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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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Bruder zusätzlich Geld verlangen, weil der Gefallen so außerordentlich gewesen war. Deshalb hatte er ihr zur Sicherheit die Urkunde übergeben. Reine Vorsicht. Dann kam er zu Euch. Es gab Streit, und Ihr erschlugt ihn. Bei Dunkelheit habt Ihr ihn zurück zur Schänke geschafft. Ihr suchtet in seiner Kammer vergeblich nach der Urkunde; denn sie war die einzige Verbindung zwischen Euch und Wilken.«
    Schäfermann lachte krampfhaft. »Das wird ja immer besser. Jetzt soll ich auch noch jemanden erschlagen haben. Was Ihr da vorbringt, sind doch nur Hirngespinste und Schauermärchen.« Er drehte sich zu von Bucken. »Bürgermeister, lassen wir es doch darauf ankommen. Sperrt mich ein und klagt mich an. Wie wollt Ihr mir all diesen Unsinn beweisen? Die Hanse wird Euch schon einen husten; ich habe nämlich viele Freunde in Bremen, Lübeck und Köln. Und wenn sich dann noch der Kaiser einschaltet, seid Ihr derjenige, der sich Sorgen machen muss.« Höhnisch grinsend betrachtete er die Anwesenden.
    »Habt Ihr als Einziger Safran hier in Minden?«
    Schäfermann wirbelte zu Agnes herum. Im ersten Augenblick konnte er mit ihrer Frage nicht viel anfangen, bejahte sie aber schließlich.
    »Warum seid Ihr Euch da so sicher?«
    »Andere Händler haben bei mir danach gefragt. Aber ich wäre dumm, belieferte ich meine eigene Konkurrenz.«
    »Größere Mengen Safrans gibt es also nur bei Euch?«
    »Vermutlich. Aber wo ist der Sinn der Fragerei?«
    Agnes lächelte befriedigt. »Wilken hatte im Wert von mehreren Schillingen Safran bei sich. Den konnte er also nur von Euch haben?«
    Der junge Händler machte einen verstörten Eindruck. »Gekauft hat er nichts. Ich habe auch nicht bemerkt, dass er etwas gestohlen hat. Dann muss er es woanders herhaben.«
    »Kann er es aus der zerbrochenen Kiste oben in Eurem Lager haben?«
    Schäfermann atmete tief durch und antwortete dann sehr vorsichtig: »Möglich.«
    »Habt Ihr die zerbrochene Kiste noch?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid. Ich habe den Safran schon umgefüllt und die Kiste im Küchenfeuer verbrannt. Ihr seid leider zu spät.«
    Ludolf warf ein: »Ich schaue schnell mal nach.« Schon eilte er los zur Treppe.
    »Das dürft Ihr nicht!« Röttger Schäfermann wollte sich ihm in den Weg stellen, aber sofort waren die Wachen wieder zur Stelle und hielten den jungen Händler an den Armen fest.
    »Schon gut, schon gut, meine Herren. Soll er doch gucken.« Ärgerlich schüttelte er die Soldaten ab.
    Erbost wandte er sich an den Bürgermeister: »Das wird Euch noch teuer zu stehen kommen. In einem Jahr ist Euer Haus pleite. Und alle, die Euch unterstützen, werden ganz schnell folgen. Der heutige Tag wird Euch noch leid tun. Wenn Ihr mich aufhaltet, schadet Ihr Euch und Minden.«
    Von Bucken gab nur eine kurze Antwort: »Warten wir’s ab.«
    Alle Anwesenden horchten gespannt. Ludolf war jetzt wohl oben im zweiten Stock angekommen. Wenige Augenblicke später hörte man seine schnellen Schritte auf der Treppe. Dann stand er auch schon wieder im Kontor. Er hielt einen zerbrochenen kleinen Kasten in der Hand.
    »Der Safran war zwar schon eingesammelt, aber die Kiste war noch da.«
    Langsam kam er auf Röttger Schäfermann zu und betrachtete dabei genau die eine Kante. »Wie man sieht, ist hier Blut.«
    »Ja und? Ich habe mich beim Umfüllen an Splittern verletzt.« Dabei zeigte der junge Händler eine kleine frische Wunde an seinem Finger.
    Ludolf tat so, als beachtete er diesen Einwand gar nicht. Wieder umrundete er den Händler. Es war fast so, als spräche er mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Abgesehen davon, dass die Kiste eigentlich schon im Küchenherd verbrannt sein sollte, ist es schon ein großer Zufall, dass sie aus dem gleichen Holz ist wie die Splitter in Wilkens Wunde.«
    »Solche Kisten gibt es bestimmt zuhauf hier in Minden.«
    »Schon. Aber zweierlei ist zu bedenken. Erstens: Ich habe hier einen größeren Splitter aus der Wunde des Toten.«
    Der Möllenbecker holte ein kleines Stück aus seiner Westentasche und hielt es nun an eine der Stellen, wo Holz abgesplittert war. Es passte tatsächlich.
    »Der Splitter gehört also zu dieser Kiste. Und zweitens hatte Wilken überall in seinem Haar und seiner Kleidung Safran verteilt, als wäre es über ihm ausgeschüttet worden.«
    Jetzt blieb er genau vor Schäfermann stehen. Die beiden Männer schauten sich einen Moment lang an. Keiner sagte etwas, keiner verzog eine Miene. Für Gefühlsausbrüche war es nunmehr zu
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