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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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1. Die Eiskönigin
     
     
    Mittwoch,
24. Oktober; abends
    Brock sah in
den Rückspiegel, um einen Blick auf seine Passagiere zu werfen, die sich bis
vor einer Weile noch recht lebhaft miteinander unterhalten hatten. Er traf
jedoch nur auf Sids graues Augenpaar, die ihm lächelnd erklärte, dass Nico vor
fünf Minuten eingenickt war.
    „Hm…? Ich
muss mir langsam Sorgen um meinen Unterhaltungswert bei euch Damen machen. Ich
dachte, das würde besser werden mit dem Vampirdasein.“, grinste Brock, dessen
Augen schelmisch aufblitzten.
Sid lächelte amüsiert, weil Brock ganz sicher der letzte Mann war, bei dem eine
Frau einschlafen würde, hätte er ein ernsthaftes Interesse an ihr. Nico hatte
ihr angeboten, sie zum Castle zu begleiten, nachdem sie für sie den
Aufenthaltsort von Juno Felix für sie ausgemacht hatte.
Ausgerechnet das Castle Harpyja, die Festung des Orakels der Immaculate!
Kein Wunder war es ihr möglich gewesen, im Garten der Familie Lancaster
aufzutauchen und ihr einen Riesenschreck einzujagen.
    „Und sollte
eigentlich nicht die werdende Mami einschlafen? Bei dir ist doch alles klar?
Ich möchte dem guten Malcolm nicht Rede und Antwort stehen müssen, dass ich
meinen Job nicht zur vollsten Zufriedenheit seiner Herzensdame erledigt habe.“,
frotzelte Brock weiter, der sich bisher an jede Geschwindigkeitsbegrenzung
gehalten hatte, weil er um die delikate Fracht wusste.
    „Mir geht es
blendend, keine Sorge. Ich wollte eigentlich dich fragen, ob ich mir um Nico
Sorgen machen muss. Ich bin schließlich nur schwanger.“, erwiderte Sid und warf
dem entrückten Gesicht ihrer Begleiterin einen prüfenden Blick zu, deren Kopf
mit geschlossenen Augen auf der Lehne der Rückbank ruhte. Es war schwer, auf
ihren Gesundheitszustand Rückschlüsse zu ziehen, weil ihre Haut so blass war.
    Sie sah
überrascht nach vorne, als Brock etwas brummte, das sich ziemlich ungehalten
anhörte.
„...Sie arbeitet zu viel und holt sich meine Hilfe nicht, obwohl ich genau
dafür da bin, sie zu entlasten!“, grummelte er schließlich etwas
verständlicher.
    Sid riss die
Augen schuldbewusst auf, weil sie schließlich Nicos Hilfsangebot dankbar
angenommen hatte, die Vermittlerin zwischen ihr und Juno zu spielen. Ihr war
immer noch nicht ganz klar, was genau die Aufgaben einer Sophora waren. Es
klang in ihren Ohren viel mehr nach gelehrter Tätigkeit als nach einer
körperlich anstrengenden Arbeit.
    „Das wusste
ich nicht… Ich meine, dass sie so viel zu tun hat…“
    Brock
schnaubte leise: „Damit ist nicht diese Sache hier gemeint, Sid. Ich finde es
sogar sehr gut, dass sie mal aus der Stadt rauskommt. Wenn du es so siehst,
habe ich ihr vor kurzem noch viel mehr Stress bereitet… Ich bin ihr sozusagen
in den Schoß gefallen. Ihr vom Schicksal bestimmter Beschützer, den sie mit
offenen Armen empfangen hat. Sie muss nur noch lernen, mich auch richtig
einzusetzen.“
    Sid zog die
Augenbrauen fragend in die Höhe, als sich ihre Blicke im Rückspiegel kreuzten.
„Nico hat mir das mit dem Wolf erklärt… Warst nicht du es, der mir gesagt hat,
dass Vampire sehr territorial reagieren? Was hält denn ihr Verlobter davon? Ich
glaube nicht, dass Malcolm davon begeistert wäre, wenn in meinem Leben
plötzlich ein Wolf auftauchen würde… Schon gar nicht, wenn er so… ist wie du.“
Eigentlich hatte Sid so überwältigend männlich sagen wollen, doch mit
einer solchen Beschreibung sollte sie in Zukunft besser nur noch Malcolm
titulieren. Ihr würde es auch nicht gefallen, wenn es in seinem Leben eine
schöne Frau gäbe, die sich um ihn kümmern wollte. Pas du tout!
Das Vampirblut wirkte anscheinend schon. Nico hatte ihr erklärt, dass sie zwar
erst nach der Schwangerschaft eine Immaculé werden konnte, doch von
regelmäßigen Blutgaben von Malcolm abhängig sein würde, da sie dadurch ihr Kind
optimal versorgen würde, dessen Organismus schon zum Teil durch die starke
Vampir-DNS beeinflusst war. Sid legte unwillkürlich eine Hand über ihren
flachen Bauch, wo noch lange nichts zu sehen war. Sie konnte es immer noch
nicht fassen, dass es nun doch möglich sein würde, mit Malcolm zusammen zu
bleiben und zudem ein Kind mit ihm zu bekommen. Sie verspürte überhaupt keine Angst.
Es fühlte sich absolut richtig an und es war völlig egal, wie lange sie ihn nun
schon kannte. Ein einziger Blick in seine Augen hatte genügt, ihn als den ihren
zu erkennen. Sie hatte ihn auserwählt, obwohl sie bis dahin völlig ahnungslos
gewesen war,
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