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Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Sternenfaust - 084 - Der Fremde

Titel: Sternenfaust - 084 - Der Fremde
Autoren: M’Raven
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    Leere. Stille. Schwerelosigkeit.
    Schwärze, abgelöst von einem Meer von Farben, das wogte, aufstrahlte und wieder in der Dunkelheit versank. Der Wechsel erfolgte unregelmäßig und brachte jedes Mal einen Hauch von Euphorie mit sich, und die Verheißung dessen, was kommen würde – danach.
    Bald würde der Letzte auf den Wellen der Farben schwimmen, durch den Tunnel der Nacht ins Licht und zu den Anderen. Bald. Doch bis dahin gab es noch die Aufgabe zu erfüllen und zu dienen, zu schützen und …
    Langsam kam die Dunkelheit wieder herab.
     
    *
     
    Ein melodisches Pfeifen empfing Dr. Ashkono Tregarde, als er den Aufenthaltsraum der STERNENFAUST II betrat. Es verriet ihm, dass Professor Yngvar MacShane anwesend war, noch bevor er den Kryptologen sah.
    Da war er also nicht allein – dabei hatte er gehofft, bei einem ordentlichen Tee die Ergebnisse seiner letzten Testreihe in aller Ruhe durchgehen zu können. Offenbar vergeblich.
    Nun ja, der Kryptologe würde Tregarde trotz dieser Marotte, die ihn – neben einigen anderen wie Sturheit – bei der Crew eher berüchtigt als beliebt sein ließen, nicht sonderlich bei der Arbeit stören.
    Auch wenn das Pfeifen Ashkono Tregarde schmerzlich daran erinnerte, dass er auf dem engen und kleinen Sondereinsatzkreuzer auf seine gewohnte Entspannungsmethode, dem Geige spielen, weitgehend verzichten musste. So blieb es meist nur beim Musikhören über Kopfhörer – und auch dazu war auf der STERNENFAUST fast noch zu wenig Zeit. Bordarzt Ashkono Tregardes Zeitpensum teilte sich in seine Pflichten auf der Krankenstation und seine Aufgaben als Forscher auf dem Gebiet der Xeno-Medizin auf – wobei er Letzteres eindeutig bevorzugte. Die Krankenstation überließ er gern Kendra Scott. Immerhin bestand die Besatzung der STERNENFAUST aus jungen, energiegeladenen Soldaten und Offizieren, da war außer während und nach diversen Weltraumschlachten für einen Arzt wenig zu tun. Er selbst entschuldigte das damit, dass er ja schließlich andere, wichtigere Aufgaben hatte: herauszufinden, wie die Dronte tickten, zum Beispiel. Auch wenn ihm das wenige, das auf der Krankenstation noch zu tun war, oft schon zu lästig war – er empfand sich selber eher als Schöngeist denn als Karrierist und hatte eigentlich außer seiner Geige und seinen Forschungen nur wenig im Sinn.
    Bisher war diese ästhetische Seite seines Charakters auf der STERNENFAUST unbekannt. Er stand niemandem auf diesem Schiff so nahe, als dass er darüber gesprochen hätte und er verspürte auch nicht unbedingt das Bedürfnis, sich mit jemandem anzufreunden.
    Umgekehrt bestand dieses Bedürfnis auch nicht, aber das war Tregarde gleichgültig. Die Besatzung der STERNENFAUST bestand aus Offizieren oder solchen, die es werden wollten, doch er selbst empfand, dass er über ihren Zielen wie Karriere und gute Teamarbeit stand. Er war nur aus einem Grund auf diesem Schiff, und der war gute Forschungsarbeit zu leisten. Er war hier, weil er auf der STERNENFAUST die Möglichkeit hatte, auf seinem Spezialgebiet über Informationsspeicherung durch biologische Systeme weiterzuforschen. Nur deshalb. Er hatte von der Mission, die die STERNENFAUST derzeit im Dronte-Gebiet erfüllte, lange vor Dana Frost gewusst und es war ihm klar gewesen, dass seine Rolle als Bordarzt dabei nur ein Teil seines höchsteigenen Auftrags war, ja mehr noch, beinahe nur eine Tarnung. Damit hatte der Captain mit ihren Vorwürfen vor Kurzem empfindlich ins Schwarze getroffen. Meine Hochachtung vor der jungen Dame , dachte Tregarde. Auf diese Frau werden meine Auftraggeber noch aufpassen müssen.
    Tregarde versuchte, diese unwillkommenen Gedanken zu verdrängen und setzte sich an einen Tisch, der nicht in nächster Nähe zu MacShane stand. Den dampfenden Teebecher vor sich, zog er ein Datenpad aus der Tasche und ging seine Forschungsergebnisse noch einmal durch.
    Die Arbeit an diesem Projekt, das direkt mit seinen derzeitigen Forschungen zusammenhing, machte gerade nicht in dem Maße Fortschritte, wie er es sich wünschte und wie er es von sich selbst gewohnt war. Es hätten eigentlich schon erste Ergebnisse vorliegen müssen. Auch aus diesem Grund hatte er sich dafür entschieden, im Casino der STERNENFAUST die Daten noch einmal durchzugehen.
    Doch er konnte sich nicht zufrieden stellend konzentrieren: Immerhin war Tregarde so musikalisch, dass er die Melodie erkannte – eine Nocturne von Chopin – und schauderte, als MacShane plötzlich mitten in der Melodie
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