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Hochzeit auf griechisch

Hochzeit auf griechisch

Titel: Hochzeit auf griechisch
Autoren: Jacqueline Baird
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gesorgt, jetzt machte sie sich Sorgen um ihre Freundin.
    „Nicholas.“
    „Sie wissen von ihm!“, rief Helen aus und blickte ihn aus veilchenblauen Augen erschrocken an. „Dann hat Delia Sie eingeweiht.“
    Sie hatte immer gewusst, dass Delia ihrer Familie eines Tages von dem unehelichen Sohn erzählen und ihn zu sich nehmen würde. Allerdings überraschte Helen, dass es schon so weit war. Auch der unglaublich tiefe Schmerz, den sie jetzt spürte, traf sie unerwartet.
    „Nein, nicht Delia“, entgegnete er knapp. „Ein Anwalt.“
    „Ein Anwalt …“, wiederholte Helen hilflos. Die Berufsbezeichnung erfüllte sie mit einer dunklen Vorahnung. Um ein wenig Zeit zu gewinnen und ihre Gedanken zu ordnen,durchquerte sie den Flur und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. „Hier drinnen werden Sie es bequemer haben.“
    Sie deutete auf eines der beiden Sofas, die einen alten Kamin flankierten, in dem ein helles Feuer flackerte. „Bitte, setzen Sie sich“, fuhr sie nervös fort. „In der Zwischenzeit koche ich Ihnen einen Kaffee.“ Dann bemerkte sie, wie ein Wassertropfen aus seinem Haar über seine Wange lief. „Und Sie brauchen ein Handtuch.“
    Hastig machte sie kehrt, griff nach ihrer Tasche, die noch auf dem Tisch im Flur lag, und flüchtete in die Küche.
    Natürlich bemerkte Leon Aristides ihre Nervosität. Tatsächlich hatte er jedes Detail an Miss Heywood registriert, seit sie ihm die Haustür geöffnet hatte. Die auf der Hüfte sitzende blaue Jeans war ihm aufgefallen, genau wie der enge blaue Pullover, unter dem sich feste Brüste abzeichneten. Ihre Haare waren länger, aber ansonsten sah sie nicht älter aus als an dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Damals hatte sie absolut entzückend ausgesehen und ihm ein verführerisches Angebot gemacht. Beinah wäre er schwach geworden.
    Erst spät in der Nacht hatte er damals die Villa seiner Familie erreicht. Im Morgengrauen des nächsten Tages war er nackt im Meer geschwommen. Als er aus dem Wasser ging, sah er sie, wie sie auf ihn zukam. Helles lockiges Haar umrahmte ihr blasses Gesicht. Die großen Augen, die gerade kleine Nase und der volle sinnliche Mund verliehen ihr eine natürliche Schönheit. Sie trug ein langärmeliges, bis zu den Knöcheln reichendes weißes Sommerkleid. Es sollte bestimmt tugendhaft wirken, doch in der hinter ihr aufgehenden Sonne wurde der feine Stoff fast durchsichtig. Darunter war ihre winzige weiße Unterwäsche deutlich zu erkennen.
    Als er jetzt vor seinem geistigen Auge wieder die festen kleinen Brüste, die schmale Taille, die femininen Hüftenund die wohlgeformten Beine sah, verschränkte er unbehaglich die Arme vor der Brust. Unbeirrt war die blonde Frau damals auf ihn zugegangen, den Blick fest auf ihn gerichtet. Er hatte sie gefragt, wer sie war und was sie an diesem Strand tat.
    Seine Nacktheit schien ihr überhaupt nicht peinlich zu sein, denn sie erwiderte fröhlich, sie möge den frühen Morgen, bevor die Sonne zu heiß werde. Allein ihr Anblick erregte ihn, weshalb er sich eilig ein Handtuch um die Hüften schlang.
    „Ich bin Helen“, stellte sie sich vor. „Delias Freundin aus der Schule.“ Unmittelbar vor ihm blieb sie stehen und streckte die Hand aus.
    Ihre von dichten schwarzen Wimpern umrandeten Augen schimmerten in einem hellen Blauton und voller geheimer Verheißungen. Leon war versucht, auf ihr augenscheinliches Angebot einzugehen, als ihm einfiel, dass sie nicht älter als fünfzehn sein konnte.
    Nach einigen spöttischen Bemerkungen war sie gegangen. Sein Ärger hatte jedoch mehr seiner eigenen Reaktion als ihrem Verhalten gegolten.
    Als Helen ihm vorhin die Tür geöffnet und ihm mit denselben veilchenblauen Augen angesehen hatte, waren dieselben Empfindungen wie damals in ihm erwacht. Das erstaunte ihn, da sie ganz und gar nicht seinem Frauentyp entsprach.
    Das Bild seiner momentanen Geliebten drängte sich in seine Gedanken. Louisa, eine weltgewandte, große, schlanke Brünette. Seit zwei Monaten hatte Leon sie nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich reagierte er deshalb so heftig auf Helen Heywood. Sie war das genaue Gegenteil von Louisa. Eine hellhäutige Blondine, nicht größer als einssechzig. Dabei musste die unschuldig aussehende Miss Heywood die hinterlistigste und geldgierigste Frau sein, der er je begegnet war – und er hatte schon viele getroffen.
    Nun, jetzt war er gewarnt. Sie ist keine Bedrohung mehr für mich, überlegte er und schloss kurz die Augen. Gott, er war so
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