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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt
Autoren: Robert Tibber
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möglich gehalten und muß sehr verblüfft ausgesehen haben.
    »Da bin ich ja leider dran gewöhnt«, sagte Mrs. Dobson. »Wenn Sie so gut wären, mir die Tür aufzumachen, trag’ ich ihn jetzt ’rauf.«
    Und morgen, so dachte ich, während ich mein Zeug einpackte, steht sie dann wie stets in ihrem Vorderzimmer und wickelt den Kundinnen die Haare auf, als sei nichts geschehen!
     

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     
    Ich konnte nicht begreifen, warum es in meiner Sprechstunde plötzlich so leer geworden war. Jedesmal fanden sich nur wenige Patienten ein, und auch Besuche hatte ich nicht mehr so viel zu machen. Nachdem dieser Zustand etwa eine Woche lang angehalten hatte, begann er mich fast zu beunruhigen. Ob etwa irgendeine mit meinem Namen verknüpfte Skandalgeschichte die Runde in meiner Praxis gemacht hatte, ob alle zu einem anderen Arzt übergegangen waren? Als ich mit Phoebe Miller über einige vertretungsweise für sie übernommene Besuche zu telefonieren hatte, beschloß ich, die Sache nebenbei zu erwähnen.
    »Sind Sie momentan sehr stark beschäftigt?« fragte ich sie.
    »Beschäftigt?« fragte sie verwundert zurück. Ich stellte mir ihr vollgestopftes Wartezimmer vor und machte mich schon auf das Schlimmste gefaßt. »Du lieber Himmel, jetzt in der flauesten Zeit im ganzen Jahr, vierzehn Tage vor dem Fest! Jetzt haben sie doch alle viel zuviel mit Weihnachtskartenschreiben und Päckchenmachen zu tun, um an Kranksein zu denken! Das ist jedesmal so. Aber warten Sie bloß ab, bis Januar, Februar um sind. Dann kommen Sie auf keinen Stuhl mehr. Na, machen Sie sich nichts draus - lange dauert es nicht.«
    »Danke«, sagte ich. »Werde ich tun.«
    Also von meinen Befürchtungen befreit, konnte ich mich mit Genuß der neuen Lage hingeben. In den Häusern der Nachbarschaft begannen hinter den Fenstern große, mittlere und kleine Christbäume aufzutauchen. Drinnen zogen sich Papierketten an der Decke hin, und herabhängende Glöckchen kitzelten meinen Kopf, wenn ich durch die Diele ging. Auch bei mir daheim konnte ich das Nahen der frohen Jahreszeit wahrnehmen. Auf meinem Buffet prangten bereits drei Flaschen, eine mit Whisky, die anderen mit Sherry und Eierkognak. Auch ein Weihnachtskuchen war bereits eingetroffen, desgleichen eine Schreibunterlage und ein molliger Teewärmer, den mir eine liebe alte Dame gestrickt hatte. Diese Geschenke rührten und überraschten mich zugleich, denn die Geber waren meist gerade solche Patienten, für die ich, ärztlich gesprochen, wenig oder nichts getan hatte. Dort, wo ich viel Zeit, Wissen und Kraft aufwandte, wurde es hingegen oft nicht bemerkt.
    Der geringere Zeitaufwand, den mein Beruf gegenwärtig erforderte, ermöglichte es mir, mich mit den Vorbereitungen zu der Gesellschaft zu befassen, die ich Faraday voreiligerweise zu geben versprochen hatte. Mrs. Little ging eifrig auf mein Vorhaben ein und versprach, süße Pastetchen zu backen. Doch im Gedenken an ihre üblichen kulinarischen Leistungen erklärte ich ihr taktvoll, meine Bekannten seien nicht sehr scharf auf dergleichen, und im übrigen habe Mrs. Hume sich erboten, für die Bewirtung zu sorgen. Da ich sah, wie Mrs. Littles Lippen sich schmal zusammenpreßten, beeilte ich mich hinzuzufügen, sie würde ja auch sicher nicht imstande sein, zu all ihrer sonstigen Arbeit auch noch das Backen zu übernehmen, und da Mrs. Hume es uns angeboten hätte, könnten wir sie nicht gut kränken, indem wir ablehnten. Es bliebe ja immer noch für uns alle genug zu tun.
    »Wie viele wollen Sie denn einladen?« erkundigte sich die Haushälterin nun. »Wir haben ja gar nicht so viele Tassen, wo Hodge sie im Garten doch immer entzweischlägt.«
    »Ach, Tassen werden wir überhaupt kaum brauchen«, beruhigte ich sie, »sondern eher Gläser und Flaschen. Es soll eine ganz ungezwungene Einladung werden, wissen Sie, Mrs. Little.«
    Mrs. Little wußte es offenbar nicht, allein aus ihrer Miene ersah ich, daß sie sich ihre eigenen Gedanken darüber machte.
    Mit Hilfe Miss Hornbys versandte ich die Einladungen. Ich bat das Ehepaar Loveday, Phoebe Miller und die übrigen Kolleginnen von der »Liste« sowie alle anderen Freunde, die ich im Laufe des Jahres erworben hatte, dazu einige Verwandte und alte Spitalfreunde und schließlich noch jeden, der vielleicht zur Belebung der Stimmung beitragen konnte. Auch Faraday hatte eine mächtige Namensliste bereit, so daß wir, falls alle zusagten, eine ansehnliche Gesellschaft sein würden.
    In mehr als
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