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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt
Autoren: Robert Tibber
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»Sylvia, willst du meine Frau werden?«
    Und sie antwortete ganz schlicht: »Natürlich will ich!« Ich sah, wie die auf steigenden Tränen ihre großen, blauen Augen noch größer machten, und bevor sie überquellen konnten, hielt ich meine Sylvia fest im Arm. Nie war ich so glücklich gewesen.
    Jemand gab mir einen Schlag auf die Schultern. Es war Faraday.
    »Na, was geht denn hier vor, wenn ich fragen darf?«
    »Mach, daß du fortkommst«, sagte ich, ohne Sylvia loszulassen. »Ich heirate.«
    »Wie viele eigentlich?«
    »Nur eine. Eine einzige!«
    »Dürfen wir es den anderen auch sagen?« Das kam von Betty, die an Faradays Seite aufgetaucht war.
    »Ihr dürft alles, was ihr nur wollt.«
    Das war voreilig gesprochen. Denn ehe wir es uns versahen, standen Sylvia und ich in der Diele auf zwei Stühlen, und der alte Joe Morton, dem die Brille nur noch an einem Ohrläppchen baumelte, stimmte dröhnend das Lied »For they are jolly good fellows« an, in das alle sogleich einfielen.
    Das Getöse des Glückwünschens und Hochlebenlassens wurde immer betäubender, aber durch alles hindurch vernahm ich plötzlich das schrille, dringliche Läuten der Nachtglocke. Ich warf Mrs. Little, der unfehlbaren Glockenbeantworterin, einen Blick zu, doch sie war längst jenseits allen Pflichtbewußtseins. So sprang ich vom Stuhl herab.
    »Liebster!« sagte Sylvia. »Wo willst du denn hin?«
    »Die Nachtglocke läutet!« schrie ich, bereits an der Tür, mit vorgehaltenen Händen durch den Tumult zurück.
    »Verläßt er sie schon?« rief jemand.
    Der Lärm wurde immer größer.
    Auf der Türschwelle stand ein weinendes kleines Mädchen.
    »Es ist wegen Mami«, schluchzte es. »Vati sagt, ob Sie nicht bitte gleich mitkommen könnten? Sie kriegt gar keine Luft.«
    Ich entsann mich, mein Arztköfferchen im Auto gelassen zu haben, und beschloß, mich nicht erst wieder zu Sylvia durchzudrängen und ihr zu erklären, wo ich hinginge. Mrs. Caterwells Asthma würde mich ohnehin nicht allzu lange aufhalten.
    So zog ich die Haustür hinter mir zu und schnitt damit das hinter mir her dröhnende Gelächter kurzerhand ab, um der ältesten der sieben kleinen Caterwells zu sagen, sie könne ihre Tränen ruhig wieder trocknen.
     
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