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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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wenn jedermann in Penreith erfuhr, daß sie mit einem berüchtigten Frauenhelden zusammenlebte?
    Als sie erkannte, wie teuflisch Nicholas’ Spiel tatsächlich war, flammte ihr Zorn erneut auf. Er hatte genau gewußt, was er von ihr verlangte; ja, er rechnete doch mit ihrer Furcht vor der öffentlichen Verachtung, wollte sie genau damit entmutigen!
    Der Gedanke half ihr, die Fassung wieder zu erringen. Während sie sich aufsetzte und ihr Haar feststeckte, machte sie sich voller Ingrimm klar, daß es Wut und ihr Stolz gewesen waren, die sie dazu verleitet hatten, diese absurde Herausforderung anzunehmen, und keine besonders frommen Gefühlsregungen. Aber schließlich war sie auch keine besonders fromme Frau, auch wenn sie sich redlich Mühe gab.
    Als ihre äußere Erscheinung wieder präsentabel war, schlüpfte sie aus dem Salon, trat durch die Eingangstür und ging zu den Stallungen, um ihren Wagen zu holen.
    Sie konnte ihre Entscheidung immer noch rückgängig machen. Sie würde dem Earl nicht einmal gegenübertreten müssen, um ihre Feigheit einzugestehen. Sie brauchte nur morgen nicht aufzutauchen, und niemand, außer ihr und Nicholas, würde wissen, was sich zugetragen hatte.

    Aber wie sie schon vorher gesagt hatte, ging es hier nicht wirklich um sie selbst oder ihren Stolz, auch nicht um den Earl mit seiner sturen Selbstsüchtigkeit. Es ging um Penreith. Diese Tatsache traf sie wie ein Schlag, als sie eine kleine Anhöhe hinauffuhr und das Dorf in Sicht kam. Sie hielt den Wagen an und blickte auf die vertrauten Schieferdächer hinab. Es sah aus, wie hundert andere walisische Dörfer aussahen: Reihen von Steinhäuschen, die sich in das üppige Grün des Tales schmiegten. Und obwohl an Penreith nichts Außergewöhnliches war, so war es doch ihr Zuhause, und sie kannte und liebte jeden einzelnen Stein im Dorf. Die Leute dort waren ihre Leute, mit denen sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Mochte es auch einige geben, die weniger liebenswert als die anderen waren – nun, sie gab jedenfalls ihr Bestes!
    Der eckige Turm der anglikanischen Kirche überragte die anderen Gebäude, während die bescheidenere Methodistenkapelle zwischen den Häusern verborgen war. Die Mine war kaum zu sehen, denn sie lag etwas tiefer im Tal. Die Grube war mit Abstand der wichtigste Arbeitgeber in diesem Gebiet. Aber sie war auch die größte Bedrohung für die Leute der Gemeinde, ein Risiko, das sich genauso wenig berechnen ließ wie die Sprengstoffe, die dort manchmal eingesetzt wurden.
    Diese Wahrheit brachte wieder Klarheit in ihre verwirrten Gedanken. Mochte sie sich heute auch schändlicherweise ihrem Stolz und ihrem Zorn ergeben haben, die Gründe, die sie nach Aberdare geführt hatten, waren nichtsdestoweniger ehrbar.

    Für das Wohlergehen des Dorfes zu kämpfen, konnte nicht falsch sein; ihre Herausforderung würde eben darin liegen, ihre Seele davor zu bewahren, dem Laster zum Opfer zu fallen.
    Das wöchentliche Treffen war ein wesentlicher Bestandteil im Alltag einer
    Methodistengemeinschaft, und Clares Gruppe hatte an diesem Abend ihr Treffen. Das kam ihr gelegen, denn so konnte sie mit all ihren engsten Freunden zugleich sprechen. Doch als die kleine Gruppe mit einer Hymne begann, zogen sich ihre Eingeweide furchtsam zusammen.
    Der Leiter der Gruppe, Owen Morris, sprach ein Gebet. Dann begannen die einzelnen Mitglieder, von den spirituellen Freuden oder Prüfungen zu berichten, die sie in den vergangenen sieben Tagen erfahren hatten. Es war eine ruhige Woche gewesen; nur allzu bald war Clare an der Reihe.
    Sie stand auf und sah nacheinander jeden aus der Gruppe der fünf Männer und sechs Frauen an.
    Die Gruppen konnten als Musterbeispiel einer freudvollen christlichen Gemeinschaft bezeichnet werden. Als Clares Vater gestorben war, hatten die Mitglieder ihr über ihren Kummer hinweggeholfen, so wie sie stets anderen bei ihren Sorgen und Nöten beigestanden hatten. Die Leute, die in diesem Raum versammelt waren, waren für sie praktisch wie eine Familie – die Menschen, auf deren Meinungen sie am meisten Wert legte.
    Sie betete im stillen, daß sie sich in ihrem Vertrauen in diese Personen nicht irrte, und begann. »Freunde…. Brüder und Schwestern…. ich stehe kurz davor, mich auf ein Unternehmen einzulassen, das hoffentlich ganz Penreith nützen wird. Es ist unorthodox – ja, sogar skandalös –, und viele werden mich dafür verurteilen. Ich hoffe, daß ihr das nicht tun werdet.«
    Owens Frau Marged, die
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