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Gejagte Der Dämmerung -9-

Titel: Gejagte Der Dämmerung -9-
Autoren: Lara Adrian
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    Der Privatclub lag sehr weit abseits der üblichen Amüsiermeile, und das aus verdammt gutem Grund. In Bostons Chinatown ganz am Ende einer schmalen, vereisten Sackgasse gelegen, war er einer exklusiven, äußerst anspruchsvollen Klientel vorbehalten. Die einzigen Menschen, die Zutritt zu dem alten Backsteinbau erhielten, war die Truppe attraktiver junger Frauen – und einige wenige schöne Männer –, die immer bereitgehalten wurden, um den späten Gästen für all ihre Gelüste zur Verfügung zu stehen.
    Die mächtige unbeschriftete Stahltür im Erdgeschoss, im Schatten eines gewölbten Vorraums verborgen, gab keinerlei Hinweis darauf, was hinter ihr lag – aber ohnehin wäre kein Anwohner oder Tourist so dumm, dort stehen zu bleiben und sich darüber Gedanken zu machen. Denn sie wurde von einem hohen Eisengitter geschützt, und davor war ein hünenhafter Wächter in schwarzer Ledermontur mit schwarzer Strickmütze postiert.
    Er war ein Stammesvampir, wie auch die beiden Krieger, die jetzt in der düsteren Gasse auftauchten. Beim Knirschen ihrer Kampfstiefel auf dem Schnee und dem festgefrorenen Straßendreck hob der Wächter den Kopf und starrte die uneingeladenen Neuankömmlinge mit schmalen Augen an. Er bleckte die Lippen und enthüllte schiefe Zähne und die scharfen Spitzen seiner Fänge. Dann stieß er ein tiefes Knurren aus, und aus seiner fleischigen Nase stieg eine warme Atemwolke in die kalte Dezembernacht auf.
    Hunter registrierte die Anspannung seines Partners, als sie sich dem am Clubeingang postierten Vampir näherten. Sterling Chase war schon gereizt gewesen, als sie im Hauptquartier des Ordens zu ihrer Mission der heutigen Nacht aufgebrochen waren. Jetzt ging er mit aggressivem Schritt voran, die unruhigen Finger demonstrativ am Holster der großkalibrigen halbautomatischen Pistole in seinem Waffengürtel.
    Auch der Wächter tat einen Schritt nach vorn und stellte sich ihnen direkt in den Weg. Er ging in Angriffsstellung, die mächtigen Schenkel gespreizt, die Stiefel warnend auf den rissigen Asphalt gerammt, und senkte den riesigen Kopf. Er hatte sie fragend angesehen, aber jetzt erkannte er Chase, und seine Augen wurden noch schmaler. »Ich glaub’s nicht. Was zur Hölle hast du hier im Revier der Agentur verloren, Krieger ?«
    »Taggart«, knurrte Chase statt einer Begrüßung. »Wie ich sehe, geht’s mit deiner Karriere steil bergab, seit ich die Agentur verlassen habe. Machst hier nur noch den Türsteher für euren Stripschuppen, was? Was kommt als Nächstes – Wachmann im Einkaufszentrum?«
    Der Agent stieß einen deftigen Fluch aus. »Du hast vielleicht Nerven, dich hier blicken zu lassen.«
    Das Kichern, mit dem Chase ihm antwortete, klang weder eingeschüchtert noch amüsiert. »Schau ab und zu in den Spiegel, dann reden wir darüber, wer hier Nerven hat, seine Fresse in der Öffentlichkeit zu zeigen.«
    »Hier kommen nur Agenturmitglieder rein«, sagte der Wächter und verschränkte die muskulösen Arme über seinem mächtigen Brustkorb. Ein Brustkorb, auf dem der breite Lederriemen eines Holsters zu sehen war, und er trug noch jede Menge Hardware um die Hüften. »Der Orden hat hier nichts zu suchen.«
    »Ach ja?«, knurrte Chase. »Erzähl das mal Lucan Thorne. Der ist es nämlich, der dir die Hölle heißmacht, wenn du uns nicht reinlässt. Vorausgesetzt, wir beide, die wir uns hier ohne guten Grund den Arsch abfrieren, räumen dich nicht selber aus dem Weg.«
    Als Lucans Name fiel – er war der Anführer des Ordens und einer der gefürchtetsten Ältesten des Vampirvolkes –, presste Agent Taggart grimmig die Lippen zusammen. Nun wanderte sein Blick argwöhnisch von Chase zu Hunter, der in abwartendem Schweigen hinter seinem Partner stand. Hunter hatte keinen persönlichen Konflikt mit Taggart, aber in Gedanken hatte er bereits fünf unterschiedliche Arten durchgespielt, ihn außer Gefecht zu setzen – ihn schnell und effizient zu eliminieren, falls es nötig würde.
    Dafür war Hunter ausgebildet. Als einer, den man eigens dafür gezüchtet und abgerichtet hatte, eine Waffe in der gnadenlosen Hand des großen Gegenspielers des Ordens zu sein, war er seit Langem daran gewöhnt, die Welt logisch und emotionslos zu betrachten.
    Heute diente er dem Schurken Dragos nicht mehr, aber seine tödlichen Fähigkeiten bestimmten nach wie vor, wer und was er war. Hunter war unfehlbar und tödlich, und als er und Taggart sich in die Augen sahen, ging dem Mann endlich auf, dass er
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