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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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auskennen würdest, wäre es dir vielleicht auch aufgefallen.«
    In kurzen Worten erzählte Agnes von Ingrid und ihrem Bruder.

Verhaftung
    Röttger Schäfermann schaute erstaunt auf. »Ihr?«
    Er hatte sich ein frisches, helles Hemd angezogen und darüber eine edel bestickte lange Jacke mit goldenen Knöpfen. Dazu trug er einen breitkrempigen Hut, der samten schimmerte. Er hatte gerade sein Haus am Markplatz verlassen wollen, als ihm der Bürgermeister zusammen mit Agnes, Ludolf und einigen Wachsoldaten entgegentrat.
    Doch schnell hatte sich der junge Händler wieder gefangen und lächelte. Er verneigte sich leicht und sprach in seiner betont huldvollen Art: »Werter Kollege, das wäre doch nicht nötig gewesen. Ich hatte doch versprochen, zu kommen, um meine Aussage zu machen. Und jetzt kommt Ihr zu mir? Das ist zu viel der Ehre.«
    Gerd von Bucken blickte keineswegs belustigt. Seitdem Agnes und Ludolf ihn vor wenigen Augenblicken im Rathaus unterrichtet hatten, war kein Wort mehr über seine Lippen gekommen. Während der Erzählung war sein Gesicht immer verschlossener und regungsloser geworden. Schließlich war er kampfbereit aufgesprungen. Nur mit einem Zeichen seiner Hand hatte er die jungen Leute aufgefordert, ihm zu folgen. Ebenso stumm hatte er die Soldaten herbeigewinkt.
    Erst jetzt sprach er wieder. Bissig presste er seine Worte hervor. »Es hat sich inzwischen etwas Neues ergeben. Hier.« Und er reichte Schäfermann die Urkunde.
    Dieser schaute sie sich kurz an. Gelangweilt antwortete er: »Ja, ja. Den Vertrag kenne ich. Dieser junge Bauer – Wilken nannte er sich – hat mir gestern mein Geld zurückgezahlt. Damit war die Sache erledigt. Gibt es Probleme mit der Magd? Hätte ich sie nicht von dannen ziehen lassen dürfen? Oder war es nicht ihr richtiger Bruder? Ich habe im guten Glauben gehandelt, dass alles korrekt ist.«
    Von Bucken antwortete nicht darauf. Noch immer standen die Zornesfalten auf seiner Stirn. Stattdessen fragte er: »Wie viel wurde Euch gezahlt?«
    Der souveräne Blick des Schäfermanns trübte sich ein wenig. »Ich weiß nicht, ob es Euch etwas angeht. Aber … da es Euch scheinbar so brennend interessiert: fünf Gulden.«
    »Als Dirne bringt die Frau in ein paar Monaten doch bestimmt mehr ein. Oder?«
    Der junge Händler blickte ganz erstaunt. »Was sagt Ihr da, werter Kollege? Als Dirne?« Aber nun klang er richtig zerknirscht. »Der Besitzer des Badehauses fragte nach einer Magd, die beim Wasserschöpfen und Feuermachen hilft. So habe ich ihm die Frau überlassen. Falls es jedoch zu solchen Diensten gekommen ist, bedaure ich das zutiefst. Ich habe nicht gewusst, dass sie dazu gezwungen wurde. Das tut mir aufrichtig leid. Das ist absolut nicht gerecht. Ich werde noch heute mit Tobias Dullen reden. Das ist ein glatter Vertragsbruch. Ich danke Euch von Herzen, dass Ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt.«
    Der Händler schaute reumütig in die Runde, aber niemand antwortete ihm. Alle Blicke blieben steinern wie bisher.
    »Ist noch etwas?« Seiner Stimme war jetzt ein leichtes Zittern anzumerken.
    Aber nun meldete sich Agnes zu Wort. »Wie uns die junge Frau sagte, bezahlte ihr Bruder Wilken mit einem Gefallen, nicht mit Geld.«
    Schäfermann richtete sich auf und schlug sich theatralisch auf die Brust. »Wie bitte? Ein Gefallen? Welchen Gefallen könnte mir so ein Hungerleider denn schon machen? Soll ich Euch die Münzen zeigen, die er mir gab?«
    Die Scholasterin winkte ab. »Ihr habt bestimmt genug Geld in Eurer Kasse, um mir irgendwelche Münzen hervorzuzaubern. Das ist kein Beweis.«
    Der junge Händler richtete sich auf und kam langsam auf Agnes zu. »Ihr seid ganz schön mutig. Ihr glaubt einer Dirne mehr als mir?«
    »Ihr gebt also zu, dass sie als Bademagd den Männern zu Diensten sein musste?«
    Er stockte. »Das habt ihr doch selbst gesagt. Warum sollte ich das anzweifeln?«
    Aber Agnes wollte sich jetzt nicht mit solchen Nebensächlichkeiten aufhalten. Sie wollte endlich zum Punkt kommen. Kämpferisch stemmte sie die Hände in die Seiten. »Folgendes ist passiert: Wilken einigte sich mit Euch am Montag vor einer Woche auf die Bezahlung für seine Schwester Ingrid. Statt des Geldes sollte er Euch einen Gefallen tun. Er quartierte sich in der Schänke
Widukind
ein und wartete, bis er an einem günstigen Abend den Händler Bode alleine antraf. Wilken gab sich im Laufe des Gesprächs als Henker aus.«
    Schäfermann lachte laut los. »Mein liebes Kind, da habt Ihr Euch aber
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