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0056 - Das Ungeheuer von Loch Morar

0056 - Das Ungeheuer von Loch Morar

Titel: 0056 - Das Ungeheuer von Loch Morar
Autoren: Jason Dark
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Es grenzte schon an hellen Wahnsinn, was Bob McClure und Dan Dryer vorhatten. Sie wollten Loch Morar in einem Einbaum überqueren, wie es die Vorfahren schon getan hatten.
    Ein Jux? Abenteuerlust und Risikobereitschaft der Jugend?
    Vielleicht alles zusammen. Auf jeden Fall eine sportliche Leistung, falls sie es schafften.
    Und das war gar nicht so einfach bei diesem wilden Gewässer. Überall auf dem See lauerten Strudel. Die galt es zu umschiffen, aber die beiden jungen Studenten machten sich deswegen keine Sorgen.
    Den Einbaum hatten sie selbst gebaut. Sie hatten einen Baumstamm ausgehöhlt und abgeschmirgelt. Den Bug hatten sie etwas angespitzt, trotzdem wirkte er noch plump und unförmig. Zwei lange Stechpaddel lagen bereit, um den Einbaum bewegen zu können. Ferner hatten sich die jungen Abenteurer mit Schwimmwesten, Signalraketen und wetterfester Kleidung ausgerüstet.
    Gerade die wurde gebraucht, denn im Spätfrühjahr tobten auch im westlichen Schottland noch die schweren Frühlingsstürme.
    Einen Sonntagvormittag hatten sie sich als Starttermin ausgesucht. Der Himmel zeigte eine graue Farbe. Wolken führten bizarre Tänze auf. An den Bergen im Osten blieben sie oft hängen. Der Wind fiel dann wieder ab, brauste über den See und peitschte das Wasser zu Wellen, die dem Ufer entgegenliefen und nur langsam ausrollten.
    Die beiden jungen Männer standen am Ostufer und schauten über die graugrüne Wasserfläche. Sie hatten ihr Ölzeug übergezogen, denn es sah nach Regen aus.
    McBower, der alte Strandwächter, hielt sich bei ihnen auf. Sein faltiges, von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht war nachdenklich geworden, als er die blaue Schiffermütze in den Nacken schob und fragte: »Wollt ihr nicht noch warten, bis sich das Wetter gebessert hat?«
    Bob McClure schüttelte den Kopf, dass seine hellblonden Haare flogen. »Auf keinen Fall. Was wir uns einmal vorgenommen haben, führen wir auch durch.«
    Sein Freund Dan Dryer nickte bestätigend.
    Da hob der Alte die Schultern und sagte: »Euch ist nicht zu helfen.«
    Bob lachte. »Hilfst du uns wenigstens, den Einbaum zu Wasser zu bringen?«
    »Natürlich.«
    Die drei Männer schoben das primitive Boot über den Strandkies. So weit, bis die anrollenden Wellen über den Bug leckten.
    »Ich hätte ja noch ein Segel mitgenommen«, meinte der alte McBower.
    Bob winkte ab. Er zeigte auf seine Oberarmmuskeln. »Damit schaffen wir es.«
    »Hoffentlich, Boys, hoffentlich…« Der Alte zog ein nachdenkliches und besorgtes Gesicht.
    Dan Dryer saß bereits im Boot. Die Wellen hatten es schon erfasst. Der Einbaum schaukelte hin und her. Hastig sprang auch Bob McClure an Bord und griff nach seinem Paddel.
    Der alte McBower winkte und rief den beiden Jungen alles Gute zu.
    »Gott sei mit ihnen«, sagte er und dachte dabei auch an die alten Sagen und Legenden, die sich um den See rankten. Denn nicht nur Loch Ness hatte sein Ungeheuer. Auch über Loch Morar gab es Ähnliches zu berichten, nur war dieser See nicht so bekannt wie der andere. Die Geschichten drangen deshalb nicht an die Öffentlichkeit, aber die Einheimischen wussten Bescheid.
    An alte Sagen und Legenden glaubten die beiden Studenten sowieso nicht. Sie dachten nicht einmal daran, denn sie hatten jetzt ganz andere Sorgen. Wellenberge hoben den Einbaum hoch, um ihn dann wieder in ein Tal hinab schießen zu lassen. Manchmal hüpfte das Boot wie ein Tennisball auf dem Wasser. Die beiden Männer hatten Mühe, es auf Kurs zu halten.
    Sie knieten im Boot und stachen immer wieder ihre Paddel in die graugrüne See mit den blitzenden Wellenkämmen. Der Wind nahm zum Glück nicht zu, machte aber den beiden jungen Männern genug zu schaffen.
    Bob McClure paddelte backbord, sein Freund Dan steuerbord. Sie waren die einzigen auf dem großen See, dessen Westufer noch gar nicht zu erkennen war, da die Gischt ihnen die Sicht nahm.
    Die anlaufenden Wellen brachen sich am Bug des Einbaums. Die Gischt spritzte über und fuhr als feiner Regen über die Kleidung der beiden Studenten.
    Sie hätten sich wirklich besseres Wetter aussuchen können, aber sie beschwerten sich nicht. Keiner wollte dem anderen seine Besorgnis zeigen.
    Und besorgt waren beide, denn je mehr sie hinaus paddelten und sich der Mitte des Sees näherten, umso schlimmer traf sie der von den Bergen herabstoßende Wind.
    Er spielte mit dem Einbaum. Die beiden Männer wurden durchgeschaukelt. Manchmal hatten sie das Gefühl, ihre Mägen würden nach oben wandern, aber der
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