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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt
Autoren: Carter Brown
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Felsen
stürzte. Und von dem Augenblick an, da ich sie von mir wegstieß, schienen
fortgesetzt diese Blitze aufzuflammen.
    Ich war überzeugt, daß sie tot
war und daß ihr Körper zerschmettert unten am Fuß der Klippe läge. Wenn ich
heute daran zurückdenke, so glaube ich, daß ich ein paar Minuten lang einfach
den Verstand verlor. Irgendwie brachte ich die aufblitzenden Lichter mit einem
Höllenfeuer in Verbindung. Ich wußte, ich war ein Mörder — ich hatte eben die
Frau umgebracht, die ich liebte — , und diese Lichter
waren das Zeichen für sofortige Vergeltung. Wenn ich blieb, wo ich war, so
würde ich sofort der ewigen Verdammnis anheimfallen, das wußte ich. Also rannte
ich. Ich rannte blindlings von der Klippe hinab, stolperte durchs Unterholz und
stürzte ein paarmal schwer, konnte mich aber immer wieder aufraffen; und
schließlich, irgendwann, befand ich mich dann auf der Straße .«
    »Und der Preis des Fotografen
war zu hoch ?« fragte ich.
    »Wir kamen gar nicht so weit,
über den Preis zu diskutieren, Mr. Holman .« Seine
Stimme klang bei dem Gedanken daran leicht schockiert. »Er schickte mir
zusammen mit seinem ersten Brief ein paar Abzüge von Aufnahmen. Ich warf einen
Blick darauf, und mir wurde übel! Alles war in deutlichen Details zu sehen. Der
blinde Haß, der mein Gesicht verzerrte, als ich Fleur von mir stieß; der
Ausdruck nackten Entsetzens auf dem ihren, als sie das Gleichgewicht verlor und
über den Felsrand stürzte; und das Schlimmste von allem: mein entsetztes,
verängstigtes Gesicht hinterher! Ich kam zu dem Schluß, daß kein Mensch das
Recht habe, einen anderen in einem solch extremen Zustand zu sehen. Aber dieser
Mann, dieser unbedeutende, erpresserische kleine Tropf, hatte mich nicht nur so
gesehen, sondern auch noch die ganze Zeit über mit seiner Kamera aufgenommen .«
    »Sie vereinbarten eine Zusammenkunft
in seiner Wohnung mit ihm, um über den Preis zu diskutieren«, sagte ich. »Mit
was für einer Waffe haben Sie ihn umgebracht ?«
    »Mit seiner eigenen Kamera. Das
schien mir angemessen. Hinterher, auf dem Heimweg, ließ ich sie auf dem Boden
eines der zusammengefahrenen Wagen auf einem der Autofriedhöfe zurück. Die
Negative und Fotos verbrannte ich natürlich sofort .«
    »Was wollen Sie jetzt tun, Mr.
Linderman ?«
    »Sie haben der Polizei bereits
eine Erklärung abgegeben, die sie anscheinend zufriedenstellt, Mr. Holman.
Wollen wir es nicht dabei belassen ?«
    »Nein.«
    »Selbst wenn Sie der Polizei
die Wahrheit erzählen, wird man Ihnen dann glauben? Wo ist Ihr Beweis ?«
    »Monahan«, sagte ich müde. »Er
weiß, daß das gedokterte Tonband sowohl vor Ihnen als auch vor Altman
abgespielt worden ist. Wenn es Fleur bessergeht, wird sie sich erinnern, mit
wem sie auf der Klippe zusammengetroffen ist. Wenn Sie noch mehr brauchen:
Altman hat ein unerschütterliches Alibi für die bewußte Nacht. Er war bei einer
Dinner-Party .«
    »Interessiert Sie Geld, Mr.
Holman? Jeden Betrag, meine ich. Bitte, haben Sie keine Hemmungen! Denken Sie
sich eine Zahl aus, die Sie zufriedenstellt, und setzen Sie zwei Nullen
dahinter !«
    »Das ist das einzige Mal, in
dem mich Geld nicht interessiert«, sagte ich.
    »Dann bleibt nur noch eins
übrig .« Er seufzte leise. »Man nennt es vermutlich
Vergeltung ?«
    »So ähnlich«, pflichtete ich
bei.
    » Wieviel Zeit habe ich ?«
    »Nicht viel«, sagte ich. »Sehr
wenig sogar, wenn ich es mir recht überlege, Mr. Linderman.«
    »Bis morgen?«
    »Länger nicht«, sagte ich.
    »Das scheint mir im Augenblick
recht viel Zeit zu sein .« Er lachte wieder. »Ich wußte
gleich, daß etwas nicht stimmte, als Sie nicht anriefen .« Er hob plötzlich die Hand, und ich sah den matten Schimmer eines Pistolenlaufs.
»Ich spielte sogar mit dem Gedanken, Sie bei Ihrem Eintreffen zu erschießen,
wenn Sie mein Geheimnis entdeckt hätten. Aber das hätte zu weiteren
Komplikationen geführt .« Er nahm seine Zigarre, zog
gemächlich daran und legte den Stummel dann vorsichtig in den Aschenbecher.
»Leben Sie wohl, Mr. Holman. Verzeihen Sie, wenn ich Sie nicht zum Aufzug
begleite .«
    »Selbstverständlich«, sagte
ich. »Leben Sie wohl, Mr. Linderman. Grüßen Sie Mr. Strauberg von mir, wenn Sie
ihn das nächste Mal treffen .«
    Der Aufzug war seit meinem
Eintreffen nicht hinuntergefahren. Ich trat hinein, und die Tür schloß sich
leise hinter mir. Ich streckte die Hand nach dem »Halle«-Knopf aus, und mein
Zeigefinger berührte ihn im selben Augenblick,
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