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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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lassen. Dafür wollte er aber heute Morgen die günstige Gelegenheit nutzen, das Verpasste nachzuholen. Am besten noch mit Zinsen. Und das für eine wahrscheinlich völlig nutzlose Auskunft.
    »Kommt darauf an, was Ihr uns berichten könnt«, antwortete Ludolf.
    »Ne, ne. Erst den Zaster. Ich lass mich nicht noch mal übers Ohr hauen.« Der Mann tippte sich an die Stirn.
    »Wenn die Auskunft nützlich ist, wird der Stadtrat Euch bezahlen.«
    Der Mann hob abwehrend die Hände. »Ho! Ne! Darauf lass ich mich nicht ein.«
    Ludolf drehte sich zu Wolfram von Lübbecke um. »Hauptmann, sperrt diesen Kerl ein. Er behindert unsere Nachforschungen.«
    Sofort stelzte der Soldat heran. Die Schmerzen schienen ihn noch ungeduldiger zu machen. »Du wanderst in den Kerker, Bürschchen! Du verschaukelst uns hier nich mehr!«
    Gert wich langsam zurück und streckte abwehrend seine Arme vor. »Moment noch! Wartet bitte! Vielleicht lass ich mich doch auf den Handel ein.«
    Jetzt hatte der Hauptmann den Mann erreicht und am Kragen gepackt. »Spuck’s schon aus! Sonst biste dran!«
    »Schon gut. Ich red ja schon.« Seine Stimme wurde leiser, sodass keiner der Gaffer etwas hören konnte, nur diejenigen, die im Hof standen. »Der Tote da, das ist der Henker, den ich in der Schänke mit Bode zusammen gesehen habe.«
    Von Lübbecke fragte erstaunt: »Was für’n Henker? Was redest du da für’n Quatsch?« Und schüttelte den Mann kräftig. »Los! Sag schon!«
    »Schon gut, Hauptmann«, mischte sich Ludolf ein. »Seid leiser! Das darf keiner hören! Ich erkläre Euch das später.« Und zu dem Informanten gewandt sagte er: »Ihr könnt jetzt gehen. Ich sage dem Rat Bescheid, sodass Ihr eine Belohnung für Euren Hinweis bekommt.«
    Der Mann versuchte vergeblich sich loszureißen. Ärgerlich schrie er: »Das wird doch nix! Der Rat rückt doch sowieso nix raus. Die kassieren doch nur.«
    Wolfram von Lübbecke führte den laut Lamentierenden wieder zurück zu den anderen Zuschauern und schubste ihn unsanft in die Menge. Fluchend und schimpfend tauchte er zwischen den anderen Leuten unter.
    Ludolf war ganz aufgeregt. Vorhin hatten sie noch geglaubt, dass sie den Helfer des Amtsmeisters von Wiesen nicht so schnell finden würden. Und jetzt war er ihnen sozusagen direkt in den Schoß gefallen. Ein perfekter Abschluss für diese Mission. Was Agnes wohl sagen dazu würde?
    Aber der junge Mann kam ins Grübeln. Hier hatten sie nun den Henker. Aber wer hatte ihn auf den Gewissen? Warum wurde er ermordet? Wollte von Wiesen einen Mitwisser loswerden? Möglich. Denn immerhin war dieser Mann derjenige, der das Mordkomplott in die Tat umgesetzt hatte. Dieser hier konnte bezeugen, dass die Tat vom Zunftmeister der Wollweber ausgeheckt worden war. Von Wiesen hatte also nicht nur einen Selbstmord in Auftrag gegeben, sondern auch noch einen Mord eigenhändig begangen. Dazu kam dann noch der Betrug. Damit gab es wohl kaum noch Zweifel, dass das Gericht ein anderes Urteil als den Tod des Angeklagten verhängen würde.
    Balthasar Melmann fragte schon wieder. »Wann kann ich denn geh’n? Ich muss nu endlich mal arbeiten.«
    Ludolf wirbelte herum. Trotz all der neuen Fragen, die sich durch den Tod des Henkers ergaben, wurde ihm aber nun eines völlig klar. Der Wirt hätte die ganze Suche erheblich beschleunigen können, wenn er nicht so begierig gewesen wäre, nur seinen eigenen Vorteil zu sehen.
    »Warum wolltet Ihr die Leiche so schnell fortschaffen?«
    Behäbig kam Melmann heran. »Ich sagte doch: ’Ne Leiche macht nur Ärger, ist schlecht für’s Geschäft.«
    »Das glaube ich weniger. Eher das Gegenteil ist der Fall. Eure Schänke bekommt Aufmerksamkeit und Ihr könnt den Gästen brühwarm die Geschichte vom Toten erzählen. Das lockt die Leute an.«
    Der Wirt machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, was! Das sieht vielleicht so aus.«
    Ludolf ging gemächlichen Schrittes durch den Hof und ließ sich Zeit; denn Melmann wurde sichtlich nervös. »Ihr habt gehört, was der Mann da soeben gesagt hat?«
    »Was ging mich das an? Außerdem hat’r so leise gequatscht. Man konnte ja kaum was verstehn.«
    »Der Mann sagte, dass Euer Gast ein Henker gewesen war.«
    Der Wirt machte ein paar unkoordinierte Armbewegungen und schaute sich fragend um. »Ja, und?« Er suchte ganz offensichtlich nach den richtigen Worten. »Den Kerl von vorhin kenn ich doch. Das ist Boldermanns Gert, ein Tagelöhner und ständig betrunken. Dem glaub ich kein Wort. Ne, ne, nie und
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