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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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eine haarsträubende Geschichte ausgedacht. Ich stifte jemanden an, sich als Henker auszugeben? Ihr habt wohl zu viele Schauergeschichten gehört? Wer soll denn diesen grausigen Unfug glauben? Die Magd hat Euch aber ganz gewaltig auf den Arm genommen. Ihr dürft nicht alles glauben, was man Euch weismachen will.«
    Er trat an Agnes heran und legte seine Hand schwer auf ihre Schulter. Sie wurde stocksteif und sah ihn verärgert an.
    Überlegen fuhr er fort: »Belassen wir es doch dabei. Wenn Ihr Euch nun einfach zurückzieht und nicht weiter davon sprecht, soll es gut sein. Mit solch albernen Märchen vertun wir nur unsere wertvolle Zeit. Und, meine Liebe, Ihr wärt gut beraten, wenn Ihr einmal darüber nachdenken würdet, wo Euer Platz ist.«
    Doch damit war er bei Agnes an die Falsche geraten. Sie war kein dummes Mädchen, das er maßregeln konnte. Mit einer energischen Bewegung stieß sie Schäfermanns Hand von ihrer Schulter. Unbeeindruckt fuhr sie fort: »Leider haben auch andere Gäste gehört, dass sich Wilken als Henker ausgegeben hat. Diese flohen aus Angst. Der Wirt wollte daraufhin Wilken nie gesehen haben. Doch der Händler Bode war das eigentliche Ziel des Angriffs. Und es funktionierte auch. Sie hatten einträchtig miteinander getrunken, bis Wilken den schrecklichen Satz sagte. Aus Angst vor der Schande, nun als unehrlicher Mensch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden und die Stellung als Ratsherr und angesehener Händler zu verlieren, entschloss er sich zum Selbstmord. Auch wenn die Schande deswegen nicht unbedingt weniger schlimm war. Aber für seine Familie, besonders für seine Tochter, ersparte das viele Unannehmlichkeiten.«
    Der junge Händler schaute in die Runde und nickte leicht. Diese Anklage schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken. »So, so. Das denkt Ihr also? Auch Ihr, werter Bürgermeister?«
    Von Bucken schaute noch immer unbeirrt auf seinen jungen Ratskollegen. »Ich weiß auch genau, warum Ihr es tatet. Euch war bewusst, dass unser verehrter Bode mehr Aussicht auf die Nachfolge im Amt des Bürgermeisters hatte als Ihr. Ihr seid viel zu ehrgeizig, viel zu sehr auf den eigenen Gewinn aus, weniger auf den der Stadt. Ihr habt Euch viel zu schnell zurückgezogen, nachdem Euch klar war, dass die Mehrheit der Ratsherren Johannes Bode bevorzugen würde. Aber klein beigeben war noch nie Eure Sache.«
    Bei diesen Worten war Röttger Schäfermann immer unruhiger geworden. Verkrampft ballte er seine Hände zu Fäusten. Jetzt platzte es aus ihm heraus. »Ihr seid doch nur neidisch auf meine Erfolge und wollt deshalb meinen guten Ruf in den Schmutz ziehen.«
    Der Bürgermeister knurrte: »Wir sind nicht neidisch. Wir wissen dagegen aber, was einen ehrbaren Händler ausmacht.«
    »Ihr glaubt wirklich, ich hätte auf einen Selbstmord spekuliert? Was für ein Unsinn! Wer bringt sich denn für so etwas um? Ich mich bestimmt nicht! Ihr etwa? Das einzig Logische an Eurer Spinnerei ist, dass dadurch jemand in Verruf gebracht werden kann. Wer so dumm ist, mit einem Henker zu saufen, dem ist nicht mehr zu helfen. Falls … ich sage mit Absicht falls … Falls ich also verhindern wollte, dass der lahmarschige und verkalkte Bode Bürgermeister wird, wäre es völlig ausreichend gewesen, wenn der Stadtrat davon gehört hätte. Ein Selbstmord ist so überflüssig wie eine zweite Nase.«
    Der junge Händler stand noch immer angriffslustig und musterte seine Gegner eingehend. So schnell ließ er sich nicht in die Ecke drängen. Da hatte er schon ganz andere Situationen gemeistert.
    Nach einem Augenblick der Stille trat Ludolf vor. »Eigenartig war nur, dass von Anfang an Ihr der Einzige wart, der von Selbstmord sprach. Alle anderen, die Ratsherren, die Familien, sie alle sprachen von Mord.«
    »Darf ich denn keine eigene Meinung mehr haben? Und wie wir ja nun alle gehört haben, trifft es auch genau den Kern der Sache. Bode hat Selbstmord begangen. Und wenn Ihr nicht mehr als diese Anschuldigungen vorbringen könnt, möchte ich Euch bitten, nun zu gehen. Ich habe noch wichtige Angelegenheiten zu erledigen.«
    Schäfermann atmete tief durch und wollte an der Gruppe vorbei zur Tür hinaus. Aber die Wachen stellten sich ihm schnell in den Weg. Unsicher wich er zurück.
    Ludolf war jedoch noch nicht fertig. Langsam schritt er um den Händler herum, sodass sich dieser nun von zwei Seiten bedrängt sah. Und auch der Möllenbecker verstand es, völlig unbeteiligt zu klingen. »Wie Ingrid sagte, wollte ihr
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