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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier
Autoren: R.A. Salvatore
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Teil Eins
    Das Ende der Unzufriedenheit
     
    Was habe ich nicht alles in den Monaten mit Marcalo De’Unnero und Sadye, der Bardin, gelernt! Mich schaudert bei dem Gedanken, dass ich diesen Mann töten wollte, der mir so viel über die längst vergangene Geschichte der Welt und sogar über die vergleichsweise jungen Ereignisse, an denen er so großen Anteil hatte, beigebracht hat.
    Er hat meinen Vater keineswegs gehasst. Anfangs fand ich diesen Umstand so überraschend, dass ich seinen Worten erst glauben konnte, nachdem ich das Orakel aufgesucht hatte und sie mir bestätigen ließ. Das Bild im Spiegel, bei dem es sich um den Geist von Nachtvogel handeln muss, hat mir eine Menge Gefühle gegenüber Marcalo De’Unnero offenbart, an erster Stelle Respekt. Sie waren Gegner, das stimmt, aber ich denke, selbst im Kampf auf Leben und Tod können Gegner noch so etwas wie Liebe füreinander empfinden.
    Marcalo De’Unnero hat sich auch meiner weiteren Ausbildung angenommen. Sein Kampfstil unterscheidet sich sehr von dem, den die Elfen mir beibrachten. Der Bilnelle dasada, das habe ich jetzt gelernt, ist größtenteils eine Gleichgewichts- und Fußtechnik, eine Methode des schnellen Rückzugs und Angriffs. Kombiniert mit De’Unneros fliegenden Händen und Füßen, entsteht daraus eine wahrhaft gefährliche Mischung, mit der wir beide während unserer ersten Übungskämpfe experimentiert haben. Ich bin für diese Übungskämpfe wirklich dankbar! Seit unserer Ankunft im zivilisierten Palmaris vor mehreren Monaten führen wir ein friedliches und beschauliches Leben; der einzige nennenswerte Zwischenfall war ein Beinahe-Ausbruch gegen Ende des Jahres des Herrn 842. Früher, als ich noch durch das Grenzgebiet der Wilderlande streifte, hätte ich die Ereignisse dieses Abends nicht weiter bemerkenswert gefunden, hier in Palmaris aber war ich geradezu froh über diesen leisen Hauch von Abenteuer.
    Es gibt Augenblicke in diesem nicht enden wollenden, eintönigen Dasein, da könnte ich vor überschüssiger Energie geradezu verrückt werden.
    Aber dann ist Marcalo De’Unnero stets zur Stelle, um mich zu beruhigen. Diese Tage und Monate seien eine Zeit der Vorbereitung, erklärt er dann, eine Zeit, in der ich alles nur Erdenkliche über meine Umgebung lernen könne. Ich glaube, er hat wirklich große Pläne für uns drei, obwohl er nie auch nur die geringste Andeutung darüber macht.
    Also trainiere ich mit ihm und lausche aufmerksam jedem seiner Worte. Anschließend nehme ich diese geistigen und körperlichen Lektionen mit zum Orakel, wo ich Abend für Abend meinem anderen Tutor, dem Geist meines Vaters – vielleicht ist es auch meine ausgeprägte Selbsterkenntnis –, begegne und das Wissen ergänze, das Marcalo De’Unnero mir vermittelt hat.
    Auch Sadyes Oden höre ich mir sehr genau an, und in diesen alten Gesängen habe ich eine Bestätigung für meinen Verdacht gefunden. Es sind nicht die Großzügigen und Freundlichen, die Bescheidenen oder die Stillen aus meinen Volk, die sich unsterblich gemacht haben. Nein, es sind die Krieger und die Eroberer, die Kühnen und die Starken, deren Namen Unsterblichkeit erlangen. Selbst der Namensgeber der Kirche, Sankt Abelle, war ein Krieger, ein Zauberer, der ganz allein – so heißt es in der Ode – die Sturmmauer einer gewaltigen Festung, einer Hochburg der Yatols, eingerissen hat.
    Und jetzt ist er der Patron des mächtigsten Ordens der Welt, ein Mann, dessen Namen täglich Tausende und Abertausende auf den Lippen führen. Dadurch ist er lebendig geblieben. Das hat ihn unsterblich gemacht.
    Ich bin sicher, eines Tages wird man sich auf die gleiche Weise auch an Aydrian, den Nachtfalken, erinnern, eine Behauptung, der mein Freund De’Unnero nicht widerspricht. Jedes Mal, wenn ich auf diese Dinge zu sprechen komme, nickt er nur grinsend, und seine dunklen Augen funkeln. Er verheimlicht mir etwas, das unseren Weg und noch etwas anderes, Wichtigeres, betrifft. Jede Woche frage ich ihn danach, woraufhin er nur amüsiert lacht und mich bittet, etwas Geduld zu haben.
    Geduld.
    Wäre ich nicht überzeugt, dass der Gewinn groß und kolossal sein wird, ich wäre kaum im Stande, diese ereignislosen Tage und Nächte in Palmaris geduldig über mich ergehen zu lassen. Aber mittlerweile vertraue ich Marcalo De’Unnero und Sadye. Sie wissen, was ich will, und haben versprochen, mir zu zeigen, wie ich es erreichen kann. Ich vermute, im Grunde wünscht sich Marcalo De’Unnero für sich selbst das
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