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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt
Autoren: Carter Brown
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in dem das aus dem geräumigen
Zimmer kommende Geräusch eines Schusses in den Aufzug drang.
    In der Halle unten trat ich in
eine der Telefonzellen, um in dem Haus in Malibu anzurufen. Es dauerte eine
ganze Weile, bis sich jemand meldete, und als es soweit war, war die Stimme
ganz eindeutig nicht die der kompakten Kupferblonden.
    »Hier spricht Rick Holman«,
sagte ich.
    »Hallo, Mr. Holman! Hier spricht Miss Collins .«
    »Kann ich mit Miss Donner
sprechen ?«
    »Leider nicht, Mr. Holman.«
Ihre Stimme klang mitfühlend. »Dr. Culpepper kam heute nachmittag und stellte fest,
daß es Miss Falaise entschieden bessergeht. Infolgedessen hat er sie sofort in
ein Privatsanatorium transportiert. Er glaubt, man könne in ein paar Tagen mit
der Analyse beginnen. Miss Donner ist mitgefahren und bleibt zumindest während
der ersten Woche mit im Sanatorium .«
    »Ah so !« sagte ich düster. »Es freut mich, daß es Miss Falaise bessergeht. Vielen Dank,
Miss Collins.«
    Damit blieb mir nichts anderes
übrig, als nach Beverly Hills heimzukehren, wo ich ein paar heiteren
Erinnerungen an den Anblick von Michael Lindermans auf dem Boden meines Wohnzimmers liegender Leiche nachhängen konnte. Oder ich
konnte mir auch zur Abwechslung die Leiche seines Vaters vorstellen, wie er
seitlich zusammengesunken im Ledersessel hockte, ein ordentliches Loch in der
Schläfe, die Pistole immer noch in den schlaffen Fingern hängend.
    Das erste, was ich tat, als ich
zu Hause angekommen war, war, mir ein Glas Bourbon auf Eis einzugießen. Ich
konnte mich ebensogut auch zum Säufer entwickeln,
überlegte ich; das war immer noch besser, als einfach herumzustehen und alt zu
werden. Michael Linderman hatte kein Blut auf meinen Teppich vergossen, stellte
ich fest und gratulierte mir dann selber zu dieser praktischen — wenn auch
herzlosen — und völlig langweiligen Feststellung. Es klingelte an der Haustür,
und ich glaubte es einfach nicht. Es klingelte so lange weiter, bis ich vorzog,
es doch zu glauben. Die einzige mögliche andere Alternative war, daß ich meinen
Verstand verlor. Ich öffnete mißtrauisch, denn in Beverly Hills wird abends
gegen zehn alles dichtgemacht; und so mochte mein Besuch leicht geradewegs aus
dem Friedhof entwichen sein und mein Haus zum Ziel seiner Nahrungssuche gemacht
haben. Ich hätte meine Halsschlagader gern geschützt, wenn ich eine Ahnung
gehabt hätte, wo sie sich befand. »Sie!« Eine verächtliche Stimme erschütterte
mein Trommelfell. »Sie und ihre blöden chinesischen Philosophen.« Sie
marschierte an mir vorbei, als ob ich gar nicht vorhanden sei, und schritt den
Flur entlang. »Sie und ihre verdammten Kronleuchter!«
    Ich schloß die Haustür und kam
gerade rechtzeitig für den nächsten Ansturm ins Wohnzimmer.
    »Sie !« zischte sie. »Sie und Ihre trotteligen österreichischen Prinzen!«
    »Ist was schiefgegangen ?« sagte ich scharfsinnig.
    Die riesige dunkle Brille betrachtete
mich ebenso leer wie bösartig. »Es bestand da eine Chance«, sagte Pauline
giftig, »daß ich, wenn ich mich sehr bemühte, mein süßes, unschuldiges
Achtzehnjährigen-Image zurückerobern konnte. Aber Sie mußten natürlich hergehen
und alles vollends zerstören mit dem Geschwätz über den chinesischen
Philosophenquatsch .« Sie holte tief Luft. »Selbst dann
hätte ich vielleicht noch eine Chance gehabt. Erinnern Sie sich an Ihren
letzten brillanten Rat, den Sie mir gegeben haben ?«
    »Hm! Daß Sie keine Bücher mehr
lesen sollten .«
    »Ganz recht !« Ihr Mund verzog sich zu einem schrecklichen Lächeln. »Nur hatten Sie vergessen,
mir zu erzählen, wie George auf den chinesischen Philosophen reagierte .«
    »Sie wissen doch, wie George
ist«, sagte ich vergnügt. »Er dachte, der Kerl müsse eine Art chinesischer
kommunistischer Verrückter sein .«
    »Und wofür«, fragte sie in
einem Flüsterton, der das Blut gerinnen ließ, »glauben Sie, hat er mich
gehalten, da ich ihm in aller Unschuld zuerst gesagt hatte, ich hätte alles aus
einem Buch ?« Sie hielt gebieterisch die Hand hoch.
»Geben Sie sich keine Mühe, ich will’s Ihnen sagen. George hielt mich für eine
Verrückte, die kommunistische Bücher liest. Oder, wie er erklärte, bevor er
erst mich aus der Tür schubste und mir dann meinen Koffer nachschmiß — er sei ein sehr toleranter Mensch, aber eins ließe sein Gewissen nicht zu:
mit einer minderjährigen Kommunistin zu schlafen!«
    »Sie brauchen was zu trinken«,
sagte ich schnell.
    »Das gleiche wie Sie,
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