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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste
Autoren: Angie Sage
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Prolog
    Prolog:  Nicko und Snorri
     

    A u f der Zaubererallee ist Wochenmarkt. Ein Junge und ein Mädchen sind vor einem Heringsstand stehen geblieben. Der Junge hat blondes Haar, in das Zöpfe geflochten sind, wie sie Seeleute irgendwann in ferner Zukunft tragen werden. Seine grünen Augen haben einen ernsten, fast traurigen Ausdruck, und er versucht, das Mädchen dazu zu überreden, sich von ihm eingelegte Heringe kaufen zu lassen.
    Auch das Mädchen hat blondes Haar, nur ist ihres fast weiß, außerdem glatt und lang, und es wird von einem Lederstirnband zusammengehalten, wie es Nordhändler tragen. Ihre blassblauen Augen sehen den Jungen an. »Nein«, sagt sie. »Ich kann keinen Hering essen. Das würde mich zu sehr an zu Hause erinnern.«
    »Aber du magst Hering doch«, sagt er.
    Die Händlerin ist eine ältere Frau mit blassblauen Augen wie das Mädchen. Sie hat den ganzen Morgen noch keinen einzigen Hering verkauft und will sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. »Wenn du Hering magst«, schlägt sie dem Mädchen vor, »musst du meine unbedingt probieren. So sind sie richtig. So müssen sie eingelegt werden.« Sie schneidet ein Stück ab, spießt es auf ein spitzes Holzstäbchen und reicht es dem Mädchen.
    »Na los, Snorri«, sagt der Junge, fast flehentlich. »Probier schon. Bitte.«
    Snorri lächelt. »Na schön, Nicko. Dir zuliebe will ich probieren.«
    »Und?«, fragt die Marktfrau. »Ist er gut?«
    »Ja, gute Frau«, antwortet Snorri. »Sehr gut.«
    Nicko ist stutzig geworden. Ihm ist aufgefallen, dass die Marktfrau wie Snorri spricht. Sie hat denselben singenden Tonfall, und sie spricht nicht diese alte Sprache, an die sich Snorri und er in den wenigen Monaten, die sie nun schon in dieser anderen Zeit leben, gewöhnt haben. »Bitte verzeihen Sie«, sagt er, »aber woher kommen Sie?«
    Die alte Frau bekommt einen wehmütigen Blick. »Das würdest du nicht verstehen«, antwortet sie.
    Nicko fährt unbeirrt fort. »Aber Sie sind nicht von hier. Das merkt man daran, wie Sie sprechen. Sie sprechen wie Snorri.« Er legt Snorri den Arm um die Schultern, und sie errötet.
    Die alte Frau zuckt mit den Achseln. »Das stimmt, ich bin nicht von hier. Ich komme von weiter her, als du dir vorstellen kannst.«
    Jetzt sieht auch Snorri die alte Frau prüfend an. Sie beginnt, in ihrer eigenen Sprache zu sprechen, in der Sprache ihrer Zeit.
    Die Augen der alten Frau leuchten auf, als sie die Sprache hört, die sie als Kind gesprochen hat. »Ja«, antwortet sie auf die Frage, die ihr Snorri versuchsweise gestellt hat. »Ich bin Ells. Ells Larusdottir.«
    Wieder stellt Snorri eine Frage, und die alte Frau antwortet argwöhnisch. »Ja, ich habe ... oder hatte eine Schwester, die Herdis hieß. Woher weißt du das? Gehörst du zu diesen Gedankenräubern?«
    Snorri schüttelt den Kopf. »Nein«, erwidert sie, immer noch in ihrer Sprache. »Aber ich bin eine Geisterseherin. Genau wie meine Großmutter Herdis Larusdottir. Und meine Mutter Alfrun, die noch nicht geboren war, als meine Großtante Ells durch den Spiegel verschwunden ist.«
    Die alte Frau klammert sich so fest an ihren windschiefen Stand, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten, und Nicko fragt sich, was Snorri wohl zu ihr gesagt haben mag. Snorri hat ihm zwar ihre Sprache beigebracht, aber mit der alten Frau spricht sie viel zu schnell, als dass er mithalten könnte, und das einzige Wort, das er versteht, ist »Mutter«.
    So kommt es, dass Großtante Ells Nicko und Snorri in ihr hohes, schmales Haus an der Burgmauer mitnimmt, ein großes Holzscheit in den Kachelofen wirft und ihnen ihre Geschichte erzählt. Viele Stunden später verlassen Snorri und Nicko das Haus von Großtante Ells, den Bauch voller Hering und das Herz voller Hoffnung. Denn sie tragen einen wertvollen Schatz bei sich: eine Karte, auf welcher der Weg zum Foryxhaus eingezeichnet ist, jenem Ort, an dem sich alle Zeiten begegnen. Noch am selben Abend fertigt Snorri zwei Kopien der Karte an und gibt eine Marcellus Pye, dem Alchimisten, in dessen Haus sie wohnen. In den folgenden Wochen sind sie Tag für Tag damit beschäftigt, ihre Reise ins Ungewisse zu planen.
    Es ist ein grauer, regnerischer Morgen, als Marcellus Pye auf der Anlegestelle der Burg steht und ihrem Boot zum Abschied nachwinkt. Er fragt sich, ob er sie jemals wiedersehen wird. Er fragt es sich noch immer.

* 1 *
    1.  Nickos Entlassung
     

    D i e Bootsbauerin Jannit Maarten war auf dem Weg in den Palast. Jannit, eine
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