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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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spät; denn das Gefecht war längst entschieden.
    Schließlich gab Ludolf nur noch die endgültige Schlussfolgerung: »Ihr habt Wilken hiermit erschlagen. Dabei zerbrach die Kiste, und ihr Inhalt verteilte sich auf ihm.«
    Schäfermann nickte und schaute zu Boden. Langsam drehte er sich zum Bürgermeister um. Der junge Händler klang nun nicht mehr souverän und beherrscht, sondern eher müde und erschöpft. So war auch seine Körperhaltung: leicht gebückt, nicht mehr hocherhobenen Hauptes.
    »Bravo, bravo. Erstklassige Logik, einwandfreie Beweisführung. Ich bin beeindruckt. Mein Plan war gut, geradezu genial. Doch leider hatte ich den menschlichen Faktor vergessen. Erst brachte sich Bode um, anstatt sich nur klammheimlich zu verziehen. Das verkomplizierte die Angelegenheit ungemein. Eigentlich wollte ich zum richtigen Zeitpunkt einen Zeugen präsentieren, der Bode bloßstellen sollte. Der alte Händler war ja so etwas von ehrlich, dass er seine Schande sofort eingestanden hätte. Leider kam es nicht dazu. Dann mischte sich von Wiesen ein, der das Geschäft seines Schwagers einkassieren wollte. Als ich versuchte, es ihm wegzuschnappen, drehte der Kerl durch. Das mit der Hochzeit war übrigens ein spontaner Einfall, nachdem der Alte tot war. Der Bode hätte mir niemals seine Tochter überlassen. Und schließlich wollte mich dieser Bauer auch noch erpressen, anstatt froh zu sein, seine Schwester wiederbekommen zu haben.« Befriedigt schaute er in die Gesichter um ihn herum.
    Dann wandte sich Schäfermann noch einmal an Gerd von Bucken: »Ich habe nur noch einen Wunsch.«
    Die Miene des Bürgermeisters hatte sich inzwischen entspannt. Er war zufrieden, dass der Fall gelöst war. »Und der wäre?«
    »Der Henker soll ein scharfes Schwert haben und sein Handwerk verstehen. Ich will keinen, der erst beim soundsovielten Mal meinen Hals trifft.«

Geschafft
    Nach einem ausgiebigen Mittagessen mit einigen Ratsherren und dem Bischof Otto stand der Bürgermeister auf und bat einen Moment um Ruhe. Er bedankte sich sehr herzlich bei Agnes und Ludolf für ihre hervorragende Arbeit. Es war die richtige Entscheidung gewesen, sie mit der Lösung dieses verzwickten Falles zu betrauen.
    Während der Rede versuchte Ludolf immer wieder, Agnes’ Hand zu fassen, aber sie zog sie immer wieder weg. Nachdem Röttger Schäfermann am Vormittag abgeführt worden war, war sie in dem allgemeinen Trubel plötzlich verschwunden gewesen. Erst kurz vor dem Essen war sie wieder aufgetaucht. Seitdem war sie wie verwandelt – abweisend und irgendwie bedrückt. Bisher hatte sich für ihn auch keine Gelegenheit ergeben, mit ihr allein zu sprechen. Wie gerne hätte er sie in den Arm genommen und geküsst.
    Zum Schluss seiner kleinen Rede kam Gerd von Bucken auf den Kern seines Anliegens zu sprechen: »Wir vom Rat der Stadt Minden würden uns freuen, wenn Ihr, Agnes von Ecksten, und Ihr, Ludolf vom Domhof, uns hier in Minden erhalten bliebet. Nicht weil wir glauben, dass es hier so viele Morde gibt.« Es entstand ein dezenter Ausbruch von Heiterkeit in der Runde. »Aber Ihr, junger Herr, könntet als Gehilfe für den Marktleiter amten und Ihr, junge Herrin, als Lehrerin für die Kinder der Händler und Handwerksmeister. Das ist natürlich nur ein Vorschlag. Bei der Suche nach einem geeigneten Haus helfen wir auch gerne. Habt Ihr Interesse, bei uns zu bleiben?«
    Die jungen Leute schauten sich verblüfft an. Mit solch einem Angebot hatte keiner von ihnen gerechnet. Das kam sehr überraschend. Sie antworteten gleichzeitig, Agnes mit Nein und Ludolf mit Ja.
    Der Bürgermeister war verwirrt. Unentschlossen blickte er zwischen beiden hin und her. »Also … was denn nun? Ja oder nein? Eins geht nur.«
    Agnes stand nun langsam auf. »Ihr hohen Herren, bitte entschuldigt, dass ich Euer großzügiges Angebot nicht annehmen kann. Aber wie Ihr wisst, habe ich ein Gelübde als Nonne abgelegt. Das ist mir wichtig und heilig. Es gibt zwar den Wunsch in mir, mit jemandem länger und öfter zusammen zu sein«, sie blickte zu Ludolf hinunter, während die Tränen begannen, ihr über die Wangen zu laufen. »Aber ich bin noch nicht so weit. Ich brauche noch Zeit, um mir darüber klar zu werden.«
    Eisern versuchte sie, das Weinen zu unterdrücken, was ihr aber nur teilweise gelang. Die älteren Herren am Tisch schauten voller Mitleid auf die beiden jungen Leute.
    Bischof Otto von Minden räusperte sich. »Meine Liebe, ich hatte gehofft, Ihr hättet Euch inzwischen
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