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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt
Autoren: Carter Brown
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vollen
Brüste waren zwei spitze Vorberge; ihre Hüften waren ausgebuchtet wie eine
Sanduhr, bevor sie in die wohlgeformten langen Beine übergingen. Ich überlegte,
daß jeder Bursche, der Arlene Donner als alte Freundin betrachten konnte,
verrückt sein mußte, wenn er sich eine neue suchte.
    »Wenn Sie mit der Inventaraufnahme
fertig sind«, sagte sie kühl, »können wir ins Wohnzimmer gehen .«
    Ich folgte ihr den Flur entlang
und stellte fest, daß der Spitzenanzug hinten einen großen Ausschnitt hatte,
der bis beinahe hinunter zur Sitzfläche reichte und eine ausgedehnte Strecke
glatter, goldbraun getönter Haut frei ließ. Ihr gerundetes Hinterteil wippte
elastisch beim Gehen; und wenn das Wohnzimmer auch nur noch zehn Schritte
weiter entfernt gewesen wäre, so hätte ich mich wie ein wild gewordener
Sexualverbrecher auf sie gestürzt.
    Der Mann, der vor dem Kamin
stand, in dem ein abstoßend aussehendes Riesenstück Treibholz lag, war
offensichtlich Theo Altman. Er war groß, mager und grobknochig und trug einen
Anzug mit blauem Fischgrätenmuster und dazu einen knallrosafarbenen
Rollkragenpullover. Sein Gesicht paßte keineswegs zu der modischen Aufmachung —
es war das eines alternden Adlers, der vergessen hat, wozu die Paarungszeit
dient. Die hochgewölbte Stirn traf sich mit der zurückweichenden Haarlinie fast
auf der höchsten Höhe des Schädels. Was an Haar übriggeblieben war, war lang
und schwarz. Die kalten, verschleierten grauen Augen lagen weit auseinander —
vermutlich, weil sie um die gekrümmte große Nase herumsehen mußten. Sein Mund
konnte bestenfalls mit der Klappe eines Müllschluckers verglichen werden.
Automatisch hielt ich Ausschau nach der Peitsche in seiner Hand, aber er hielt
nur ein Glas fest.
    Die Kupferblonde stellte uns
vor und lächelte mir dann verständnisvoll zu. »Noch immer Bourbon auf Eis,
Rick?«
    »Wie nett, daß du dich
erinnerst, Honey.« Ich lächelte verständnisinnig zurück. »So wie dein Anzug
sitzt, gibst du dich wohl nach wie vor nicht mit Unterwäsche oder solchen
Überflüssigkeiten ab .«
    Das Lächeln gefror auf ihrem
Gesicht, dann wandte sie sich schnell ab und strebte zur Bar am Ende des
Zimmers. Altman nippte bedächtig an seinem Drink, während seine verschleierten
Augen mich aufmerksam über den Rand des Glases hinweg betrachteten.
    »Natürlich!« Seine Stimme klang
weich und irgendwie zu leise für den grobknochigen Körper. »Holman! Sie sind so
eine Art diskreter Hausmeister, der die peinlicheren Indiskretionen, die die
bedeutenderen Leute in der Filmindustrie hinterlassen haben, wegräumt .« Seine dünnen Lippen verschwanden völlig, als er den Mund
zu etwas verzog, was möglicherweise als ein Lächeln gedacht war. »Vermutlich
sind Sie fortgesetzt damit beschäftigt, mit Ihrem kleinen Drahtbesen
herumzulaufen, um den ganzen Dreck unter den Teppich zu kehren. Ich frage mich,
wessen Dreck Sie hierher gebracht hat. Als ob ich’s nicht wüßte .«
    Ich sah den Ausdruck von Panik
in Arlenes Augen, als sie, ein Glas in der Hand, auf mich zukam. »Kein Dreck«,
sagte ich leichthin zu Altman. »Ich behalte bloß gern meine alten Freundinnen
im Auge. Wissen Sie? Was würde geschehen, wenn ich Arlene so lange fernbliebe,
daß sie mich nicht mehr vermißt ?«
    »Ich vermisse dich immer, wenn
du weg bist, Rick«, sagte sie. »Es hat mal einen schrecklichen Abend gegeben,
wo ich dich um eine volle halbe Stunde verfehlt habe .« Sie reichte mir mit einer ungeduldigen Handbewegung das Glas, so daß die
Eiswürfel klingelten. Gleich darauf spürte ich, wie der gute Bourbon naß auf
meine Finger tropfte.
    »Ich bin zur Totenwache
gekommen«, verkündete Altman. »Vielleicht bin ich allerdings ein paar Tage zu
früh. Aber ab nächste Woche bin ich viel zu beschäftigt, um die Zeit noch
erübrigen zu können .«
    »Reden Sie keinen Unsinn,
Theo«, sagte Arlene mit dünner Stimme. »Fleur denkt gar nicht daran zu sterben .«
    »Sie täuschen sich, meine
Liebe. Ihre Zeit ist gekommen .« Er blieb fünf
gespenstische Sekunden lang mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf stehen.
»Hören Sie nicht, wie die Himmelsuhr tickt? In der Spezialzeit von Fleurs
Lebensspanne ist es jetzt fünf Minuten vor zwölf .« Seine Schultern zuckten mit gespielter Bescheidenheit. »Ich hatte schon immer
diese Gabe übersinnlicher Wahrnehmung, was den Tod betrifft — anderer Leute Tod
natürlich .«
    »Wenn Sie sich noch ein paar
Federn anstecken«, sagte ich, »sind Sie von
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