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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne
Autoren: 7 Jake - Vier Sterne fuer die Liebe
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PROLOG
    Vietnam, 1969
    M an hatte Sergeant Matthew Lange zum Sterben zurückgelassen.
    Sein Bein war zerschmettert, seine gesamte rechte Körperhälfte von Granatsplittern durchsiebt. Es war schon fast bedauerlich, dass die Splitter alle lebenswichtigen Organe verfehlt hatten. Vor Stunden schon hatte es ihn erwischt, aber er lebte und quälte sich immer noch.
    Das Morphium wirkte nicht. Er litt nicht nur höllische Schmerzen; er war auch noch klar genug im Kopf, um zu wissen, was ihn erwartete.
    Der Soldat neben ihm wusste es auch. Er lag still da und weinte leise vor sich hin. Sein Name war Jim, Jimmy D’Angelo. Im Grunde war er noch ein Kind - gerade mal achtzehn Jahre alt. Und sein Leben war bereits zu Ende.
    Das Leben eines jeden Einzelnen von ihnen war zu Ende.
    Sie waren zu zwölft, allesamt Marines der Vereinigten Staaten. Lagen in ihrem Versteck im Dschungel eines Landes, das zu winzig war, um im Erdkundeunterricht der Grundschule auch nur erwähnt worden zu sein. Sie bluteten. Sie waren zu schwer verletzt, um zu fliehen, aber überwiegend bei Bewusstsein und lebendig genug, um zu wissen, dass sie irgendwann in den nächsten Stunden sterben mussten.
    Charlie - so lautete der Codename des US-Militärs für den Vietcong - rückte heran.
    Wahrscheinlich würde er kurz vor der Morgendämmerung kommen.
    Der Vietcong hatte am Morgen zuvor eine größere Offensive gestartet. Dabei war Matts Einheit zusammen mit mehreren anderen der Rückzug abgeschnitten worden. Jetzt saßen sie auf feindlichem Gebiet fest, wer weiß, wie weit hinter der Front, und ohne Aussicht auf Rettung.
    Schon vor Stunden hatte Captain Tyler versucht, über Funk Hilfe herbeizuholen - vergebens. Kein Hubschrauberpilot war verrückt genug, sich hierherzuwagen. Sie waren auf sich allein gestellt.
    Und dann platzte die Bombe, im nahezu wörtlichen Sinn: Schon am nächsten Morgen, in nicht einmal ganz zwölf Stunden, wollten die Amerikaner genau hier Napalm einsetzen, um den Vietcong aufzuhalten. Dem Captain war befohlen worden, das Gebiet umgehend zu verlassen.
    Er hatte zwanzig Verletzte in seiner Einheit - mehr als doppelt so viele wie Unversehrte.
    Also musste Captain Tyler Gott spielen und entscheiden, wer von den Verletzten abtransportiert wurde und wer nicht. Acht Mann nahmen sie mit, die mit den leichtesten Blessuren. Der Captain hatte Matt angeschaut, einen Blick auf sein Bein geworfen und den Kopf geschüttelt. Nein. Tränen hatten in seinen Augen gestanden. Aber das nützte Matt natürlich auch nichts.
    Nur Pater O’Brien war bei den Schwerverletzten geblieben.
    Matt konnte hören, wie der Priester den sterbenden Männern mit ruhiger, leiser Stimme Trost zu spenden versuchte.
    Wenn Charlie sie hier fand, würde er sie mit Bajonetten niederstechen. Charlie verschwendete keine Munition auf Männer, die sich nicht wehren konnten. Und Matt konnte sich nicht wehren. Sein rechter Arm war nicht mehr zu gebrauchen, der linke zu schwach, um eine Waffe zu halten. Die meisten seiner Kameraden waren noch schlimmer dran als er, und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Pater O’Brien sich ein Maschinengewehr schnappte und auf Charlie feuerte.
    Nein - was sie erwartete, war klar. Niedergestochen werden oder verbrennen.
    Am liebsten hätte Matt geweint, so wie Jimmy.
    „Sarge?”
    „Ja, Jimmy, ich bin noch da.” Als ob er hätte fortgehen können ...
    „Sie haben Familie, nicht wahr?”
    Matt schloss die Augen, dachte an Lisas liebes Gesicht. „Ja”, sagte er. „Habe ich. In New Haven, Connecticut.” Seine Familie hätte auch auf dem Mars sein können, so unerreichbar fern war sie jetzt. „Ich habe zwei Jungs, Matt jr. und Mikey.” Lisa hatte sich ein Mädchen gewünscht. Und Matt hatte immer geglaubt, dafür hätten sie noch viel Zeit.
    Er hatte sich geirrt.
    „Sie haben sehr viel Glück.” Jimmys Stimme zitterte. „Ich habe nur meine Ma. Nur sie wird sich an mich erinnern. Meine arme Ma.” Er begann wieder zu weinen. „Oh, Gott, ich will zu meiner Ma!”
    Pater O’Brien kam herüber, aber er konnte Jimmy weder beruhigen noch trösten. Der arme Junge weinte nach seiner Mutter.
    Matt dachte an Lisa. Es war einfach absurd. Als er noch daheim war, in ihrer winzigen, schäbigen Zweizimmerwohnung in einer der miesesten Wohngegenden von New Haven, war er fast verrückt geworden. Er hasste seine Arbeit als Mechaniker, hasste es, wie sein schwer verdientes Geld schon für Lebensmittel und Miete draufging, noch bevor es
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