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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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1
     
    Fechter wider Willen
     
    A ls die Goyaz auf dem Flugfeld von Novorecife aufsetzte, dröhnte es aus den Lautsprechern: »Chegamos; todos passageiros fora! Wir sind angekommen; alle Passagiere aussteigen!«
    Luftschleusen zischten, Türen knallten, und die Passagiere trotteten die Landerampe hinunter. Für Terraner, die zum ersten Mal den Planeten betraten, waren die spektakulären Wolkenformationen und die eigentümliche Vegetation mit ihren grünen, rosafarbenen, blauen und lilafarbenen Laubblättern immer wieder ein verblüffender Anblick. Gierig sogen sie die warme subtropische Frühlingsluft ein.
    Am Fuß der Rampe stand Cristóváo Abreu, der fette Sicherheitsoffizier, um sie in Empfang zu nehmen. Die zwölf Touristen der Reiseagentur ›Fliegender Teppich‹, zu erkennen an ihren roten Armbinden, bildeten einen geschlossenen Block in der Mitte der Schlange. Abreu entdeckte ihren Leiter, Fergus Reith, der wie ein aufgeregter Schäferhund um sie herumflitzte, seine Schäfchen zählte und sie gestenreich in Reih und Glied scheuchte. Dieser blasse junge Mann mit seinem karottenroten Haar machte auf Abreu nicht gerade den Eindruck eines souveränen, furchtlosen Führers. Mit dem Instinkt des altgedienten Polizisten witterte Abreu, dass es mit dieser Gruppe noch einiges an Ärger geben würde.
    Wenig später scharten sich die zwölf Touristen und ihr Reiseleiter um die Schalter im Zollabfertigungsraum. Unter der Oberaufsicht eines finster blickenden großgewachsenen Russen durchstöberten die Zollbeamten ihr Gepäck.
    Otto Schwerin, der untersetzte Tourist mit den schlechten Zähnen, der über und über mit Kameras behängt war, bekam Ärger. Ein paar seiner Kameras waren weder klein genug, um sie in der Hand zu verstecken, noch waren sie mit dem vorgeschriebenen Selbstzerstörungsmechanismus ausgerüstet. Trotz wortreicher Protesttiraden in einer Mischung aus Deutsch und gebrochenem Englisch musste er sie schließlich gegen eine Quittung hinterlegen.
    Nachdem sie den Zoll passiert hatten, wurde ihnen fast eine Art Staatsempfang zuteil. Der Comandante, der silberhaarige William Desmond Kennedy, schüttelte jedem einzelnen persönlich die Hand und stellte ihnen Sicherheitsoffizier Abreu, Rechnungsprüfer Angioletti und Richter Keshavachandra vor.
    »Sie sind Berühmtheiten«, sagte Kennedy. »Die erste organisierte Reisegruppe auf Krishna. Zwar kommen schon seit Jahrzehnten Erdbewohner zu Besuch auf diesen Planeten, aber der Großteil davon waren Wissenschaftler, Abenteurer, Missionare und Beamte. Dies darf mit Fug und Recht als der Beginn des organisierten Tourismus bezeichnet werden.«
    »Dann ist also die Reiseagentur ›Reich der Mitte‹ noch nicht aufgetaucht?« erkundigte sich Fergus Reith.
    »Nein, Sir. Sie sind die ersten.«
    »Das freut mich. Es gab nämlich einen Wettlauf zwischen den Reiseveranstaltern, wer es schaffen würde, die erste Gruppe nach Krishna zu bringen, und wir dachten schon, die Chinesen wären schneller als wir. Schließlich kann unsere Firma mit den Mitteln eines staatlichen Unternehmens kaum ernsthaft konkurrieren. Aber wenn ich das Kompliment zurückgeben darf, Mr. Kennedy: Sie sind selbst so etwas wie eine Berühmtheit. Die terranische Presse nennt Sie den erfolgreichsten aller terranischen Verwalter auf fremden Planeten.«
    »Tut sie das? Das schmeichelt mir sehr. Aber Sie dürfen nicht vergessen, Mister – eh – Reith, wir Iren galten schon in den Zeiten des Britischen Weltreichs immer als sehr erfolgreiche Kolonialverwalter.« Kennedy gab ein leises Kichern von sich. »Da wir in einer Atmosphäre von Gastlichkeit, Schmeichelei, Verrat und Mord großgeworden waren, waren wir nicht überrascht, als wir diese Dinge auch in den Kolonien antrafen.«
    Ein kleiner, an ein Eichhörnchen erinnernder Mann kam in diesem Moment herein. »Darf ich Ihnen Senhor Herculeu Castanhoso vorstellen, den Assistenten von Senhor Abreu?« fragte Kennedy. »Er ist für Ihre Ausstattung und Betreuung zuständig.«
    Castanhoso führte die Gruppe zu ihren Quartieren. Als Reith sein Portugiesisch an ihm ausprobierte, musste er lachen.
    »Que esta cbmico, o Senhor Dom Herculeu?« fragte Reith verdutzt.
    »Verzeihen Sie mir«, erwiderte Castanhoso, »aber ich habe mich über Ihre europäische Aussprache gewundert.«
    »Nun, der Sprecher auf den Schallplatten, nach denen ich gelernt habe, sprach europäisches Portugiesisch.«
    »Bern. Unsere brasilianische Form, wie wir sie bei den Viagens
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