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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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zusammenbrechen.« Dabei grinste er breit.
    Agnes bedankte sich und verschwand wieder im Gastzimmer. Sie setzte sich zurück zu Ingrid.
    »Wann habt Ihr Euren Bruder zuletzt gesehen?«
    »Gestern Abend wartete er vorm Badehaus auf mich. Er sagte mir, dass nun alles erledigt sei. Ich sollte heute Morgen hierherkommen, damit wir zusammen nach Bückeburg gehen können. Ich war glücklich, nie wieder ins Badehaus zu müssen.«
    Abermals begannen die Tränen zu laufen. Ingrids Kinder drückten sich sofort wieder ängstlich an sie. Solch ein Unglück hatten die drei nun wirklich nicht verdient.
    »Seid Ihr mit Eurem Bruder gestern Abend nach Hause gegangen?«
    »Nein. Wilken wollte noch einmal zu meinem Besitzer. Der Gefallen, den er ihm erwiesen hatte, war so groß gewesen, dass er noch zusätzlich Geld fordern wollte. Das hätte er besser nicht getan. Nicht wahr?«
    Agnes erinnerte sich an das, was Ingrid ihnen bei der Befragung erzählt hatte. Die Schulden sollten ja nicht mit Geld, sondern durch einen Dienst abgegolten werden. Hatte es bei dieser Nachforderung Arger gegeben? War der Bruder zu gierig geworden? Oder hatte es Schwierigkeiten bei der Erledigung des Gefallens gegeben? Letzteres wohl eher nicht, sonst hätte er seiner Schwester ja nicht sagen können, dass der Auftrag erledigt war. Also hatte es mal wieder Streit um das liebe Geld gegeben. Wie der Apostel Paulus es so treffend beschrieb:
Die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten
. 23 Wilken verlangte mehr als vereinbart und der Gläubiger wollte nicht zahlen. Also gab es die Prämie in Form eines eingeschlagenen Kopfes.
    »Wisst Ihr inzwischen, wer Euer Besitzer war?«, wollte Agnes wissen.
    »Nein. Mein Bruder hat mir nur was gegeben. Vielleicht werdet Ihr daraus schlau.«
    Die ehemalige Bademagd ging zu ihrem Beutel hinüber und kramte etwas hervor. Sie kam mit einem zusammengefalteten Pergament zurück.
    »Wilken sagte mir, dass das Schriftstück sehr wichtig sei. Es enthält den Nachweis der Tilgung meiner Schulden. Eigentlich darf ich es auch keinem Fremden geben.« Sie schwieg einen Moment. »Aber Euch vertraue ich.« Damit hielt sie es der Nonne entgegen.
    Agnes bedankte sich für das Vertrauen und versprach, ihr das Pergament so schnell wie möglich zurückzugeben. Plötzlich schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Jetzt verstehe ich. Vielleicht hat der ehemalige Besitzer nach dieser Schrift gesucht. Wenn darin sein Name steht, ist dies so gut wie ein Schuldeingeständnis. Gebt schnell her!«
    Eilig faltete Agnes das Pergament auseinander und begann, zu lesen. Sie murmelte leise vor sich hin. »Hier steht:
Ingrid hat so lange als Magd zu arbeiten, bis die Schulden beim Gläubiger abgearbeitet sind
. Dann kommt noch ein Zusatz, dass zu Augustini 24 , das war gestern, alles abgegolten ist. Und zum Schluss noch der Name.«
    Plötzlich wurde ihr ganz schlecht. Das Herz begann zu rasen, die Hände zitterten und ihr Hals war schlagartig trocken, sodass sie meinte, keine Luft mehr zu bekommen. Panisch sprang sie auf. Was sie hier las, verschlug ihr die Sprache. Sie konnte es kaum glauben. Sie atmete mehrmals tief durch, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen. Sie musste dringend mit Ludolf sprechen.
    »Was ist mit Euch?« Ingrid klang sehr besorgt.
    Agnes riss sich zusammen und sammelte ihre Gedanken. »Ich … ich brauche dieses hier noch.«
    »Was steht denn drin?«
    »Später. Später. Ich muss jetzt schnell los. Wartet bitte hier.«
    Damit rauschte sie auch schon hinaus. Auf dem Flur prallte sie auf den Burschen, der bisher geduldig gewartet hatte. Der sprang sofort zur Seite und entschuldigte sich.
    Agnes war völlig durcheinander. »Äh … Bring der Frau etwas zu essen und zu trinken. Sie darf so lange in der Kammer bleiben, wie sie möchte.«
    Und schon eilte sie zur Tür, die zum Hinterhof führte.

Ein Henker
    Ludolf kniete neben dem Toten und untersuchte die Kopfwunde mit einem kleinen Stock. Er hatte wenig Lust, sich mit dem Blut aus der Wunde zu besudeln. Und wer wusste schon, welche Untermieter in Form von Flöhen und Läusen der Kerl an sich hatte. Und vor allem wollte er nicht in die gleiche tragische Situation kommen wie der Händler Johannes Bode. Er wollte nicht durch die Berührung mit dem Tod unrein und unehrlich werden. Für solche Fälle gab es ja zum Glück die Totengräber.
    Nach der Wunde zu urteilen, war einiges an Blut geflossen. Aber weder hier, wo die Leiche lag, noch hinter den Fässern
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