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Hochzeit auf griechisch

Hochzeit auf griechisch

Titel: Hochzeit auf griechisch
Autoren: Jacqueline Baird
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1. KAPITEL
    Im Februar nach England zu reisen, dafür hätte er sich nie freiwillig entschieden. Gefrierender Regen schlug unablässig gegen die Windschutzscheibe des Wagens und nahm Leon Aristides fast die Sicht. Gestern Morgen war er noch in Athen gewesen. Dort war ihm auch der Brief eines Londoner Anwalts namens Mr. Smyth zugestellt worden, dessen Inhalt ihn zutiefst erschütterte.
    Ganz offensichtlich kannte der Mann den Artikel in der Financial Times , in dem über einen leichten Kursrückgang der Aristides-International-Aktien berichtet wurde. Leon hatte darauf hingewiesen, dass dies nur eine verständliche Reaktion des Marktes auf den tragischen Unfalltod seiner Schwester und seines Vaters, dem Direktor der Bank, sei. Der Wert der Anteile würde jedoch bald wieder steigen. Besagter Mr. Smyth behauptete jedoch, Delia Aristides sei seine Klientin. Außerdem forderte er einen Beweis für ihren Tod, da ihr Testament in seiner Kanzlei hinterlegt sei.
    Zunächst hielt Leon es für einen schlechten Scherz. Der Name Aristides erschien nur selten in der Zeitung. Als Bankiersfamilie gehörten sie zu der Art wohlhabender Elite, die nicht auf Publicity und Berühmtheit aus waren. Sie schützten ihre Privatsphäre so sehr, dass die Öffentlichkeit kaum von ihrer Existenz wusste. Aber nach einem kurzen Telefonat mit eben jenem Mr. Smyth wusste er, dass der Mann es ernst meinte. Wenn Leon nicht rasch handelte,könnte sich die wohlgehütete Anonymität in Luft auflösen. Dann endlich hatte er sich den Inhalt des Bankschließfachs seiner verstorbenen Schwester angesehen. Schon vor Wochen hätte er das tun sollen.
    Wie erwartet, befanden sich darin die Juwelen, die ihre Mutter Delia vererbt hatte. In dem Fach entdeckte Leon jedoch auch die Kopie eines Testaments, aufgesetzt von jenem Mr. Smyth in London, von Zeugen offiziell unterschrieben und beglaubigt. Und dieses Testament widersprach in einigen Punkten dem letzten Willen, den Delia mit achtzehn Jahren auf Wunsch ihres Vaters verfasst hatte.
    Die neuen Informationen in diesem Schriftstück erzürnten Leon so sehr, dass er fast seinem ersten Impuls nachgegeben und das Testament in tausend Stücke zerrissen hätte. Binnen Sekunden gewann er seine eiserne Selbstkontrolle aber zurück. Nachdem er einen seiner Anwälte angerufen hatte, dachte er anschließend lange und sehr sorgfältig über das Gespräch nach.
    In einem weiteren Telefonat mit Mr. Smyth vereinbarte er einen Termin für den folgenden Tag. Bei Sonnenaufgang ging Leon an Bord seines Privatjets und flog nach London. Die Unterredung mit dem Anwalt bestätigte die schockierenden Neuigkeiten.
    Sobald Leon den Tod seiner Schwester in dem ersten Telefonat bestätigt hatte, hatte der Anwalt einen Brief an eine gewisse Miss Heywood geschickt. Jenes Schreiben setzte die Empfängerin über Delias Tod in Kenntnis und informierte sie darüber, dass sie im Testament benannt war. Dagegen konnte Leon nichts mehr unternehmen.
    Jetzt lenkte er den Mietwagen in eine Einfahrt. Normalerweise ließ er sich von einem Chauffeur fahren, aber diese Angelegenheit musste geheim bleiben, bis er die Situation vollständig einschätzen konnte. Er hielt den Wagen an und blickte zum Haus. Das große verwinkelte Steinhaus lag eingebettet in den sanften Hügeln der Cotswolds. Überraschenderweisebefand es sich auf dem weitläufigen Grundstück einer luxuriösen Hotelanlage, die von einer Mauer umgeben war.
    Aus diesem Grund war er auch immer an der Zufahrt zum Fox-Tower-Hotel vorbei und drei Mal um das gesamte Areal herumgefahren, ohne die Hoteleinfahrt mit Miss Heywoods Haus in Verbindung zu bringen. So viel zum Thema satellitengesteuertes Navigationsgerät. Schließlich hatte Leon frustriert vor dem Hotel geparkt und ein Zimmer für die Nacht gebucht. Denn augenscheinlich würde er eines brauchen, wenn er nicht bald diese Miss Heywood aufspürte. Dank einiger beiläufiger Fragen gelang es ihm schließlich herauszufinden, wo sich das Haus befand und warum er so verdammt lange gebraucht hatte, um es zu finden. Sofort hatte er sich wieder hinters Lenkrad gesetzt, um die fünfhundert Meter nicht zu Fuß und im Regen zurückzulegen.
    Aus einem Fenster im Erdgeschoss drang ein sanfter Lichtschein, was Leon an diesem verregneten Tag nicht wunderte. Hoffentlich bedeutete es, dass Helen Heywood zu Hause war. Er hatte darüber nachgedacht, sie anzurufen, dann jedoch entschieden, sie besser nicht vorzuwarnen. In jedem Kampf war das Überraschungsmoment die
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