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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt
Autoren: Carter Brown
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die feisten Backen
und liebkoste dann den glänzenden kahlen Schädel. Der Gedanke, daß George Bloom
auch nur für eine Sekunde eine Aufwallung von Mitgefühl für jemanden hegen
könnte, war nicht nur eine völlig neue, sondern auch komplett absurde
Vorstellung.
    »Ich will Ihnen von Fleur
Falaise erzählen«, sagte er schließlich.
    »Okay, dann fangen Sie mal mit
ihrem richtigen Namen an. Fleur und Falaise ist so ziemlich die unmöglichste
Kombination, von der ich je gehört habe .«
    »Zufällig heißt sie wirklich so .« Er lachte leise. »Ein Produzent entdeckte sie in den
Hinterwäldern von Oklahoma, als sie eben siebzehn war. Zufällig war der Bursche
irgendwie auf Teenager fixiert. Wissen Sie? Also schloß er mit ihr einen
billigen Anfängervertrag ab und brachte sie nach Hollywood — wieder eins dieser
reizenden Kinder mit frischem Gesicht und ohne erkennbares Talent. Die
folgenden zwei Jahre lang machte er sie mit Nebenrollen in diesem
Rock-’n’-Roll-Zeug glücklich, das in der Mitte der fünfziger Jahre so en
vogue war .«
    »Die Dinger werden immer noch
gezeigt«, sagte ich bereitwillig. »Ich finde es immer irgendwie beruhigend,
wenn man in der Fernseh-Nachtschau gelegentlich einen Film sieht, bei dem man
weiß, daß noch ein paar der Darsteller am Leben sind .«
    George brachte mich mit einem
finsteren Blick zum Verstummen. »Dann kaufte irgendein Irrer ihren Vertrag und
verschaffte damit dem Produzenten auch noch einen dicken Batzen Gewinn. Er war
so irre, daß er ihr die zweite weibliche Hauptrolle in einem Film namens Flucht
in die Dunkelheit gab«, er machte eine ausdrucksvolle Grimasse, »und der
Rest ist Historie. Klein-Fleur stahl in dem Film zwei Stars die Schau gerade
unter ihrer Nase hinweg. Drei Monate später heiratete sie Kurt Vargo , der die zweite männliche Hauptrolle in dem Film
gehabt hatte, und er ertrank mitten auf ihrer Hochzeitsreise auf Hawaii. Sie
war hinterher für eine Weile völlig gebrochen, trocknete aber schließlich ihre
Tränen und kehrte zurück, um weitere Filme zu drehen .«
    »Dessen entsinne ich mich«,
sagte ich.
    Er spreizte die Hände, und ein
freudiger Schimmer der Erinnerung erhellte sein Gesicht. »Sie wurde zu einem
förmlichen Mythos, Rick. In den nächsten fünf Jahren garantierte ihr in
Leuchtbuchstaben an den Filmtheatern prangender Name für gefüllte Kassen. Den
größten Fehler ihres Leben beging sie jedoch, als sie Theo Altman heiratete .«
    »Ein Huston ist er nicht«, gab
ich zu, »aber er hat einen großen Namen als Regisseur. Nannte man ihn nicht
>Flagellant< oder so ähnlich ?«
    »Weil er statt einer Geißel
seine Zunge benutzte«, brummte Bloom. »Nach einiger Zeit pflegten die Leute,
die für ihn arbeiteten, sich zu wünschen, er nähme lieber eine Peitsche — das
konnte wesentlich weniger schmerzhaft sein. Fleur drehte kurz nach ihrer Heirat
unter seiner Regie einen Film, aus dem dann nichts wurde. Sie versuchten es ein
Jahr später erneut, und dabei bekam sie einen völligen Nervenzusammenbruch. Sie
verbrachte die folgenden achtzehn Monate in einem Privatsanatorium; und während
dieser Zeit besuchte er sie nicht ein einziges Mal. Sobald sie als geheilt
entlassen wurde, ließ sich Altman, der Drecksack, von ihr scheiden. Sie sprach
davon, als Comeback in einem Broadwaystück aufzutreten, aber sie brachte das
gesamte Ensemble durch ihre Unsicherheit während der Proben zur Verzweiflung.
Das Stück platzte in der zweiten Tourneewoche.
    Danach dauerte es zwei Jahre,
bis sie wieder den Mut aufbrachte, es erneut zu versuchen. Sie drehte einen
Film mit einem italienischen Regisseur, der neunzehnhundertsiebenundsechzig
eine große Rolle spielte — Morganti — , und
hoffentlich ist er jetzt wieder da, wohin er gehört, am Spülbecken! Die Kritiken
bezeichneten das Ganze als Katastrophe. Der Film lief in zwei Filmtheatern in
diesem Land und verschwand nach einer Woche von der Bildfläche. Fleur kehrte in
die Abgeschiedenheit zurück, in das verrückte Haus oben auf dem Felsen; und
seither hat sie dort gelebt .«
    »Habe ich nicht irgendwelche
Gerüchte über eine große Romanze mit einem Industriekapitän gehört ?« fragte ich.
    »Stimmt !« Bloom nickte. »Harvey Linderman. Groß im Grundstückmakeln und dreimaliger
Verlierer in Ehen. Es sah eine Weile so aus, als handle es sich um eine heiße
Leidenschaft; aber plötzlich war alles komplett abgekühlt. Ich weiß nicht,
warum. Er hätte ohnehin nicht zu ihr gepaßt; er suchte nur nach einer
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