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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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Wahl.
    Außerdem würde es ihm eine gewisse
    Genugtuung verschaffen, das Anwesen zu verkaufen. Wo immer sein heuchlerischer Großvater jetzt war, ganz sicher würde er darüber das unirdische Äquivalent eines Herzschlags bekommen, und der Gedanke heiterte Nicholas auf.
    Plötzlich drehte er sich um, verließ sein Zimmer und ging die Treppe zur Bibliothek hinunter. Wie er den Rest seines Lebens gestalten sollte, war ein zu bedrückendes Thema, als daß er nun darüber nachdenken wollte, aber er wußte wenigstens, wie er die nächsten paar Stunden verbringen konnte. Mit ein bißchen Anstrengung und einer Menge Brandy würde er sie nämlich gänzlich auslöschen können.
    Clare war noch nie im Haus gewesen. Es war so großartig, wie sie es erwartet hatte, doch ziemlich düster, und der größte Teil der Möbel war noch unter Tüchern verborgen. Da es jahrelang leer gestanden hatte, wirkte es auch jetzt noch verlassen und seelenlos. Williams, der Butler, sah genauso düster aus. Er hatte Clare erst beim Earl ankündigen wollen, doch er war ebenfalls im Dorf aufgewachsen, und so konnte sie ihn überreden, sie sofort zu ihm zu bringen. Er führte sie einen langen Flur entlang, dann öffnete er schließlich die Tür zur Bibliothek. »Miss Clare Morgan möchte Sie sprechen, Mylord. Sie sagt, es ist dringend.«
    Clare nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging an Williams vorbei in die Bibliothek hinein. Sie wollte dem Earl keine Zeit geben, sie wegzuschicken. Wenn sie ihr Anliegen heute nicht vorbrachte, würde sie keine zweite Chance erhalten.
    Der Earl stand am Fenster und starrte auf das Tal hinaus. Sein Rock hing über einem Stuhl, und seine hemdsärmelige Lässigkeit schien das Bild des Lebemanns, für den er allgemein gehalten wurde, bestätigen zu wollen. Seltsam, daß er schon damals Old Nick genannt worden war – er konnte jetzt gerade erst dreißig sein.
    Als sich die Tür hinter Williams schloß, wandte der Earl sich um. Sein drohender Blick richtete sich direkt auf Clare. Obwohl er nicht ungewöhnlich groß war, strahlte er Macht aus. Sie konnte sich noch daran erinnern, daß er in einem Alter, in dem die meisten Jungen sich noch ungelenk bewegten, bereits absolute Körperbeherrschung besessen hatte.
    Oberflächlich betrachtet, schien er sich nicht viel verändert zu haben. Wenn überhaupt, sah er noch besser aus als vor vier Jahren. Sie hätte nie gedacht, daß so etwas möglich sein konnte. Doch dann erkannte sie schließlich, daß er in der Tat nicht mehr derselbe war – sie sah es in seinen Augen. Früher war darin ein lustiges Funkeln, ein Lachen zu entdecken gewesen, das andere immer angesteckt hatte. Nun waren seine Augen undurchdringlich und wie poliert. Die Duelle, die ungeheuerlichen Affären und die öffentlichen Skandale hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Während sie noch zögerte, weil sie nicht wußte, ob sie zuerst reden sollte, nahm er ihr die Entscheidung ab. »Sind Sie mit Reverend Thomas Morgan verwandt?« fragte er.
    »Ich bin seine Tochter. Ich bin Lehrerin in Penreith.«
    Sein gelangweilter Blick musterte sie flüchtig. »Ja, stimmt, manchmal hatte er ein schmuddeliges Gör im Schlepptau.«
    »Ich war nicht halb so schmuddelig wie Sie«, gab sie empört zurück.
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte er mit einem schwachen Lächeln in den Augen zu. »Ich war das schwarze Schaf. Wenn Ihr Vater während der Schulstunden ein Beispiel für das richtige Benehmen geben wollte, dann bezog er sich oft auf Sie. Ich verabscheute Sie, ohne Sie zu kennen.«
    Es tat ihr weh, obwohl sie wußte, daß es nicht so gemeint war. In der Hoffnung, daß es ihn ärgern würde, antwortete Clare zuckersüß: »Zu mir hat er immer gesagt, Sie seien der klügste Junge, dem er je etwas beigebracht hatte, und daß Sie trotz Ihrer aufgesetzten Wildheit ein gutes Herz hätten.«
    »Ja, schön war’s gewesen«, sagte der Earl, während seine vorübergehend gelöste Stimmung wieder verschwand. »Als Tochter eines Geistlichen wollen Sie bestimmt Geld für irgendeine langweilige gute Sache. In Zukunft wenden Sie sich direkt an meinen Verwalter, statt mich damit zu belästigen. Guten Tag, Miss Morgan.«
    Mit diesen Worten wollte er sich gerade abwenden, als Clare ihn aufhielt. »Was ich mit Ihnen besprechen möchte, ist keine
    Angelegenheit für den Verwalter«, sagte sie rasch.
    Sein Mund verzog sich. »Aber Sie wollen tatsächlich etwas von mir, nicht wahr? Wie jeder.«
    Er schlenderte zu einer Anrichte voller Karaffen und
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