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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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verunreinigt hatte, sie zu Marhime gemacht hatte, indem sie in ihrer Anwesenheit ihren Rock gehoben hatte? Die Männer schienen jedoch von der Beleidigung nichts zu merken.
    Marta warf Nikki einen letzten, eindringlichen Blick zu. »Behandeln Sie ihn gut, alter Mann, oder mein Fluch wird Sie noch über den Tod hinaus verfolgen. Möge ich heute nacht noch sterben, wenn es nicht so ist!«
    Sie drehte sich um und ging mit schwingenden Röcken über den polierten Marmor. Ein Dienstbote öffnete ihr die Tür. Sie neigte den Kopf wie eine Prinzessin und trat hinaus.
    Mit plötzlichem Schrecken erkannte Nikki, daß seine Mutter es ernst gemeint hatte – sie ließ ihn tatsächlich hier bei den Gadsche zurück.
    Schreiend lief er hinter ihr her. »Mama! Mama!«

    Bevor er sie erreichen konnte, fiel die Tür vor seiner Nase zu, und er war im Haus gefangen. Als er den Türknauf greifen wollte, packte ihn ein Lakai um die Taille. Nikki rammte ihm das Knie in den Magen und fuhr mit den Fingernägeln durch das bleiche Gadscho-Gesicht. Der Mann brüllte, und andere eilten ihm zur Hilfe.
    Mit wirbelnden Fäusten und Füßen versuchte Nikki sich zu wehren. »Ich bin ein Rom! Ich bleibe nicht in diesem scheußlichen Haus!« gellte er.
    Der Earl runzelte die Stirn. Wie abstoßend diese unverhüllte und heftige Gefühlsäußerung doch war! Ein solches Verhalten würde man aus dieser Brut herausprügeln müssen, genau wie jede andere Spur von Zigeunerblut. Auch Kenrick war ungezähmt gewesen – verzogen von seiner labilen Mutter, die ihn abgöttisch geliebt hatte. Die Nachricht vom Tod ihres Sohnes hatten den Schlaganfall ausgelöst, der sie zu einem lebenden Leichnam gemacht hatte.
    Barsch gab der Earl Befehle. »Bringt den Jungen ins Kinderzimmer und wascht ihn anständig.
    Verbrennt diese Lumpen und zieht ihm etwas Passenderes an.«
    Es bedurfte zweier Männer, um den Jungen zu bändigen. Er kreischte immer noch nach seiner Mutter und schlug heftig um sich, als sie ihn die Treppe hinaufschleppten.
    Verbittert blickte der Earl noch einmal in die Dokumente, die bezeugten, daß der
    dunkelhäutige kleine Heidenbengel tatsächlich sein einziger, lebender Nachkomme war. Nicholas Kenrick Davies laut Geburtsurkunde. Es gab ohnehin kaum einen Zweifel. Abgesehen von seiner dunklen Haut- und Haarfarbe war die Ähnlichkeit des Jungen mit Kenrick als Kind verblüffend.
    Aber lieber Gott, ein Zigeuner! Ein dunkler, schwarzäugiger, fremdaussehender Zigeuner!
    Sieben Jahre alt und im gleichen Maße geschickt im Lügen und Stehlen, wie ihm die Grundlagen des zivilisierten Lebens abgingen.
    Nichtsdestoweniger war diese zerlumpte, dreckige Kreatur der Erbe von Aberdare.
    Es hatte eine Zeit gegeben, als der Earl um einen Erben gebetet hatte, doch nicht einmal im Traum wäre er auf die Idee gekommen, daß seine Gebete auf diese Art erhört werden würden.
    Selbst wenn seine invalide Frau starb und er wieder heiraten konnte, würden seine Nachkommen in der Rangfolge erst nach diesem Zigeunerbastard kommen.
    Seine Finger krampften sich um die Papiere.
    Vielleicht konnte man dennoch etwas unternehmen, wenn er wieder heiratete und weitere Söhne bekam. Doch bis es soweit war, mußte er das Beste aus diesem Jungen herausholen. Reverend Morgan, der
    Methodistenprediger im Dorf, konnte Nicholas Lesen, Benehmen und die anderen
    Grundvoraussetzungen beibringen, die notwendig waren, um ihn auf eine Schule schicken zu können.
    Der Earl machte auf dem Absatz kehrt und begab sich in sein Arbeitszimmer, wo er heftig die Tür zuschlug, um nicht mehr die herzzerreißenden Schreie nach »Mama! Mama!« hören zu müssen, die durch die Korridore von Aberdare hallten.

Kapitel 1
    Wales, März 1814
    MAN NANNTE IHN den Teufelsgrafen oder manchmal Old Nick* (* »Old Nick«: scherzhaft für den Teufel).
    Man munkelte hinter vorgehaltener Hand, daß er die junge Frau seines Großvaters verführt, das Herz des alten Mannes gebrochen und seine eigene Braut ins Grab getrieben hatte.
    Man munkelte, er könnte alles erreichen.
    Und nur dieses letzte Gerücht interessierte Clare Morgan, als ihr Blick dem Mann folgte, der auf seinem Hengst durch das Tal stürmte, als wären alle Dämonen der Hölle hinter ihm her. Nicholas Davies, der Zigeunergraf von Aberdare, war nach vier Jahren Abwesenheit endlich nach Hause gekommen. Vielleicht blieb er ja, aber es war genausogut möglich, daß er morgen schon wieder fort sein würde. Clare mußte also rasch handeln.
    Dennoch blieb sie noch
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