteten auch sie nicht, wenn sie irgendwie anders an die erhoffte Beute herankommen konnten.
    »Viel habe ich nicht bei mir«, sagte ich.
    »Das wenige reicht uns schon. Außerdem hast du da noch einen schönen Wagen.«
    »Der kostet aber Sprit.« In die Rückenlehne gepreßt, schielte ich auf die Klinge.
    »Er bringt noch ein paar Mäuse.«
    »Wenn ihr meint…«
    »Her mit dem Geld!«
    Der Mann mit dem Messer zischte die Worte, und ich bemühte mich, ein möglichst ängstliches Gesicht zu machen, was mir in Anbetracht der funkelnden Klinge auch gar nicht schwerfiel.
    »Darf ich wenigstens aussteigen?«
    Der Mann mit dem Messer warf seinem Kumpan einen raschen Blick zu und erntete ein Nicken.
    Ich durfte.
    Wenn ich jetzt die Tür auframmte und sie – nein, die Robber waren schlau. Plötzlich zog der zweite eine Kanone, ging im Combat-Stellung und zielte beidhändig auf die Scheibe.
    War wohl nichts.
    Das Messer verschwand von meinem Hals, der Knabe ging zwei Schritte zurück, und ich öffnete die Tür.
    Sollte mir Jan Ziegler diese Falle gestellt haben, würde ich dafür Sorge tragen, daß er seine Lizenz nicht mehr zurückbekam. Das war sicher.
    Ich stieg aus und ließ die Tür offen.
    »Jetzt aber her mit dem Kies!« sagte der Messermann. Er stand ziemlich günstig, nicht weit von der Schußbahn seines Kumpans entfernt.
    »Wie gesagt, Freunde, viel habe ich…«
    Weiter sprach ich nicht mehr. Ich handelte. Voll ging ich in den Messermann hinein, schleuderte ihn herum und auf seinen Kumpan zu, der wohl nicht damit gerechnet hatte, daß ich noch etwas unternehmen könnte, denn er wirkte vor Schreck wie gelähmt.
    Die beiden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher