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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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blauen Augen riesengroß erscheinen. Ihre helle Haut besaß die verführerische Glätte von sonnenwarmer Seide –
    seine Finger kribbelten immer noch von dem Pochen des Blutes, das er eben an ihren Schläfen gespürt hatte.
    Nein, keine Schönheit, aber eine Frau, die sich einprägte, und nicht nur wegen ihrer Hartnäckigkeit. Obwohl sie ein verdammtes Ärgernis darstellte, mußte er ihren Mut bewundern. Gott allein wußte, was für Geschichten über ihn im Tal kursierten, aber die Ansässigen betrachteten ihn wahrscheinlich als eine Bedrohung für Körper und Seele. Dennoch war sie hergekommen, vertrat leidenschaftlich ihre Sache und stellte freche Forderungen. Doch leider hatte sie sich den falschen Zeitpunkt ausgesucht, denn sie versuchte, ihn in die Belange eines Ortes und von Menschen hineinzuziehen, die er aufgeben wollte.
    Es war eine Schande, daß er nicht schon früher mit dem Brandy angefangen hatte. Dann wäre er vielleicht schon glücklich bewußtlos gewesen, als sein unwillkommener Gast eingetroffen war.
    Selbst wenn er sie hinauswerfen ließ, würde sie wahrscheinlich noch längst nicht aufgeben. Sie schien ja überzeugt, daß er Penreiths einzige Hoffnung war. Er begann sich zu fragen, was sie von ihm wollen mochte, ertappte sich dabei und unterbrach seinen Gedankengang augenblicklich.
    Er hatte absolut keine Lust, sich in irgend etwas verwickeln zu lassen. Es war weitaus besser, sein brandy-vernebeltes Hirn anzustrengen und sich etwas auszudenken, das sie endlich von der Hoffnungslosigkeit ihrer Mission überzeugen würde.
    Aber was zum Teufel sollte er mit einer Frau machen, die gewillt war, ein schlimmeres Schicksal als den Tod zu erleiden, wenn sie damit ihre Ziele erreichte? Was konnte er verlangen, das so empörend war, daß sie sich schlichtweg weigerte, es nur in Betracht zu ziehen?
    Die Antwort, die ihm einfiel, war von wunderbarer Einfachheit. Schier perfekt. Wie ihr Vater würde sie Methodistin sein, Mitglied einer engen Gemeinschaft von bodenständigen, tugendhaften Gläubigen. Ihr Status, ihre gesamte Identität würde davon abhängen, wie ihre Leute sie sahen.
    Triumphierend lehnte er sich zurück und kostete die Vorfreude aus, Clare Morgan mit dieser Abfuhr ein für alle Male loszuwerden. »Ich habe meinen Preis, aber Sie werden ihn nicht zahlen wollen.«
    Sie sah ihn wachsam an. »Was ist es?«
    »Keine Sorge – Ihre so widerwillig dargebotene Tugend ist sicher. Für mich wäre es ermüdend, und Sie hätten wahrscheinlich noch eine gewisse Befriedigung dabei, wenn Sie sich als Märtyrerin meinen krankhaften Lüsten hingeben könnten.
    Was ich statt dessen will«, er hielt inne und nahm einen großen Schluck Brandy, »ist Ihr guter Ruf.«

Kapitel 2
    »MEINEN GUTEN RUF?« fragte Clare
    verständnislos. »Was in aller Welt meinen Sie damit?«
    Der Earl wirkte ausgesprochen selbstzufrieden.
    »Wenn Sie, sagen wir, drei Monate mit mir zusammenleben, dann würde ich Ihrem Dorf mit allem helfen, was in meiner Macht steht.«
    Clare empfand plötzliche Furcht. Eigentlich war sie nur deswegen so forsch aufgetreten, weil sie niemals ernsthaft angenommen hatte, er könnte an ihr interessiert sein. »Trotz der Langeweile, die Sie vermutlich ertragen müßten«, sagte sie bissig,
    »wollen Sie, daß ich Ihre Geliebte werde?«
    »Nur, wenn Sie es freiwillig werden, was wohl nicht geschehen wird, denke ich. Sie wirken auf mich viel zu prüde, als daß Sie sich zugestehen würden, die Sünden des Fleisches zu genießen.«
    Sein Blick glitt erneut über sie, diesmal jedoch kühl abschätzend. »Wenn Sie allerdings während dieser drei Monate Ihre Meinung ändern würden, dann hätte ich nichts dagegen. Ich hatte noch nie eine tugendhafte, methodistische Lehrerin. Bringt es mich dem Himmel näher, wenn ich mit einer schlafe?«
    »Sie sind widerlich!«
    »Danke. Ich gebe mir Mühe.« Er nahm einen weiteren Schluck Brandy. »Um auf das Thema zurückzukommen: Obwohl Sie mit mir leben würden, daß es so aussieht, als wären Sie meine Mätresse, müßten Sie nicht wirklich in mein Bett kommen.«

    »Und wo liegt der Sinn einer solchen Charade?«
    fragte sie erleichtert, aber nur noch verwirrter.
    »Ich möchte sehen, wie weit Sie gehen, um zu bekommen, was Sie wollen. Wenn Sie auf meinen Vorschlag eingehen, mag Ihr kostbares Dorf davon profitieren, doch Sie selbst werden sich niemals mehr dort blicken lassen können, denn Ihr Ruf wird vernichtet sein. Ist Ihre Sache einen solchen Preis wert? Werden Ihre
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