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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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erwartet von einer Frau, etwas zu tun, das sich derart gegen Sitte und Anstand richtet.«
    Einmal mehr ließ Clare ihren Blick durch den Raum schweifen und sah jeden nacheinander an.
    Sie hatte es abgelehnt, Leiter der Gruppe zu werden, und sich niemals gewünscht, predigen zu dürfen, denn sie fand, daß sie diese Ehre nicht verdiente. Doch sie war eine Lehrerin, und sie wußte, wie man die Aufmerksamkeit mehrerer Leute auf sich ziehen konnte. »In den Tagen, als Mitglieder unserer Gesellschaft verfolgt wurden, riskierte mein Vater sein Leben, um das Wort Gottes zu verkünden. Zweimal wäre er fast durch den Mob getötet worden, und er trug die Narben dieser Übergriffe bis zu dem Tag, an dem er starb. Wenn er sein Leben riskiert hat, wie kann ich dann davor zurückschrecken, etwas so Banales aufs Spiel zu setzen wie den weltlichen Ruf?«
    Aus den Mienen ihrer Freunde schloß Clare, daß sie zwar von ihren Worten gerührt waren, aber immer noch Zweifel hatten. Doch sie brauchte das Wissen, daß sie von ihnen unterstützt wurde.
    »Lord Aberdare hat keinen Hehl daraus gemacht, daß sein Angebot keinesfalls aus einer… einer sittenwidrigen Lust hervorgegangen ist«, sagte sie eindringlich, »sondern daß er mich damit loswerden wollte. Er hat sogar gewettet, wie ich wohl reagieren würde, aber er hat verloren.« Sie schluckte hart und rang sich dann dazu durch, die Wahrheit so zurechtzubiegen, bis sie fast keine mehr war. »Ich vermute, er wird mich zu einer Art Haushälterin oder Schreiberin machen, wenn ich erst einmal in seinem Haus wohne.«
    In den besorgten Gesichtern um sie herum zeigte sich endlich Erleichterung. Eine Haushälterin – das war doch harmlos genug. Nur Edith murmelte:
    »Selbst diese Rolle bewahrt dich nicht davor, daß Seine Lordschaft auf dumme Gedanken kommt.
    Er heißt ja nicht umsonst Teufelsgraf.«
    Clare unterdrückte die leichten Gewissensbisse, daß sie ihren Freunden eine Vermutung eingegeben hatte, die sich wahrscheinlich als ganz und gar falsch erweisen würde. »Warum sollte er bei mir auf dumme Gedanken kommen? Ganz bestimmt hat er genug unmoralische Damen der Gesellschaft zur Auswahl. Und wohl auch«, sie suchte nach dem richtigen Ausdruck, »wie nennt man die noch? Rennpferdchen?«
    »Clare!« Edith war entsetzt.
    Jamie Harkin gluckste. »Wir wissen alle, daß es solche Frauen gibt. Einige haben sogar zu Gott gefunden und sind gute Methodistinnen geworden. Warum sollen wir um den heißen Brei herumreden?«
    Edith warf dem alten Soldaten einen finsteren Blick zu. Sie gerieten öfter aneinander, denn obwohl die Mitglieder durch den Glauben und gegenseitige Zuneigung miteinander verbunden waren, so stammten sie doch aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und waren in weltlichen Dingen nicht immer einer Meinung. »Und was willst du mit der Schule machen, Clare? Du wirst keine Zeit zum Lehren haben. Und selbst wenn –
    die meisten Leute in Penreith wären ganz sicher entsetzt, daß du ihre Kindern unterrichtest, während du unter solch seltsamen Bedingungen auf Aberdare wohnst.«
    »Ich hoffe, daß Marged den regulären Unterricht übernehmen kann.« Clare sah ihre Freundin an.
    »Würdest du das tun?«
    Marged riß die Augen auf. »Meinst du denn, ich könnte das? Außer in der Sonntagsschule habe ich noch nie unterrichtet, und ich habe doch überhaupt keine Ausbildung wie du.«
    »Du kannst das schon«, versicherte Clare ihr.
    »Das Unterrichten ist nicht viel anders als in der Sonntagsschule – lesen, schreiben,
    buchstabieren, rechnen, ein bißchen Haushalt.
    Der Hauptunterschied besteht darin, daß weniger in der Bibel gelesen wird und die älteren Schüler schon weiter fortgeschritten sind. Du beziehst natürlich in der Zeit, die du unterrichtest, auch das Lehrergehalt.«
    Wie Clare es erwartet hatte, war die Aussicht auf Lohn das Zünglein an der Waage, denn Marged wollte ihren drei Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen und brauchte Geld dazu. »Also gut, Clare. Ich gebe mein Bestes.«
    »Wunderbar! Ich habe den Lernstoff skizziert und Bemerkungen dazugeschrieben, was jedes Kind im Augenblick lernt. Wenn du gleich mit mir nach Hause kommst, gebe ich dir alles, was du brauchst.« Nun wandte Clare sich an Edith.
    »Marged wird die nächsten drei Monate sehr beschäftigt sein. Es ist zwar eine große Last, aber könntest du meine Stunden in der Sonntagsschule übernehmen?«
    Die ältere Frau sah sie erst verdutzt, dann erfreut an. »Aber ja, meine Liebe. Wenn es dir

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