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Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Titel: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Autoren: Verena Themsen
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Prolog
    Weit sah ich, weit, die Welten alle (Edda, Völuspa)
    Wie Elmsfeuer huschte das Eichhörnchen am letzten Stück des Stammes hinauf, lief einen Ast entlang nach außen und hielt dann inne. Es setzte sich auf und reckte den Kopf hoch. Seine Schnurrhaare zitterten leicht im Wind, während es zum Nest hinüberschielte.
    »Halte dich fern, Eierdieb«, knarrte die Stimme des Adlers vom Wipfel herunter.
    Das Eichhörnchen zuckte zusammen. Seine glitzernden schwarzen Augen richteten sich nach oben.
    »Wen interessiert schon dein Gelege«, keckerte es. »Es ist kalt und hart und gefroren in der Zeit. Ich würde mir die Zähne dran ausbeißen.«
    Doch man sagte, die Zeit habe Einzug gehalten in die Welten der Zeitlosen. Man sagte, Dinge würden altern, die früher nie altern konnten. Dem Baum war nichts dergleichen anzumerken, aber wer wusste schon, ob nicht manche seiner Bewohner trotzdem betroffen waren? Das Eichhörnchen hätte zu gerne einen Blick riskiert.
    Der Adler streckte in einer langsamen Bewegung die Flügel aus, als wolle er sie im Schimmer des immergrauen Himmels baden. Dennoch warf er keinen Schatten.
    »Ich wiederhole: Denk nicht einmal dran, Nagezahn. Du würdest einen mageren und haarigen Happen abgeben, aber ich würde keinen Moment zögern.«
    Der Wind strich über das Gefieder des Raubvogels. Ein leises Klingen ertönte, wann immer die silbrigen Federn sich berührten oder aneinander rieben. Der Kopf des Vogels drehte sich, sein Blick schien sich auf etwas in der Ferne zu fixieren.
    Das Eichhörnchen ließ sich wieder auf seine Vorderbeine hinunter und kletterte ein Stückchen höher.
    »Was siehst du, alter Leichenfresser?«
    »Wände werden zu Schleiern, und Schleier bekommen Risse. Alte Tore wurden versperrt, neue entstehen. Die Struktur der Welten gerät ins Wanken. Ich sehe Alte, die jung sein sollten, und Vereintes, das sich niemals hätte mischen dürfen. Und ich sehe Kinder, die ausziehen, um die Arbeit von Helden zu tun.«
    »Die Welten wanken? Droht das nächste Ragnarök?«
    Ein Rauschen erklang, als der Adler die Flügel wieder anlegte. »Ragnarök kommt dann, wenn Ragnarök kommt. Wenn der Baum zu beben und zu wanken beginnt, wirst du es als Erster wissen.«
    »Wie konnte ich erwarten, von dir jemals klare Worte zu hören«, keckerte das Eichhörnchen mürrisch.
    »Die klaren Worte habe ich für die Schlangenbrut am Fuß des Baumes reserviert. Was hat er mir zu sagen?« Der Adler drehte den Kopf ein wenig und neigte ihn, bis der Blick eines seiner Augen auf das Eichhörnchen fiel.
    »Nicht viel Gutes, wie immer.«
    »Manche Dinge ändern sich nie. Und das ist vermutlich gut so. Zu vieles verändert sich zurzeit. Es ist nicht gut. Es ist wichtig, die Strukturen zu bewahren und die Regeln zu schützen, auch wenn mein Freund in der Tiefe das nicht immer einsehen will. Also sprich. Ich werde lauschen und meine Antwort überlegen – wie seit dem Anbeginn der Zeiten und bis zu deren Ende.«

1 Im kalten Strom
    Das Licht der Frühlingssonne durchdrang in schimmernden Bahnen den Morgennebel über dem Fluss, ließ das helle Weiß der Birkenstämme am Ufer aufleuchten und brach sich an den kleinen Wellen, die eine sanfte Brise an der Wasseroberfläche erzeugte. Die Luft trug noch immer den Geruch des Schnees in sich, der Schweden noch lange nicht aus seinem Griff entlassen hatte, obwohl die Tage bereits seit fast einem Monat länger waren als die Nächte. Raureif umhüllte die Blätter des frischen Grases, das am Ufer aus dem Boden drängte, und dämpfte das Grün. Lediglich ein rotes Bootshäuschen, in der typisch skandinavischen Holzklinkerbauweise errichtet, brachte einen Farbtupfer in die von Nebel und Eiskristallen gedämpfte Szenerie.
    David zog leicht an der Pinne ihres Segelbootes, um gegen die Strömung eines einmündenden Baches anzuhalten. Die silbrig glitzernden Schoten, von ihm und seiner Schwester schon zu Beginn der Fahrt mit Elfenzaubern belegt, bewegten sich und passten die Stellungen von Fock und Großsegel so an, dass der von achterlich wehende Wind sie wieder bauchig füllte. Rian, die vor dem Mast an der Backbord-Reling saß und mit über dem Wasser ausgestreckter Hand nach vorne in den Nebel spähte, ließ sich davon nicht stören. Sie schien ganz auf ihre Aufgabe konzentriert, den nächsten Übergang zu einer der kalten Strömungen der Anderswelt auszumachen.
    David strich eine seiner schulterlangen blonden Strähnen hinter das Ohr und beobachtete, wie seine Schwester mit
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