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049 - Die Horror-Maschine

049 - Die Horror-Maschine

Titel: 049 - Die Horror-Maschine
Autoren: Larry Brent
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    „Kana ist
weg!“ Der Ruf hallte durch die dämmrige Halle und traf den dunkelgekleideten,
weißhaarigen Mann hinter dem klobigen Tisch wie ein Faustschlag.
    „Wie konnte
das passieren?“ Der Weißhaarige blickte mit glühenden Augen auf den geduckt
stehenden, schmächtigen Mann, der sich offensichtlich vor der Erscheinung
hinter dem Schreibtisch fürchtete. Die Stimme des weißhaarigen Chinesen war
eiskalt. „Du hattest einen Auftrag, Tschiang.“
    Der
Schmächtige wirkte nervös. „Ich war keine Sekunde unaufmerksam, Professor Wung.
Ehe ich mich versah, hatte er seine Tür aus den Angeln gerissen und warf mich
zu Boden.“
    Wung nickte.
Es glitzerte gefährlich in seinen Augen. „Ich werde dafür sorgen, daß es für
dich nie wieder zu einem Versehen kommt!“
    Unter den
Füßen des Schmächtigen klappte lautlos und blitzschnell die Falltür nach unten.
Wie eine Rakete sauste Tschiang in die Tiefe. Sein gellender Aufschrei
verhallte. Keiner der Umstehenden verzog die Miene oder zeigte Abscheu über die
Tat des Weißhaarigen, obwohl mehr als zehn Menschen Zeuge waren.
    Menschen?
    Waren es
wirklich noch Menschen, die hier wie gigantische Marionetten die Kulisse
erfüllten, wie gespenstische Statisten im einem Gruselfilm auf Abruf bereitstanden?
    Aus der Tiefe
des Schachtes erscholl ein Knirschen, Schnaufen, Keuchen und Schmatzen, als
würden sich wilde Tiere über den Leib des mit leichter Hand zum Tode
Verurteilten hermachen.
    Chang Pi Wung
wußte als einziger, daß dort unten keine wilden Tiere hausten. Es waren
Menschen, die den Schmächtigen zerfleischten.
     
    ●
     
    Chang Pi Wung
sah sich triumphierend in der Runde um.
    „Denkt immer
daran“, sagte er scharf, „daß ich absoluten Gehorsam und einwandfreie
Leistungen verlange. Wer versagt, hat ausgespielt! Ich habe euch das Leben
gegeben, und ich kann es euch wieder nehmen!“
     
    ●
     
    Die bunten
Laternen setzten Farbtupfer in die Nacht.
    Die Terrasse
des neuen Hauses war von lachenden und redenden Menschen besetzt. Huan Lo hatte
viele Besucher an diesem Abend. Der Verleger liebte es, Gesellschaften zu
geben, Gäste zu haben. Lo hatte sich aus einfachsten Verhältnissen
hochgearbeitet. Vor fünf Jahren noch hatte er in den Straßen von Peking Zeitungen
verkauft. Das Startkapital zu seinem eigenen Verlag hatte er sich im wahrsten
Sinn des Wortes vom Mund abgespart.
    Trotz seines
einfachen Wesens und seines geringen Einkommens hatte Lo seit eh und je einem
Hobby gefrönt: der chinesischen Kunst. Er liebte Bilder, Skulpturen und
Porzellanmalereien über alles. Er hatte sich vorgestellt, daß es sicher sehr
viele Chinesen gab, die ähnlich veranlagt waren wie er, die sich gern hübsche
Bilder ansahen und den Wunsch hatten, sich mit kostbaren Kulturschätzen zu
umgeben, denen jedoch das Geld dazu fehlte. Aber auch den einfachen Menschen,
die Hunger nach Bildung hatten, konnte man die erlebnisreiche Welt der Kunst
ins Haus tragen, ohne daß dies große finanzielle Opfer erforderte.
    Huan Lo fing
mit Kunstdrucken alter chinesischer Meister an. Er ließ auf sein eigenes Risiko
kleine handliche Bändchen drucken. Mit dem Vertrieb haperte es anfangs noch. Er
hatte nicht das Geld, sich Angestellte zu halten. Mit dem Rad und einem kleinen
Wagen, den er am Gepäckträger anhängen konnte, fing er seinen eigenen Vertrieb
an. Er radelte von Buchhandlung zu Buchhandlung und bot seine Bände an. Er gab
großzügige Rabatte, und die Buchhändler nahmen die Bändchen gern, da sie sich
nicht für eine feste Abnahme verpflichten mußten.
    Einmal im
Monat schaute Huan Lo in den Buchläden nach, rechnete ab und freute sich, daß
der Absatz gut war. Das verdiente Geld investierte er in neuen Ausgaben, die
von Mal zu Mal schöner und kostbarer wurden. Der Verlag begann zu wachsen.
    Einen
weiteren Auftrieb erhielt Huan Lo auf der ersten Buchausstellung, an der er
teilnahm. Die Frankfurter Buch-Messe vor zwei Jahren schaffte neue Kontakte und
Absatzmöglichkeiten.
    Huan Los
Familie bestand aus fünf Mitgliedern. Er hatte eine entzückende Frau, drei
prachtvolle Söhne, die alle in Peking studierten und eine reizende Tochter namens
Tschiuu. Diese Namensgebung war deshalb zustande gekommen, weil Tschiuu in
einer stürmischen Januarnacht in einer Hütte zur Welt gekommen war. Zu jener
Zeit hatten die Los recht armselig am Stadtrand von Peking gewohnt, und Huan
war die ganze Nacht wegen des Sturms besorgt um seine Frau. Die Lautmalerei des
Windes, der durch die Ritzen und
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