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Aurora

Aurora

Titel: Aurora
Autoren: Alastair Reynolds
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D E R A U T O R
    Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Reynolds lebt in der Nähe von Leiden in den Niederlan-den. Im Wilhelm Heyne Verlag sind außerdem seine Romane Unendlichkeit, Chasm City, Die Arche, Offenbarung, Himmelssturz, Ewigkeit, Das Haus der Sonnen, Unendliche Stadt sowie der Erzähl-band Träume von Unendlichkeit erschienen.

    alastair r e y n o l d s
    AURORA
    Roman
    WILHELM HEYNE VERLAG
    MÜNCHEN

    Der Fahrstuhl raste von der Andockstation im Zentrum
    durch eine Speiche. Thalia Ng spürte, wie sie schwerer
    wurde. Sie ließ sich zu Boden sinken und versuchte den
    Moment zu erraten, in dem die scheinbare Schwerkraft
    genau den Standardwert von einer Ge erreichte. Hoffentlich war dies nicht eines jener puritanischen Habitate, die auf hoher Schwerkraft bestanden, als ob es moralisch erhabener wäre, bei zwei Ge durch die Gegend zu stolpern. Der Gürtel mit der Hundepeitsche und den Instrumenten für
    die Analyse des Votenprozessors drückte jetzt schon auf ihre Hüften.
    »Thalia«, sagte Dreyfus ruhig, als der Fahrstuhl langsamer wurde und schließlich stehen blieb. »Müssen Sie Ihre Nervosität so deutlich zeigen?«
    Sie zog sich die Uniformjacke glatt. »Es tut mir leid, Sir.«
    »Sie werden es schon schaffen.«
    »Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt, Sir. Um über Haus Perigal nachzulesen, meine ich.«
    »Sie wurden doch unmittelbar nachdem wir Panoplia ver-
    lassen hatten, über unser Ziel informiert.«
    »Das war erst vor einer Stunde, Sir.«
    Er sah sie träge an, das rechte Auge halb geschlossen.
    »Wie hoch ist Ihr Schnelllese-Index?«
    »Drei, Sir. Nichts Besonderes.«
    Dreyfus nahm einen Schluck Kaffee aus dem Trinkkol-
    ben, den er vom Schiff mitgebracht hatte. Thalia hatte den Kaffee angefordert: pechschwarz, wie ihr Chef ihn liebte.
    »Der Aktenauszug war wohl tatsächlich ziemlich lang.«
    »Mehr als tausend Absätze, Sir.«
    »Aber alles, was Sie wissen müssen, wurde doch bereits
    im Unterricht behandelt.«
    »Hoffentlich. Trotzdem ist mir aufgefallen ...«
    »Was?«, fragte Dreyfus nachsichtig.
    »Ihr Name taucht in der Akte andauernd auf, Sir.«
    »Ich bin mit Caitlin Perigal oft genug aneinandergeraten.«
    Er lächelte verkrampft. »Und sie wird es sicher nicht lassen können, mich daran zu erinnern.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen«, sagte Sparver, der
    zweite Unterpräfekt im Außendienst in diesem Ausschlusskommando.
    Dreyfus legte Thalia seine plumpe Hand auf die Schul-
    ter. »Denken Sie daran, Sie haben hier nur eine Aufgabe -
    Beweise zu sichern. Etwaige Behinderungen sind Sparvers und meine Sache.«
    Als sich die Fahrstuhltüren auffalteten, schlug den dreien eine Welle von Hitze und Feuchtigkeit ins Gesicht wie eine schallende Ohrfeige. Wogende Dämpfe erfüllten die Luft, so weit das Auge reichte. Sie standen am Eingang einer
    riesigen Höhle in dem Felsenring, der die Felge des radförmigen Habitats bildete. Das Innere bestand, soweit sichtbar, hauptsächlich aus Wasserbecken in unterschiedlichen Höhen, die durch ein kunstvolles System von Schieusen
    und Kanälen miteinander verbunden waren. In den Becken
    badeten oder schwammen viele Leute oder amüsierten sich mit irgendwelchen Spielen. Die meisten waren nackt. Neben Standardmenschen gab es andere, die kaum noch menschliche Züge hatten. Außerdem sah Thalia stromlinienförmige Gestalten kraftvoll durchs Wasser gleiten, die womöglich gar nicht mehr zur Gattung Mensch zählten.
    Dreyfus zog eine Spezialbrille mit vorgewölbten schwar-
    zen Linsen aus der Tasche seiner Uniformjacke, rieb sie am Ärmel blank und setzte sie auf. Thalia folgte seinem Beispiel, und sofort sah sie die Welt mit anderen Augen.
    Viele der vermeintlich nackten Körper waren jetzt maskiert oder bekleidet oder verbargen sich zumindest teilweise
    unter flimmernden Farbfeldern oder schemenhaftem Gefie-
    der. Bei einigen hatten sich Größe und Form verändert. Ein paar waren sogar unsichtbar geworden, wobei die Spezialbrille sie allerdings als blinkende Silhouetten zeigte. Über den Becken leuchteten vielfach verzweigte Gebilde - es
    mochten Skulpturen oder auch Visualisierungen von Daten eines gerade laufenden Psychospiels sein, Thalia wusste es nicht.
    »Da ist das Empfangskomitee«, sagte Dreyfus.
    Über einen
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