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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt
Autoren: Robert Tibber
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zustrebte.
    »Fröhliche Weihnachten, Liebster«, sagte sie.
    »Fröhliche Weihnachten«, antwortete ich.
    Sie machte die Tür auf und schickte sich an, hinauszugehen.
    »Sylvia!« rief ich. »Sag mir erst, warum du gekommen bist.«
    »Das werd’ ich schon, sobald du aufhörst mich anzuschreien.«
    »Also gut, ich schreie nicht mehr.«
    »Ich bin gekommen, weil ich gemerkt habe, daß ich ohne dich nicht leben kann. Wahrscheinlich ist es wohl jetzt zu spät, und du hast dich schon zu weit mit dieser Hume eingelassen.« Sie fing an zu weinen. »Ich hab’ ja gesehen, daß sie sich hier ganz zu Hause fühlt.«
    »Hör auf zu weinen, Sylvia. Ich glaub’, ich hab’ dich nicht richtig verstanden. Wiederhol mir noch mal, was du da gesagt hast.«
    »Gib mir erst mal ein Taschentuch.«
    Ich zog ein reines Taschentuch aus meiner Jacke, und sie betupfte sich die Augen.
    »Ich sagte, daß ich ohne dich nicht leben kann und jetzt lieber verschwinden will und dich ihr überlassen.«
    Sie knipste das Licht an, und ich sah, wie ihr die Tränen übers Gesicht flössen.
    Weinen hatte ich sie nie sehen können, deshalb half ich ihr mit dem Taschentuch. Als die Tränen versiegten, führte ich sie an den Armstuhl zurück. Eine ganze Weile lang sagten wir nichts, sondern ließen uns nur davon beglücken, daß wir einander nahe waren und endlich ins reine gekommen.
    »Sag mir, was endlich die Waagschale zu meinen Gunsten gesenkt hat«, bat ich sie, als sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Ach, es war zu entsetzlich! Wir fingen an von der Hochzeit zu reden, Wilfred und seine Mutter und seine beiden ekelhaften Schwestern. Sie waren schon dabei zu entscheiden, wer die Brautjungfern sein und was sie für Kleider tragen sollten, bis in alle Einzelheiten, und da sie mich überhaupt nicht, um meine Meinung befragten, paßte ich nicht auf, bis Lady Pankrest sagte: >Und natürlich wird Miss Potter das Brautkleid für die liebe Sylvia machen.< Da spitzte ich endlich die Ohren.
    >Wer um Gottes willen ist denn diese Miss Potter?< fragte ich.
    >Das ist unsere alte Schneiderin aus Schottlands sagte sie. >Sie macht alle Brautkleider für uns Pankrests, das ist so eine Tradition, meine Liebe. Ich habe die Angelegenheit übrigens schon mit ihr besprochen, und wir haben uns für Satin Duchesse mit einem perlengestickten Motiv von schottischen Disteln entschlossene
    >Das ist wirklich nett von dieser Miss Potter<, sagte ich, >aber mein Brautkleid macht Michael Reed. Das ist auch eine Tradition -immer, wenn eins von seinen Mannequins heiratete
    Lady Pankrest sah mich spitz an und sagte: >Dann wirst du Mr. Reed eben über Miss Potter ins Bild setzen<, und Wilfred fiel mit ein: >Ja, da hat Mama wirklich recht, weißt du...< - und auf einmal war ich mir klar darüber, worauf ich im Begriff war mich einzulassen. Wilfreds Mama hatte sich schon vorher in alles eingemengt, was ich tat, und Wilfred wagte nicht, sich auch nur die Nase zu putzen, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. Wahrscheinlich hatte ich mir so davon Eindruck machen lassen, daß ich zur Familie Pankrest gehören sollte, daß ich gar nicht sah, was für ein Muttersöhnchen Wilfred war. Sonst ist er ja wirklich ein netter Kerl, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, aber mit einem Schlage wußte ich mit Bestimmtheit, daß ich nicht in diese Familie hineinheiraten konnte. Abgesehen von Mamas Einfluß auf Wilfred, der ja sehr bald dazu führen mußte, daß ich nur noch Verachtung für ihn hätte, sah ich auf einmal deutlich das Bild des Lebens vor Augen, wie ich
    es zu führen haben würde: die Wohltätigkeitskomitees, die Bridgeabende, die Einkaufsexpeditionen in der Stadt, bei denen ich hinter Mama dreinzulaufen hätte. Doch als ich das bei mir überlegte, erkannte ich zudem, daß selbst all das nicht vollkommen ehrlich sei. Dieses Leben wäre trotzdem nicht ganz so unerträglich gewesen, wenn ich Wilfred geliebt hätte. Aber das tat ich ja nicht. Ich mußte mir endlich eingestehen, daß ich nur dich liebte.«
    Sie schmiegte ihren Kopf enger an meine Schulter und schloß: »So reiste Wilfred mit Mama nach Monte Carlo (>Wir verbringen Weihnachten immer in Monte<) - und da bin ich nun.«
    »Sylvia, ich möchte nicht, daß du einen Fehler begehst«, sagte ich.
    »Oh, es ist kein Irrtum. Ich liebe dich.«
    »Bei mir bekommst du kein Schloß in Schottland.«
    »Was macht das?«
    »Kein Kitzbühel im Winter.«
    »Das ist mir gleich.«
    »Keinen uralten Familienschmuck.«
    »Aber dich bekomme
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