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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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der Welt.«
    Ich griff nach seiner Hand. »Ich freue mich aus einem anderen Grund, dich zu sehen. Ich wollte mich bei dir bedanken.«
    »Bedanken?« Dad war verwirrt. »Wofür denn?«
    »Für das, was du für Jesse getan hast.«
    »Für Jesse?« Mit gespielter Bescheidenheit tat er so, als würde er meine Hand loslassen, als ihm dämmerte, was ich meinte. »Ach, das …«
    »Ja, das! « Ich hielt seine Hand fester. »Dad, Jesse hat mir alles erzählt. Wenn du ihn nicht ins Krankenhaus geschickt hättest, hätte ich ihn für immer verloren.«
    »Ach, komm …«, sagte er verlegen, als wünschte er sich, ganz woanders zu sein. Und irgendwie machte er auf mich den Eindruck, als wäre er tatsächlich schon fast »woanders«. Er wirkte sehr viel … unstofflicher als sonst. »Denk daran, du hast geweint und nach mir gerufen, als du eigentlich nach Jesse hättest rufen sollen.«
    »Ich dachte, Jesse wäre schon fort«, sagte ich. »Deswegen habe ich dich gerufen. Du warst immer für mich da, wenn ich dich gebraucht habe. Und auch diesmal. Du hast ihn gerettet, Dad. Ich wollte dich nur wissen lassen, wie viel mir das bedeutet. Vor allem wo du ja nicht gerade … angetan warst von meinem Plan.«
    Dad rückte wie beiläufig meine Orchidee zurecht. Aber seine Finger wollten die Blume nicht so recht zu fassen kriegen. Sie schienen zunehmend durch die Blüte hindurchzugreifen. Jetzt wurde mir klar, was gerade passierte. Ich konnte nichts tun als zuzuschauen. Tränen stiegen mir in die Augen.
    »Ja, tut mir leid«, sagte er in Bezug auf unsere Auseinandersetzung über meinen Plan, in die Vergangenheit zu reisen, um Jesse zu »retten«. Mit jedem Wort, das er sprach, verschwand mehr und mehr von ihm. Und das wirkte nicht nur so durch den Tränenschleier vor meinen Augen. »Ich dachte nur, wenn du zurückreist und mir das Leben rettest, dann … dann wären die letzten zehn Jahre, die ich hier verbracht habe … völlig umsonst gewesen.«
    »Sie waren nicht umsonst, Dad.« Ich hielt seine Hand so fest wie möglich in meiner, aber ich fühlte bereits, wie er mir entglitt. »Du hast mir und Jesse geholfen. Jetzt bist du endlich bereit, weiterzugehen. Sieh selbst.«
    Dad schaute an sich herunter und blickte mich dann perplex an.
    »Es ist schon okay, Dad«, sagte ich und wischte mir mit der freien Hand die Tränen aus dem Gesicht.
    Er war jetzt schon fast nicht mehr zu erkennen – nur noch ein schwacher Farb- und Lichtschein und eine flüchtige Berührung in meiner Hand. Aber ich konnte sehen, dass er lächelte. Lächelte und gleichzeitig weinte. So wie ich. »Ich werde dich vermissen.«
    »Pass auf deine Mutter auf«, sagte er schnell, als hätte er Angst, den Satz nicht mehr beenden zu können.
    »Das werde ich«, versprach ich.
    »Und sei brav.«
    »War ich das jemals nicht?« Es sollte ein Scherz sein, aber mir versagte dabei die Stimme.
    Er schimmerte noch einmal, dann war er verschwunden.
    Für immer.
    Es dauerte noch einige Zeit, bis ich zu Jesse zurückgehen konnte. Lange noch stand ich hinter den Palmen und weinte leise vor mich hin. Dann brauchte ich noch einmal genauso lange, um den Schaden zu beheben, den mein Make-up dabei erlitten hatte. Als ich schließlich zu Jesse zurückkehrte, fragte er lächelnd: »Ist er fort?«
    »Er ist fort«, sagte ich tonlos. Dann erschrak ich.
    »Jesse! Soll das heißen, du … du konntest ihn …?«
    »… ihn sehen, wie er mit dir gesprochen hat?« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. »Ja, konnte ich.«
    »Du kannst …« Nein, das war doch nicht möglich … »Du kannst …«
    »Geister sehen und mit ihnen sprechen? Scheint so. Wieso? Hast du damit ein Problem?«
    »Nein, nein, aber das hieße ja … das heißt ja, dass du ein … dass du ein …«
    »Querida …« Jesse zog mich an sich. »Lass uns tanzen.«
    Ich war völlig aus der Fassung. Jesse – mein Jesse – war kein Geist mehr. Jetzt war er ein Mittler.
    Wie ich.
    »Ich verstehe nur nicht«, flüsterte Jesse mir ins Ohr, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spürte, »warum er so lange gebraucht hat.«
    Ich hörte kaum hin und genoss nur den Augenblick in seinen Armen. Jesse ist ein Mittler, war alles, woran ich denken konnte. Jesse ist jetzt ein Mittler.
    »Dein Vater, meine ich«, fuhr Jesse unbeirrt fort. »Warum er erst jetzt weitergegangen ist.«
    Ich schlang ihm die Arme um den Hals und hoffte, das würde seine Frage beantworten.
    »Weißt du es wirklich nicht?«, fragte ich.
    Er schüttelte den
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