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Hochzeit auf griechisch

Hochzeit auf griechisch

Titel: Hochzeit auf griechisch
Autoren: Jacqueline Baird
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Unvermittelt verdrängte die Furcht um Nicholas’ Zukunft Helens Kummer.
    „Nicholas schläft oben. Morgens geht er in den Kindergarten,und nach dem Lunch hält er Mittagsschlaf“, sagte sie und versuchte, die Gedanken zu ordnen. Intuitiv wusste sie, dass Delia ihren Sohn nicht in der Welt ihres Vaters hatte aufwachsen sehen wollen. Genauso wenig in Leon Aristides’ Welt. „Ich halte es für keine gute Idee, ihn jetzt aufzuwecken und zu sagen, dass seine Mutter tot ist“, stieß sie mühsam hervor.
    „Das habe ich auch nicht vorgeschlagen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das schwarze dichte Haar. Einen Moment lang glaubte Helen, seelische Qualen in seinen dunklen Augen schimmern zu sehen.
    Vielleicht litt Leon Aristides mehr, als der äußere Anschein vermuten ließ? Helen fiel ein, wie Delia einmal erzählt hatte, seine Frau und sein Baby seien bei einem Autounfall gestorben. Für ihn musste es doppelt schwer sein. Helen hatte ihre beste Freundin verloren, er seinen Vater und seine Schwester. Mitgefühl stieg in ihr auf.
    „Später werden wir es ihm sagen müssen. Aber in der Zwischenzeit …“, Leon stand auf und trat einen Schritt auf sie zu, „… will ich einen Beweis für seine Existenz und den Jungen sehen.“
    Helen biss die Zähne zusammen. Dieser zynische Kommentar vertrieb jedes verständnisvolle Gefühl bei ihr. „Natürlich.“ Auch sie erhob sich. Er stand viel zu nah bei ihr. Hastig wich sie zur Seite. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen“, meinte sie und ging auf die Tür zu.
    Die Vorhänge waren geschlossen. Nur die wie ein Auto geformte Lampe auf dem Nachttisch, die Nicholas heiß und innig liebte, erhellte das Kinderzimmer. Auch das Bett erinnerte an ein Auto. Darin lag Nicholas auf dem Rücken und schlief.
    Helen lächelte und strich zärtlich einige schwarze Locken aus der Stirn des Kindes. Sie hörte, wie Leon geräuschvoll einatmete, und wandte sich zu ihm um. Deutlich war die Anspannung seines Körpers sichtbar, während er seinenNeffen unverwandt ansah.
    Helen mochte Leon nicht; sie fand ihn hart und zynisch. Und wenn sie ehrlich war, flößte er ihr Angst ein. Doch in diesem Moment wirkte er auch verletzlich wie ein Kind.
    Schweigend zog sie sich zurück. Sie wollte ihm ein wenig Zeit geben, um sich an seinen Neffen zu gewöhnen, den er jetzt zum ersten Mal sah. Das musste sie ihm einfach zugestehen. Allerdings hat er keinen Anspruch auf das Sorgerecht für Nicholas, rief sie sich ins Gedächtnis.
    Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen, als sie vor ihrem geistigen Auge Delia sah, wie sie an jenem Februar-morgen vor vier Jahren vor der Haustür gestanden hatte.
    Sie war schwanger, weigerte sich jedoch rundheraus, ihrem Vater davon zu erzählen. Stattdessen bat sie ihre Freundin um Hilfe. Helen solle sich um das Baby kümmern, bis Delia ihr Erbe erhielt. Dann konnte sie ihren Vater zur Hölle wünschen und als unverheiratete Frau ihr Kind so großziehen, wie sie es für richtig hielt.
    Ein trauriges Lächeln bildete sich um Helens Lippen. Auf ihre eigene Weise, dachte sie, war Delia genauso stur wie ihr Vater und ihr Bruder.
    Unvermittelt schloss sich eine Hand um ihren Arm und riss Helen aus den Erinnerungen.
    „Er ist eindeutig ein Aristides“, sagte Leon fast zärtlich und stellte sich direkt vor sie. „Sie und ich müssen uns wirklich unterhalten.“ Seine Berührung und die unerwartete Nähe ließen ihr den Atem stocken. „Sind Sie allein?“
    Nach Luft ringend, hob Helen den Kopf. Ihr Blick traf auf den seinen. Plötzlich war ihr Mund wie ausgetrocknet, und ihr Puls begann zu rasen. Er bemerkte ihre Reaktion und betrachtete erst ihre leicht geöffneten Lippen, dann die sanft gerundeten Brüste, die der weiche Stoff ihres Pullovers nicht versteckte.
    „Sie sind eine sehr attraktive Frau“, fügte Leon hinzu, während er ihr nun wieder ins Gesicht sah. „Vielleicht habenSie einen Liebhaber?“
    „Nein“, fuhr sie ihn an und errötete bis in die Haarspitzen.
    „Das vereinfacht die Angelegenheit“, murmelte er und legte einen Finger auf ihren Mund. „Aber sch… wir wollen den Jungen doch nicht aufwecken.“
    Ihre Lippen prickelten seltsam unter seiner Berührung. Doch bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie schon die Treppe zur Hälfte hinuntergeführt.
    „Sie können mich jetzt loslassen.“ Endlich fand Helen ihre Stimme wieder.
    Wortlos nahm er die Hand von ihrem Arm und ging zurück ins Wohnzimmer. Offensichtlich nahm Leon an, dass Helen ihm
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