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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Autoren: V.A.
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Die Maulwürfe von Manhattan
    (The Eight Billion)
     
Richard Wilson
     
     
    Der Wesir wandte sich an den König von New York: »Es ist Zeit für den Besuch in der Stadt, Majestät.«
    Wegen des allgemeinen Lärms mußte er seinen Mund dicht an das königliche Ohr bringen, um sich verständlich machen zu können. Der Wesir erinnerte sich noch gut an die Zeit, als der kleine Thronsaal mit nur hundert Höflingen zum Bersten angefüllt schien. Jetzt – kaum vierzig Jahre später – enthielt er bereits an die tausend. Er wandte den Kopf zur Seite, damit der König ihm ins Ohr sprechen konnte.
    »Ist es wirklich Zeit?« erkundigte sich der König. Er machte eine unbedachte Bewegung und stieß dabei der Königin die Krone vom Kopf. »Tut mir leid, meine Liebe.«
    »Was?« sagte die Königin. Sie holte sich die Krone von der Schulter der ältesten Hofdame zurück, denn weiter hatte sie nicht fallen können. »Wir haben kein Wort verstanden.«
    Der König achtete nicht weiter auf sie. Der Wesir brachte den Mund wieder in die Nähe seines Ohres und sagte: »Richtig, Sir. Die Anwesenheit Euer Majestät würde ohne Zweifel begrüßt werden.« Er benützte einen verabredeten Kode.
    Die Höflinge in der Nähe des Königs bemerkten, daß anscheinend ein wichtiges Thema besprochen wurde, und stellten ihre Unterhaltung ein. Sie kamen einen Zentimeter näher und streckten die Köpfe vor.
    Der Wesir warf ihnen ein zornigen Blick zu, der die Edlen aber kalt ließ. »Hubba-hubba!« rief er laut.
    »Hubba-hubba!« antworteten die Höflinge und setzten die unterbrochene Unterhaltung fort. Der Wesir sprach wieder den König an. »Die Kontrolleure haben in Erwägung gezogen, den Tod durch Gesetz zu ermöglichen«, sagte er und setzte ein altes Gerücht wieder in Umlauf, um die neugierigen Höflinge irrezuführen.
    »Wir würden sicherlich keine Einwände erheben«, sagte der König. »Sie könnten gleich hier anfangen.«
    »Der Plan sieht allerdings vor, daß Edle davon ausgenommen werden«, erklärte der Wesir. »Ich glaube, daß der Kronrat wesentlichen Anteil an der Planung hatte.«
    »Das wäre aber schade«, meinte der König, ohne sich speziell an den Wesir zu wenden. »Unseren Wünschen hätte es eher entsprochen, diese Segnung demokratisch zu verteilen, um einmal diesen Ausdruck zu benutzen. Hubbahubba, dort drüben!«
    Die Unterhaltung der Edlen, die zu einem leisen Flüstern herabgesunken war, nahm wieder an Lautstärke zu.
    »Die Sache soll wahrscheinlich an den Grenzen beginnen«, fuhr der Wesir fort. »Bekanntlich reicht das Unsterblichkeitsfeld hundert Meter über die Grenzen hinaus. Wenn man es nun um diese Entfernung zurückverlegt, löst sich jeder einfach auf, der von der Insel fällt. Pfut! – und weg ist er. Selbstverständlich müßte ein Gesetz gegen das Schubsen erlassen werden.«
    »Sehr vernünftig«, stimmte der König zu. »Aber was wird aus denen, die geschäftlich die Grenzen überschreiten müssen? Wir haben einigen unserer Untertanen die Erlaubnis erteilt, die Königreiche Bronx und Richmond aufzusuchen. Wir wünschen nicht, daß der ohnehin beklagenswert geringe Handel völlig zum Erliegen kommt.«
    Ein Gong ertönte, dann sagte die Stimme des Königlichen Chefkochs: »Alles herhören! Fertigmachen zur Essenausgabe!« Er war früher Küchenfeldwebel gewesen.
    Die Höflinge schnatterten aufgeregt durcheinander und hoben erwartungsvoll die Köpfe. Der König nützte den allgemeinen Aufruhr aus und suchte das Ohr seines Wesirs. »Sind sie wirklich durch?« In seiner Stimme klang eine unverkennbare Erregung mit.
    »Der Durchbruch steht unmittelbar bevor, Majestät. Es kann sich nur noch um Stunden handeln.«
    »Am besten machen wir uns gleich nach dem Essen auf den Weg.«
    Ein Nebel senkte sich aus den an der Decke angebrachten Düsen herab. »Ungerade Zahlen einatmen«, befahl die Stimme des Königlichen Chefkochs. »Ganz tief einatmen. Jetzt ausatmen. Gerade Zahlen einatmen. Dann wieder ausatmen. Ungerade ein, Gerade aus. Gerade ein, Ungerade aus. Nicht aus dem Takt kommen, sonst fallen die Wände zusammen.«
    Der Königliche Chefkoch sprach mit den Höflingen, als habe er ziemlich vertrottelte Gefreite vor sich.
    »Verdammt«, sagte der König mißmutig. »Schon wieder Planktonessenz.«
    »Das Zeug ist wenigstens nahrhaft«, meinte der Wesir und atmete hungrig ein.
    »Wir vergessen immer wieder, ob Wir gerade oder ungerade sind«, sagte der König, der nach Belieben geatmet und den tadelnden Blick seines
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