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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt
Autoren: Carter Brown
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— erst dann! — zogen Sie Ihre eigene
Pistole heraus und schossen auf ihn. Sie wußten in dem Augenblick nicht einmal,
wie oft Sie geschossen haben. Sie waren von Entsetzen erfüllt; Sie wollten
nichts weiter, als ihn davon abhalten, Sie umzubringen .«
    »Das klingt überzeugend«, sagte
Monahan.
    »Es stinkt zum Himmel«, sagte
ich zutreffend. »Aber wenn wir drei die gleiche Geschichte immer wieder und
wieder erzählen, kommen wir vielleicht damit weg. Der Arzt wird die Polizei im
Augenblick nicht zu Fleur hineinlassen, und sie ist die einzige Person, die unsere
Geschichte widerlegen könnte. Ich bin überzeugt, daß die Polypen das Ganze
nicht glauben werden; aber ich nehme an, es besteht eine gute Chance, daß sie
sie schließlich doch schlucken werden .«
    »Warum ?« fragte Theo mit heiserer Stimme.
    »Weil es das einfachste ist«,
fuhr ich ihn an. »Wenn Sie noch ein bißchen weinen wollen, Theo, dann machen
Sie nur weiter. Ein tränenüberströmtes Gesicht wäre, wenn die Bullen kommen,
ein ganz entschiedener Pluspunkt .«

ACHTES KAPITEL
     
    I ch lehnte mich gegen die Wand
des Aufzugs und blickte auf meine Uhr. Es war fünfundzwanzig Minuten nach neun,
und ich konnte es nicht glauben. Die Vernehmung durch die Polizei schien mir
mindestens zwölf Stunden gedauert zu haben. Theo war eine gewaltige Trumpfkarte
für uns gewesen. Kaum hatte ihm der Lieutenant eine Frage gestellt, als er
wieder hysterisch wurde und wie eine wild gewordene Fontäne Tränen versprühte.
Die Polypen waren sichtlich beeindruckt. Theo verabsäumte auch nicht, ihnen die
richtige Version zu erzählen und auch die restlichen vier Male dabei zu
bleiben. Monahan tat dasselbe. Mich drehten sie aus schierem Prinzip noch
zweimal extra durch die Mühle, bevor sie Schluß machten. Der Lieutenant fragte
mich höflich, wo er Miss Falaise antreffen könne; und ich sagte es ihm. Nach kurzem
Überlegen fügte ich hinzu, er möge sich besser erst mit Dr. Culpepper in Verbindung setzen. Er fragte warum, und sein Gesicht wurde mürrisch, als ich
ihm die genauen Einzelheiten mitteilte. Vermutlich glaubten sie das Ganze
nicht, aber als sie gingen, hatten sie bereits resigniert und sich an den
Gedanken gewöhnt, die Sache noch ein paar Tage herumzuzerren und dann die Akte
unter den gelösten Fällen abzuheften.
    Die Aufzugtür öffnete sich, und
ich ging in das geräumige Büro im neunten Stock des Windsor Arms Hotels. Nur eine
abgeschirmte Lampe brannte dort, der größte Teil des Raums lag in tiefem
Schatten. Ich wartete ein paar Sekunden, bis sich meine Augen an das
Dämmerlicht angepaßt hatten, dann sah ich die gerade Linie des von einem der
Ledersessel aufsteigenden Zigarrenrauchs.
    »Vermutlich wußten Sie, daß ich
hier warten würde, bis ich von Ihnen höre ?« sagte die
kühle Stimme. »Aber Sie hätten wenigstens telefonieren können, um mir
mitzuteilen, daß Sie auf dem Weg hierher sind, Mr. Holman .«
    »Ihr Sohn ist tot, Mr.
Linderman«, sagte ich.
    Die Schatten schienen sich
während des langen Schweigens zu vertiefen, aber die aufsteigende Rauchsäule
blieb ungebrochen. Ich zündete mir eine Zigarette an, und das Kratzen des
Streichholzes klang wie eine kleine, die Stille erschütternde Explosion.
    »Ich hätte vielleicht auf
meinem zweiten Vorschlag bestehen sollen ?« Seine
Stimme war ruhig und immer noch kühl. »Wie kam mein Sohn ums Leben, Mr. Holman ?«
    »Er bekam vier oder fünf Kugeln
in den Leib«, sagte ich. »Er hat nicht damit gerechnet. Bis zum letzten
Augenblick hat er nicht glauben können, daß es so war .«
    »Haben Sie ihn umgebracht, Mr.
Holman ?«
    »Nein. Es war ein
gespenstischer Zufall, nichts weiter. Niemand wollte ihn umbringen, am
wenigsten der Mann, der geschossen hat .«
    »Ich würde gern die
Einzelheiten hören .«
    Ich erzählte ihm die
Geschichte. Er hatte das Recht, alle Details zu erfahren, fand ich und achtete
darauf, nichts auszulassen. Erneut senkte sich Schweigen über uns, als ich
geendet hatte.
    »Sie haben Ihr Bestes getan,
Mr. Holman .«
    »Nein«, sagte ich schroff. »Und
genau das ist im Augenblick mein Problem. Ich weiß, daß ich nicht mein Bestes
getan habe .«
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie
nicht .« Seine Stimme war fast sanft.
    Ich trat weiter ins Zimmer
hinein und schaltete noch eine Lampe ein, so daß sich die Schatten unter den
Möbeln zu verkriechen schienen. Dann wandte ich mich dem Sessel zu und sah, daß
sein Blick geradeaus gerichtet war. Sein Gesicht war ausdruckslos wie
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