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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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geeinigt. Es wäre mir eine Freude gewesen, Euch beide zu verheiraten. Ich will auch alle Angelegenheiten mit Euren Eltern und der Äbtissin Heilwig regeln. Ihr müsst Euch da keine Sorgen machen. Möchtet Ihr Euch das nicht doch noch einmal überlegen?«
    Agnes holte ein Tuch hervor, tupfte sich ihre Tränen ab und schnäuzte sich leise.
    Mit erstickter Stimme antwortete sie: »Ja, ich werde es mir noch überlegen. Aber nicht heute und nicht hier.«
    »Dann wollt Ihr erst wieder nach Möllenbeck ins Stift zurück?«
    Sie nickte. »Vor dem Mittagessen habe ich noch mit dem Marktleiter Zempelburg gesprochen. Er hat mir einen Händler vermittelt, der mich auf seinem Wagen bis nach Rinteln mitnimmt. Er wartet wohl schon vor dem Rathaus. Mfeine Sachen habe ich auch schon gepackt und übergeben.«
    Voller Angst hatte Ludolf dem Gespräch gelauscht. Sein Herz pochte bis in den Hals, sodass er meinte, jeden Augenblick ersticken zu müssen. Sein Magen verkrampfte sich und schmerzte. Heute Morgen hatte es doch noch so gut ausgesehen. Ludolf war sich sicher gewesen, dass sich Agnes nun endgültig entschieden hatte, als sie ihn auf der Treppe im Haus Schäfermann geküsst hatte. Er war glücklich gewesen. Und nun verstand er die Welt nicht mehr. Ihre Sprunghaftigkeit und ihre Unentschlossenheit brachten ihn noch um den Verstand. Mit zitternden Knien stand er auf.
    Seine Stimme bebte, als er sie nun flehentlich fragte: »Warum willst du so schnell fort? Warum hast du nichts gesagt?«
    Agnes’ Tränen begannen wieder zu fließen. »Es erspart uns beiden Schmerzen, dir genauso wie mir. Es ist besser, wenn ich so schnell wie möglich aufbreche.«
    »Aber ich hatte mich schon auf den gemeinsamen Nachmittag gefreut.«
    »Und dann? Es wäre nur gestohlene Zeit. Und wenn wir uns morgen trennen, wäre es bestimmt noch schlimmer. Glaub mir: je eher, desto besser. Du wirst nur unglücklich mit mir werden. Du weißt doch, wie unberechenbar ich bin. Ich würde dir nur ständig wehtun.«
    Die beiden jungen Leute standen verloren voreinander und schauten sich schweigend an. Agnes’ Lippen formten Worte, ohne dass ein Ton zu hören war. Ludolf verstand es aber ganz genau: Es tut mir leid. Genauso lautlos antwortete er ihr: Ich liebe dich. Sie nickte. Das wusste sie nur zu gut.
    Der Bürgermeister unterbrach die stille Szene: »Herr vom Domhof, steht Eure Antwort noch?«
    Ludolf wandte sich langsam um und nickte nur stumm. Er hätte jetzt sowieso kein Wort herausgebracht.
    Die Ratsherren klatschten beifällig. Gerd von Bucken und Otto III. lächelten zufrieden. Sie hatten sich zwar einen größeren Erfolg erhofft, aber die Nonne hatte ja versprochen, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.
    Agnes wollte dieses Thema so schnell wie möglich abschließen und fragte deshalb: »Ihr Herren, was geschieht jetzt mit dem Händler Schäfermann?«
    Einer der Ratsherren antwortete: »Er kommt selbstverständlich vor ein Gericht. Das wird mit Sicherheit sein Tod sein. Es geht gar nicht anders. Ehrgeiz und Machthunger sind gefährlich. Nicht nur für die anderen – wie man das an unserem hochgeschätzten Johannes Bode und diesem Bauern da aus Bückeburg sehen kann – sondern auch für einen selbst.«
    »Was geschieht mit der Magd Ingrid und ihren Kindern? Dürfen die wieder zurück?«
    »Die Frau darf so lange in der Schänke wohnen, bis sie von ihrem Verlobten abgeholt wird. Das wird Schäfermann in Rechnung gestellt.«
    Agnes nickte und schaute noch ein letztes Mal in die Runde. »Es ist besser, ehrlich zu sein. Eine einzige Lüge kann so viel Unglück verursachen. Nicht umsonst heißt es in der Heiligen Schrift: Du sollst nicht lügen.«

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