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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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Prolog
    Es war ein typischer Brooklyner Samstagmorgen gewesen. Nichts Außergewöhnliches. Nichts, was mich hätte vermuten lassen können, dass dieser Tag mein ganzes Leben verändern würde. Absolut gar nichts.
    Ich war früh aufgestanden, um mir Zeichentrickfilme anzusehen. Es machte mir nichts aus, früh aufzustehen, wenn ich dafür ein paar Stunden mit Bugs Bunny und seinen Freunden verbringen konnte. Ich stand nur nicht gern auf, um zur Schule zu gehen. Schon damals mochte ich Schule nicht besonders. An Wochentagen musste Dad mich immer an den Füßen kitzeln, um mich aus dem Bett zu kriegen.
    An Samstagen war das anders.
    Ich glaube, Dad ging es genauso. Mit den Samstagen, meine ich. Er war sowieso immer der Erste von uns, der morgens aufstand, aber an Samstagen stand er immer besonders früh auf. Und statt Haferbrei mit braunem Zucker, wie an Wochentagen, machte er mir samstags zum Frühstück immer Arme Ritter. Mom, die den Geruch von Ahornsirup auf nüchternen Magen nicht ertrug, blieb dann immer im Bett, bis unsere Teller vorgespült in der Geschirrspülmaschine standen, der Küchentresen abgewischt war und der Geruch sich verflüchtigt hatte.
    An diesem Samstag – es war der erste nach meinem sechsten Geburtstag – machten Dad und ich Teller und Küchentresen sauber, und dann ging ich wieder Zeichentrickfilme gucken. Ich weiß nicht mehr genau, was gerade lief, als Dad reinkam, um Tschüss zu sagen, aber es muss ein lustiger Film gewesen sein, denn ich wünschte, Dad würde schnell machen und endlich gehen.
    »Ich dreh dann mal eine Laufrunde«, sagte er und gab mir einen Kuss auf den Kopf. »Bis nachher, Suze.«
    »Tschüss«, sagte ich. Ich glaube, ich habe mir nicht mal die Mühe gemacht, ihn anzuschauen. Ich wusste ja, wie er aussah. Großer, kräftiger Kerl mit dichtem dunklen Haar, das an manchen Stellen schon grau wurde. An dem Tag trug er eine graue Jogginghose und ein T-Shirt, auf dem stand: HOMEPORT, MENEMSHA, RUND UMS JAHR FRISCHE MEERESFRÜCHTE . Er hatte es sich auf unserer letzten Reise nach Martha’s Vineyard gekauft.
    Keiner von uns hätte damals ahnen können, dass dies das letzte Kleidungsstück sein würde, das er zu Lebzeiten trug.
    »Willst du wirklich nicht mit in den Park kommen?«, fragte Dad.
    »Da-ad«, antwortete ich, völlig entsetzt bei dem Gedanken, ich könnte eine Minute von meinen Zeichentrickfilmen verpassen. »Nein.«
    »Wie du meinst«, entgegnete er. »Sag deiner Mom, im Kühlschrank steht frisch gepresster Orangensaft.«
    »Mach ich. Tschüss.«
    Und dann ging er.
    Hätte ich etwas anders gemacht, wenn ich gewusst hätte, dass dies das letzte Mal war, dass ich ihn sah – lebendig zumindest? Natürlich. Ich wäre mit in den Park gegangen. Ich hätte ihn gezwungen zu gehen statt zu laufen. Besser gesagt, hätte ich gewusst, dass er einen Herzanfall erleiden und auf dem Joggingpfad sterben würde, vor fremden Leuten, hätte ich ihn von vornherein dran gehindert, in den Park zu gehen, und ihn stattdessen zum Arzt geschleift.
    Nur dass ich es eben nicht gewusst hatte. Woher auch?
    Woher?

Kapitel 1
    I ch entdeckte den Stein genau an der Stelle, die Mrs Gutierrez mir genannt hatte: unter den tief hängenden Zweigen des wuchernden Eibischbaums in ihrem hinteren Garten. Ich knipste die Taschenlampe aus. Zwar hatten wir in dieser Nacht Vollmond, aber der Wind hatte eine dicke Wolkenschicht vom Meer herübergeweht, und der nasskalte Nebel tat ein Übriges, um die Sicht auf null zu reduzieren.
    Aber jetzt brauchte ich kein Licht mehr – ich musste nur noch graben. Ich stieß meine Finger in die feuchte, weiche Erde und hob den Stein an. Er war nicht schwer und ließ sich mühelos bewegen. Ich tastete nach der Blechschachtel, von der Mrs Gutierrez mir versichert hatte, dass ich sie hier finden würde …
    Aber sie war nicht da. Meine Finger fanden nichts außer feuchter Erde.
    Plötzlich hörte ich einen Zweig knacken. Wie unter dem Gewicht eines Fußes. Ganz in der Nähe.
    Ich erstarrte. Schließlich befand ich mich hier auf fremdem Grund, und von den Beamten der Polizei von Carmel nach Hause gebracht zu werden, war so ziemlich das Letzte, was ich gebrauchen konnte.
    Das war schon zu oft passiert.
    Mein Herz hämmerte, als ich fieberhaft nach einer Ausrede für meinen nächtlichen Ausflug suchte. Doch dann erkannte ich die schlanke Gestalt, die sich schwarz von der dunklen Umgebung abhob und nur ein paar Meter von mir entfernt stand. Immer noch wummerte mein Puls in
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