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Hochzeit auf griechisch

Hochzeit auf griechisch

Titel: Hochzeit auf griechisch
Autoren: Jacqueline Baird
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folgte. Sie blieb einen Augenblick am Fuß der Treppe stehen. Für wen zum Teufel hielt er sich, dass er sich in ihrem Haus aufführte, als sei es sein eigenes?
    Leider wusste sie nur allzu gut, wer er war: ein reicher mächtiger Mann und Nicholas’ Onkel. So gern sie ihn auch schnellstmöglich losgeworden wäre – ihr war klar, dass es nicht in Nicholas’ Interesse lag, Leon zu verärgern. Zögernd folgte sie ihm.
    Er hatte sich auf das Sofa gesetzt, den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Die obersten Hemdknöpfe standen offen. Die Krawatte gelockert und die langen Beine ausgestreckt, saß Leon da.
    Die jähe Wirkung, die seine bloße Gegenwart auf sie ausübte, traf sie wie ein Schlag. Auch wenn Leon Aristides als konservativer Banker arbeitete, war er doch zugleich ein sehr, sehr attraktiver Mann.
    In hilfloser Faszination ließ sie ihren Blick über seinen Körper wandern. Wahrscheinlich ist er ein fantastischer Liebhaber, dachte sie. Verlegene Röte breitete sich über ihre Wangen.
    Helen kam sich wie eine Voyeurin vor. Niemals zuvor hatten sie ungebetene erotische Gedanken heimgesucht, nochdazu in dieser Situation. Gerade hatte Helen vom Tod ihrer Freundin erfahren. Was um alles in der Welt geschah hier?
    Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück und hob den Kopf. Aus dunklen scharfsinnigen Augen beobachtete Leon sie nun. Oh nein! Ahnte er, woran sie gedacht hatte? Hastig nahm sie das Gespräch wieder auf. „Möchten Sie noch einen Kaffee oder irgendetwas anderes?“
    „Etwas anderes …“ Unverhohlene Bewunderung schimmerte in seinen Augen. „Ja, dieses andere hat durchaus seinen Reiz“, fuhr er mit leiser Stimme fort. „Was schlagen Sie vor?“ Er lächelte vielsagend.
    Ihr Blick glitt von dem amüsierten Ausdruck in seinen Augen zu den sinnlichen Lippen und zu den ebenmäßigen weißen Zähnen. Einen Moment lang hörte sie auf zu atmen, überwältigt von dem unerwarteten Strahlen seines Lächelns.
    Helen wurde bewusst, dass sie ihn wieder anstarrte. Sofort fixierte sie einen imaginären Punkt über seiner Schulter. „Tee oder Wein?“, sprach sie das Erste aus, was ihr in den Sinn kam.
    Noch nie im Leben hatte sie sich so unbeholfen und ihren Empfindungen so ausgeliefert gefühlt. Sie war nicht naiv. Sie wusste, was erotische Anziehungskraft war. Immerhin war sie fast ein Jahr mit Kenneth Markham zusammen gewesen – bis er entschieden hatte, nach Afrika zu gehen und den Menschen dort zu helfen. Aber dies hier mit Leon Aristides war anders. Intensiv und elektrisierend. Und es erschreckte sie zutiefst.
    „Ich hole den Wein.“ Wie von der Tarantel gestochen flüchtete sie aus dem Zimmer.
    In der Küche atmete sie tief ein und aus. Ich stehe immer noch unter Schock wegen Delias Tod, versicherte sie sich. Deshalb reagierte sie so seltsam auf Leon Aristides. Schließlich mochte sie ihn noch nicht einmal. Sie bevorzugte sensible liebevolle Männer, mit denen man reden konnte, ohne sich bedroht zu fühlen. Die tragische Nachricht hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht, das war alles. Durch diese Feststellung einigermaßen beruhigt, nahm Helen zwei Gläser aus dem Schrank und wandte sich dann dem Weinregal darüber zu.
    „Sie sind so klein, erlauben Sie?“
    Beinah blieb ihr das Herz stehen, als er den Arm über ihren Kopf streckte. Sie wirbelte herum. Leon stand unmittelbar hinter ihr. „Ich komme schon zurecht“, entgegnete sie zittrig.
    „Zu spät.“ Er zuckte die Schultern und hielt ihr eine Flasche Rotwein entgegen. „Aber Sie können mir einen Korkenzieher geben. Und etwas zu essen wäre sehr nett. Ich war so damit beschäftigt, diese Adresse zu finden, dass ich das Mittagessen verpasst habe. Sandwiches reichen voll und ganz.“
    Dass er sie klein nannte und davon ausging, sie würde ihn verpflegen, machte sie wütend. Trotzdem erwiderte sie nichts. Es war eine Erleichterung, aus der körperlichen Nähe zu entkommen. Nachdem Helen einen Flaschenöffner aus einer Schublade genommen hatte, legte sie ihn auf die Arbeitsplatte und ging dann zum Kühlschrank.
    „Ist Käse in Ordnung?“, fragte sie und drehte sich nach ihm um. Er hatte sich an den Küchentisch gesetzt, ein Glas Wein in der Hand. Das zweite stand ihm gegenüber auf dem Tisch.
    „Perfekt“, sagte er ruhig und nippte an seinem Rotwein.
    Rasch bereitete Helen zwei Sandwiches zu und legte sie auf einen Teller. Sie konnte die Blicke des Mannes förmlich in ihrem Rücken spüren.
    „Ihr Großvater hatte einen
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